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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 23.01.2004 06:00

ETH World Showcase mit Walter Caseri
Elektronisches Papier bald Wirklichkeit?

Ob Plakatwand, Wohnungstapete oder Zeitschrift, bald schon könnten diese Erzeugnisse auf elektronisches Papier gedruckt werden. Dabei verschmelzen die Vorteile von Bildschirm und Papier. An dieser Entwicklung ist die ETH dank eines neuen Halbleiters massgeblich beteiligt.

Von Roberto Stefāno

"Bereits in zehn Jahren wird das elektronische Papier Realität sein", vermutet Walter Caseri anlässlich des ETH World Showcases von letztem Mittwoch. Und ergänzt, dass dies eine eher vorsichtige Prognose sei, da er bereits in den nächsten Jahren erste Prototypen der flexiblen Bildschirme erwarte.

Revolutionäre Technologie

Die grossflächige Einführung eines elektronischen Papiers, das nicht viel teurer als ein herkömmliches Zellstoff-Blatt sein wird, dürfte den menschlichen Alltag stark beeinflussen und eine grössere Revolution darstellen, als es beispielsweise die Einführung des Handys war. Schliesslich verbindet das elektronische Papier die Vorteile von Papier mit jenen eines Bildschirms, indem es leicht, mobil, unzerbrechlich sowie falt- und rollbar sein wird. Zudem gibt es Systeme in Entwicklung, die lediglich eine Energiezufuhr zur Änderung, aber nicht zur Aufrechterhaltung des Bildes benötigen. Ferner kann elektronisches Papier mehrmals beschrieben werden und bietet die Möglichkeit, Texte und Abbildungen auf einem Blatt nach belieben neu zu strukturieren.

Faszinierende Anwendungsmöglichkeiten

So könnten die Speisekarten in den Restaurants jederzeit modifiziert oder die Preis- und Reklameschilder im Detailhandel schnell und ohne Aufwand umgeschrieben werden. Man hätte weiter die Möglichkeit, auf grossflächigen Werbeplakaten Videosequenzen abzuspielen oder wöchentlich ein neues Tapetenmuster an die Wand zu zaubern. Besonders betroffen wären natürlich die Zeitungen, Zeitschriften und Bücher, die man beispielsweise aus dem Internet herunter lädt, um sie später bequem in Zug und Bus zu lesen.

Neues Magnus-Salz als Halbleiter

An der Entwicklung einer kritischen Komponente für das elektronische Papier ist das Departement für Materialwissenschaft, insbesondere die Gruppe Polymertechnologie (1), wesentlich beteiligt. Denn weiterentwickelte Magnus-Salze, welche als Halbleiter für die neue Technologie eingesetzt werden, könnten den rollbaren Bildschirm ermöglichen. Wichtig ist nämlich, dass die benötigten Halbleiter drei Eigenschaften aufweisen, damit sie in diesem Bereich eingesetzt werden können: Sie müssen falt- und rollbar sein, eine einfache Verarbeitung zu dünnen Schichten ermöglichen und gegen Licht, Luft und Feuchtigkeit beständig sein.

Das elektronische Papier kann grossflächig bedruckt werden und bietet dieselben Vorteile wie herkömmliches Zellstoffpapier

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Schon heute gibt es einen farbigen, allerdings starren E-Ink-Bildschirm, der ohne permanente Stromquelle auskommt.

Gekocht läuft's noch besser

Weder herkömmliche Silizium-Halbleiter noch bisher verwendete organische Polymere genügten diesen Anforderungen. Ein neues Magnus-Salz dagegen erfüllt die Vorgaben vorzüglich, besonders was die Beständigkeit gegen äussere Einflüsse betrifft. So stellte sich bei einem mit dem neuen Magnus-Salz hergestellten Transistor nach zwölfstündiger Kochzeit bei 90 Grad keine Verschlechterung, sondern gar eine leichte Verbesserung der Transistor-Eigenschaften ein.

Zwei Prinzipien zur Bilddarstellung

Neben dem Halbleiter muss auch ein geeignetes Bilddarstellungssystem gefunden werden, damit das elektronische Papier Wirklichkeit wird. Hierzu gibt es bereits zwei brauchbare Prinzipien der Firmen Gyricon und E-Ink, die mit Hilfe von entgegengesetzt geladenen Kugeln ein Bild erzeugen. Bei Gyricon sind die Kugeln zur Hälfte schwarz und weiss eingefärbt und bilden, je nach äusserem elektrischen Feld, einen hellen oder dunklen Bildpunkt. E-Ink verfolgt ein ähnliches Prinzip bei dem entweder schwarze oder weisse Kugeln, die in Kapseln eingeschlossen sind, an die Oberfläche gelangen. Werden zudem Farbfilter eingesetzt, ist sogar eine farbige Darstellung möglich. Da diese Bildschirme nur für den Bildwechsel aber nicht für die Aufrechterhaltung des Bildes Energie brauchen, nicht flimmern und mit 0.2 mm ziemlich dünn sind, bieten sie sich für die Anwendung im roll- und faltbaren Bildschirm geradezu an.

ETH an neuem Magnus-Salz-Patent beteiligt

Damit scheinen die Grundlagen für das elektronische Papier mittlerweile vorhanden und auch das Anwendungspotenzial gegeben. Zudem ist die Technologie für die kommerzielle Verwertung der rollbaren Bildschirme weit fortgeschritten, sodass mit einer baldigen Einführung des elektronischen Papiers gerechnet werden kann. Dies ist auch für die ETH interessant, schliesslich ist sie über die Firma Plastic Logic am Patent des neuen Magnus-Salzes beteiligt.


Literaturhinweise:
• "ETH Life"-Artikel zum rollbaren Bildschirm: www.ethlife.ethz.ch/articles/rollbildschirme.html

Fussnoten:
(1) Polymer Technology: http://mat.ethz.ch/d-werk/smith/smith.html



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