ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
Print-Version Drucken
Publiziert: 25.06.2003 06:00

Aktionswoche der AI-Hochschulgruppe Zürich zu Menschenrechtsverletzungen in Russland
Hinsehen - nicht wegschauen

In dieser Woche führt die Amnesty International (AI) Hochschulgruppe Zürich eine Reihe von Veranstaltungen an der Universität und der ETH Zürich durch, um die Öffentlichkeit auf die Menschenrechtssituation in Russland aufmerksam zu machen. Markus Hänchen, Doktorand am ETH-Institut für Verfahrenstechnik, ist Mitglied des Vorstands der AI-Hochschulgruppe. "Wichtig ist, hinzuschauen und nicht wegzusehen, als ginge uns das Problem nicht an," begründet er sein Engagement.

Von Regina Schwendener

Die Schreckenszeit des Archipel Gulag habe mit dem Zerfall der Sowjetunion kein Ende genommen - ein Eindruck, den man im "Westen" gewinnen konnte. Aus diesem Grunde führt Amnesty International seit letztem Herbst eine weltweite Kampagne zur Menschenrechtssituation in Russland durch, sagt Veronika Sutter vom Amnesty International Regionalzentrum Zürich. Seit einigen Jahren würden sich die Anzeichen mehren, dass Verstösse gegen die Menschenrechte eher noch zugenommen haben. Sutter: "Besonders gefährdet sind sozial Schwächere, Frauen, Kinder und Angehörige ethnischer Minderheiten. Der Handel mit Frauen gehört zur Tagesordnung. Dasselbe gilt für Folter und Misshandlungen in Gefängnissen und auf Polizeistationen."

Die Polizei kontrolliert laut Amnesty auf den Strassen Russlands gern die Papiere von "ausländisch" aussehenden Personen. Photo (c) Dmitry Lebedev/Kommersant


AI-Hochschulgruppe ist fast 20

Die AI-Hochschulgruppe wurde 1984 gegründet und zählt laut Vorstandsmitglied Hänchen heute 150 Mitglieder. Die Mitglieder würden sich vornehmlich aus Studierenden von Uni und ETH und ehemaligen Professoren zusammensetzen. Aktiv sind im Moment etwa 50 Studierende und eine Handvoll Doktorierende. "Die Professorenschaft steht den Anliegen von Amnesty offen gegenüber. Hier erhalten wir auch die grösste finanzielle Unterstützung", freut er sich. Ein Problem, den Mitgliederbestand konstant zu halten oder zu steigern, sieht Hänchen nicht im Desinteresse, sondern im permanenten Wechsel der Hochschulangehörigen. So sei eine Spezialisierung, die Kontinuität benötigt, wie die "Adoption" - Betreuung und Unterstützung - eines politischen Gefangenen, nicht möglich. Neben Fundraising für die Finanzierung lokaler Aktivitäten und der Arbeit von AI-Mitarbeitenden auf der ganzen Welt sind die wichtigsten Tätigkeiten der Hochschulgruppe das Verfassen und Verschicken von Aktionsbriefen, die Koordination mit anderen Menschenrechtgruppierungen, das Organisieren von Standaktionen, von Vorträgen und Ausstellungen - etwa zwei bis drei pro Semester. Mit diesen Aktivitäten versuche man die Studierenden, Lehrkräfte und Mitarbeitende von Uni und ETH anzusprechen. - Und der Lohn? - "Die Arbeit ist idealistischer Natur - unentgeltlich und überzeugt engagiert", sagt Markus Hänchen.




weitermehr

Protest ausländischer Studierender auf einer Moskauer Strasse: Sie wehren sich gegen den neu entstandenen Rassismus im Land. Foto:zVg gross

Anastasia, Alexandr und Natalia - zwischen 20 und 25 Jahren alt - sind drei von zehn russischen Gästen, die auf Einladung der Schweizer Sektion von Amnesty International derzeit die Schweiz bereisen. Anastasia koordiniert in Krasnodar die Hotline des Frauenzentrums "Obereg", das gegen den Frauenhandel kämpft. Alexandr verlor letztes Jahr seine schwangere Frau, die einem brutalen rassistischen Übergriff zum Opfer fiel. Heute ist er beim Zentrum für sozialen und rechtlichen Schutz von Roma in Pskov tätig. Natalia arbeitet für die Gesellschaft Memorial in der "vergessenen" Gulag-Stadt Norilsk.

Podiumsdiskussion und "Russendisko"

In und vor den Mensen von Uni Zentrum, ETH Zentrum (in der Polyterrasse nur heute Mittwoch) und Uni/ETH Irchel findet eine "russische Aktionswoche" mit russischen Speisen, aber auch mit informellen Standaktionen statt. Als eigentlicher Höhepunkt der Aktionswoche ist morgen Donnerstag, 26. Juni, eine Podiumsdiskussion an der ETH (Zentrum, HG D7.1, 18.15 Uhr) geplant, die vom ehemaligen Tages-Anzeiger-Korrespondent für Russland, Roman Berger, moderiert wird.

Den thematischen Rahmen der Diskussion bildet die allgemeine Menschenrechtslage in Russland. Als besondere Schwerpunkte sollen jedoch die Situation der Frauen und der Frauenhandel sowie der nach wie vor akute Tschetschenienkonflikt erörtert werden. Als Podiumsgäste sind Eva Mäder (Historikerin am Slavistikseminar der Uni Zürich, Spezialistin für Sowjetunion und Frauenfragen), Lukas Labhardt (Kampagnen-Koordinator Amnesty International Schweiz), Elisabeth Petersen (Anwältin, seit Jahren für Menschenrechte und Friedensfragen im Kaukasus engagiert), Anastasia Denisova (engagiert sich in Russland gegen Frauenhandel, ist Koordinatorin des Frauenzentrums "Obereg" und Freiwillige bei "Jur-Inform") sowie weitere russische Aktivistinnen und Aktivisten eingeladen.

Zum Abschluss der Aktion wird am Samstag, 28. Juni, (ab 22 Uhr) eine "Russendisko" mit DJ Mushishena sowie russischen Hits und Schlagern im "Ego" an der Badenerstrasse 97 stattfinden. Die Einnahmen dieser Veranstaltung gehen an Amnesty International.




Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!