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Rubrik: Tagesberichte |
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Aufrichte an der ETH Hönggerberg Damit es nicht pfeift im Gebälk |
Letzten Freitag fand an der ETH Hönggerberg das Aufrichte-Fest für die neu erstellten Rohbauten der dritten Ausbauetappe statt. Damit bedankt sich die ETH als Bauherrin bei den Arbeitern und Architekten für die rasante Erstellung der Gebäude und die konstruktive Zusammenarbeit. Von Roberto Stefāno Die Aufrichte sieht auf eine lange Tradition zurück. Bereits im Mittelalter, mit dem Aufkommen der Zünfte, fanden die Richtfeiern erstmals Erwähnung in der Geschichte. Sobald der Rohbau hochgezogen ist und die Zimmerleute das Gebälk für das Dach erstellt haben, dankt der Bauherr mit diesem Fest den am Bau beteiligten Personen. - Sollte der Bauherr jedoch auf diese Festlichkeit verzichten, rächen sich die Zimmerleute, indem sie das Gebälk soweit bearbeiten, dass es in windigen Nächten pfeift. So jedenfalls will es der Brauch. Dank an die Bauarbeiter Diese Vergeltung wird im Falle der Gebäude aus der zweiten Bauphase nun sicher ausbleiben. Einerseits, weil dort keine Giebeldächer vorhanden sind und anderseits, weil sich die ETH mit einem rauschenden Fest bedankte. Das war auch berechtigt, da man mit den Arbeiten vollauf zufrieden ist. Die Projektleiter Martin Moll und René Müller von der Bauabteilung der ETH schätzen die Kooperation mit dem Totalunternehmen HRS Hauser Rutishauser Suter AG. Übereinstimmend erklären sie: "Das Unternehmen verfügt über ein sehr gutes Management und eine perfekte Planung." Weltweites Interesse Vor allem die schnelle Arbeitsweise wird von beiden hervorgehoben. Im Oktober 2001 wurde mit dem Aushub begonnen. Bis Ende Februar musste eine Erdmasse von rund 36'000 Lastwagen-Ladungen weggekarrt werden; erst dann konnte mit dem Fundament begonnen werden. "Es ist eine beachtliche Leistung, innerhalb von neun Monaten den ganzen Rohbau hochzuziehen", lobt Martin Moll.
Auch Gerhard Schmitt, Vizepräsident Planung und Logistik der ETH, bedankte sich in seiner Rede zu den rund 370 anwesenden Gästen für die ausserordentliche Leistung aller Projektbeteiligten. Der gesamte Aufbau werde über die Live-Webcam (1) weltweit rege mitverfolgt, "wenngleich einige das Angebot nur nutzen, um sich über das Wetter in Zürich zu informieren." Zudem rühmte auch Schmitt, in welch kurzer Zeit der Rohbau erstellt wurde. Keine Verzögerungen durch Streik Nicht einmal ein unvorhersehbares Ereignis hinderte die Einhaltung des knappen Zeitplanes: Der Bauarbeiter-Streik vom 4. November hatte keinen Einfluss auf das Bauprojekt. Obwohl auch auf dem Hönggberg die Maschinen an diesem Tag stillstanden, wurde diese Verzögerung leicht verschmerzt.
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"Die Aufrichte stellt nun einen weiteren Meilenstein in der Vollendung der dritten Bauetappe dar", bemerken die beiden Projektleiter. In der zweiten Bauphase wurde bisher die Verlängerung des Verbindungstraktes und die zwei grossen Laborgebäude, die sogenannten Fingertrakte, im Rohbau erstellt. Integriert sind anliegend je zwei südliche und nördliche Hofausbauten. Die Gebäude bieten insgesamt 600 Arbeitsplätze für Personal und Doktorierende und 240 Praktikumsplätze in Studierendenlabors.
Erfahrungen aus der 1. Phase Während die erste Bauphase noch eine grosse Herausforderung für alle Beteiligte darstellte, gestaltete sich der zweite Abschnitt bisher einfacher. "In der ersten Phase musste alles erarbeitet werden. Dies führte zu einem unheimlichen Stress", erinnert sich Martin Moll. Und René Müller ergänzt: "Das Gebäude ist optimiert und verbessert worden". Doch wie bei allen Bauprojekten besteht immer wieder ein Verbesserungspotential, obwohl man aus den Erfahrungen der ersten Phase stark profitieren konnte. Und wer die neusten ETH-Technologien in den Gebäuden erwartet, muss leider enttäuscht werden. Die Konstrukteure setzten auf Technologien, die sich bereits in anderen Bauten bewährt haben. Dazu René Müller: "Allenfalls werden Produkte benutzt, die an der ETH entwickelt wurden. Doch wir können kein Spielfeld für die ETH-Forschung sein."
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Literaturhinweise:
Fussnoten:
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