ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
Print-Version Drucken
Publiziert: 24.08.2005 06:00

Vernissage zur Ausstellung "1855: Graphik aus der Mitte des 19. Jahrhunderts"
Revolution, Umsturz und Neubeginn

Druckgraphik aus der Zeit, als die ETH Zürich gegündet wurde, zeigt die Graphische Sammlung bis zum 21. Oktober in einer Ausstellung, die gestern Dienstag eröffnet wurde. Sie folgt den Ausstellungen "Europäische Druckgraphik 1450 – 1750. Ausgewählte Meisterwerke" und "Landschaften. Schweizer Zeichnungen 1750 – 1850" und stiess, wie ihre Vorgänger, auf grosses Interesse.

Regina Schwendener

Gestern Dienstag eröffnete Paul Tanner, Leiter der Graphischen Sammlung der ETH Zürich, eine weitere Ausstellung im Rahmen des 150-Jahr-Jubiläums der ETH, diesmal zur Graphik aus der Mitte des 19. Jahrhunderts – rund um das Gründungsjahr des Polytechnikums in Zürich. Wenn es um Druckgraphik des 19. Jahrhunderts geht, so Tanner, stehe entweder jene des frühen oder jene des späten 19. Jahrhunderts im Blickfeld der Forschung und der Ausstellungen: Graphik des Klassizismus und der Romantik zu Beginn, die Anfänge der Graphik der Moderne am Ende des Jahrhunderts. "Doch auch um 1855, das Gründungsjahr der ETH Zürich, ist interessante Graphik entstanden", verriet Paul Tanner an der Vernissage von gestern Dienstag. Anlass genug, um zu präsentieren.

Unruhe kennzeichnete 1848

Tanner machte mit seinen Gästen einen Schritt in die Vergangenheit und erinnerte an Kennzeichen des Jahres 1848 wie Revolution, Umsturz und Neubeginn. Unzählige politische Karikaturen entstanden in den Jahren davor in Europa. Als Folge dieser Umwälzungen wurde 1848 aber auch der Schweizerische Bundesstaat aus der Taufe gehoben. Nur sieben Jahre später wurde dann das Polytechnikum in Zürich eröffnet; zudem wurde eine rasante Entwicklung von Technik und Wirtschaft registriert. Eine Reaktion darauf sei gewesen, so Tanner weiter, dass eine Reihe von Künstlern der Hektik der Moderne den Rücken zuwandte und begonnen hat, das einfache Landleben, die Arbeit auf den Äckern und Wiesen darzustellen. Ein Exponent dieser künstlerischen Richtung sei Jean François Millet (1814 bis 1875) gewesen, während Charles Meryon (1821 bis 1868) dagegen Radierungen vom alten Paris schuf, das damals teilweise den neuen grossen Boulevards weichen musste.

Charles Meryon, Le Petit Pont (Radierung um 1850) im Bild links und Jean François Millet, La Grande Bergère (Radierung 1862) im Bild rechts. Bilder: Graphische Sammlung der ETH Zürich. gross


Konzert und weitere Ausstellungen

Die Ausstellungen der Graphischen Sammlung im Jubiläumsjahr (1) werden von der Hochschule für Musik und Theater Zürich mit Konzerten (freier Eintritt) begleitet. Passend zur Epoche der bildnerischen Werke erklingt Musik jener Zeit. Das dritte Konzert in dieser Reihe, "Phantasia", findet am Mittwoch, 14. September, um 18 Uhr, im Ausstellungsraum der Graphischen Sammlung statt. Zu hören sind virtuose Harfenklänge mit Nikolaz Cadoret und Emmanuel Lahoz.

Ausstellungen im Rahmen des Jubiläumsjahres "150 Jahre ETH Zürich":

auflistungszeichen 13. September - 15. Oktober: "South of Nowhere. Tracking suburbia" (Graphische Sammlung zu Gast im Swiss Institute, New York)
auflistungszeichen 9. November 2005 - 13. Januar 2006: "Von Urs Graf bis Anton Raphael Mengs. Zeichnungen aus drei Jahrhunderten" in der Graphischen Sammlung
auflistungszeichen 18. November 2005 - 15. Januar 2006: "Schweizer Druckgraphik 1980 - 2005 (Graphische Sammlung zu Gast im Helmaus, Zürich)




weitermehr

Paul Tanner, Leiter der Graphischen Sammlung, eröffnete vor einem zahlreichen Publikum die Ausstellung "1855: Graphik aus der Mitte des 19. Jahrhunderts", die bis zum 21. Oktober zu sehen sein wird. gross

Photographie als neues Medium

Das in jenen Jahren neu erfundene Medium Photographie habe für die Künstler eine neue und grosse Herausforderung dargestellt: Die visuelle Wahrnehmung veränderte sich und wirkte sich unter anderem auf die alten Bildmedien – Malerei, Zeichnung und Druckgraphik – aus. "Es gab aber auch Künstler wie den französischen Maler Camille Corot (1796-1875), welche die Lichtempfindlichkeit des Photopapiers auf besondere Weise zu nützen wussten", erzählte der Leiter der Graphischen Sammlung weiter. Eine Glasplatte sei mit einer speziellen Schicht lichtundurchlässig gemacht, beziehungsweise durch Zeichnen mit einer Nadel partiell wieder geöffnet worden. Eine so bearbeitete Glasplatte, ein Cliché verre, konnte dann wie ein Negativ zur Belichtung eines oder mehrerer Photopapiere verwendet werden, erklärte Tanner und lud die Vernissagegäste ein, sich in der Ausstellung selbst ein Bild zu machen.

Musik in der Graphischen Sammlung

Bereits die beiden letzten Ausstellungen wurden mit einem Konzert begleitet. Am 14. September folgt ein weiteres zum Thema der aktuellen. Welches ist der Hintergrund, Musik und Kunst aus der gleichen Epoche zusammenzubringen? – "Den Anstoss, im Rahmen des ETH-Jubiläums Ausstellungen und Konzerte mit Studierenden oder Angehörigen der Hochschule für Musik und Tanz in der Graphischen Sammlung durchzuführen, gab Meinrad Eberle, der Delegierte der Schulleitung für das ETH-Jubiläum", sagt Paul Tanner. "Wir fanden die Idee gut, und der Erfolg ist ja auch ganz beachtlich." Ein Konzert habe allerdings in der Semper-Aula stattfinden müssen, weil der ausgezeichnete neue Flügel von dort nicht wegbewegt werden darf. So werden oder wurden nach dieser Erfahrung eher Konzerte mit tragbaren Instrumenten veranstaltet. Wird diese Initiative eine einmalige Angelegenheit sein, oder wird sich "Musik in der Graphischen Sammlung" etablieren können? – Paul Tanner: "Es ist durchaus denkbar, dass auch in Zukunft zu der einen oder anderen Ausstellung wieder ein Konzert organisiert wird. Es ist jedoch noch nicht geplant, Konzerte fest in der Graphischen Sammlung zu etablieren."

Zwei Bücher zum Jubiläum

Welche grösseren Projekte stehen der Graphischen Sammlung in diesem Jahr noch ins Haus? Paul Tanner freut sich: "Ist die Ausstellung, die wir soeben eröffnet haben, vorüber, stehen uns noch zwei grössere Projekte bevor. Im Dezember soll als fünfte Jubiläumspublikation ein umfangreiches Buch zu unserer Sammlung erscheinen. Es ist ein Bildhandbuch mit über 300 Abbildungen. Und fast gleichzeitig mit der letzten Ausstellung hier bei uns zeigen wir im Helmhaus einen Überblick zur Schweizerischen Druckgraphik von 1980 bis heute. Auch dazu erscheint ein umfangreiches Buch. Es wurde von Eva Korazija geschrieben, die bei uns viele Jahre als Konservatorin arbeitete und seit Mitte 2001 im Ruhestand ist."


Fussnoten:
(1) Graphische Sammlung der ETH Zürich: www.gs.ethz.ch



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!