ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
Print-Version Drucken
Publiziert: 13.09.2001 06:00

Angehörige der ETH zum Terror gegen die USA
"Es betrifft jeden Einzelnen von uns"

Der Schock über die Terrorserie in den USA sitzt tief. Besonders aufwühlend war der schreckliche Tag für Personen, die aus den USA stammen oder dort wohnen. Ein ETH-Austauschstudent und zwei ETH-Angehörige schildern, wie sie von den Ereignissen erfuhren und wie sie darauf reagierten.

"Sie ging am frühen Dienstag Morgen zur Schule und sah die Tragödie aus etwa drei Kilometer Entfernung vom Washington-Square aus. Kurz nach dem zweiten Anschlag rief sie mich an und beschrieb die Ereignisse." Tim Richmond spricht von seiner Tochter, die vor zwei Wochen ihr Universitätsstudium in New York begann und erst vor kurzem in die USA umgezogen war. Noch am 27. August stand der amerikanische ETH-Biologie-Professor mit ihr auf dem Dach des World Trade Center , von wo aus sie die verschiedenen Orte der Stadt betrachteten. Auf die Frage hin, ob er als Amerikaner seine persönliche Sicherheit gefährdet sehe, antwortet Richmond: "Falls auch Anschläge gegen Amerikaner in Europa geschehen, dann wäre ich um meine Sicherheit besorgt." Er nimmt aber an, dass auch Europa ein Ziel des internationalen Terrorismus werden wird, falls nicht effektive Massnahmen gegen die Täter ergriffen werden. Weiter mag sich Richmond nicht äussern, denn die Trauer über die Ereignisse vom Dienstag sitzt tief.

M. R. arbeitet seit September letzten Jahres bei den Informatikdiensten am "Helpdesk". Sie stammt aus Kanada. Für heute Donnerstag hatte sie einen Flug nach New York gebucht, um in ihre Heimatstadt Montreal zu gelangen. Glücklicherweise bekam sie im letzten Moment doch noch einen freien Platz auf dem Direktflug. Nur, ob sie überhaupt weg kommt, bezweifelt sie, weil nach der Attentatserie alle Flughäfen in den USA und Kanada alle Flughäfen gesperrt wurden.


weitermehr

Ihre Schwester und ihrer eigenen Kinder - zwei Söhne und eine Tochter - leben in Brooklyn. Die ETH-Angestellte ist eine derjenigen, die das unglaubliche Drama, das sich seit gestern in den USA abspielt, kaum fassen kann. Gestern hat sie versucht, ihre Kinder telefonisch zu erreichen. Es war kein Durchkommen. Das bedeutete bange Stunden für sie, bis sich dann die Kinder gemeldet hatten. So hat sie erfahren, dass alle wohlauf sind. Von Brooklyn aus hat ihre Familie das Inferno in Form von Rauch und Staub miterlebt. "Zum Glück arbeitet mein Schwiegersohn in der Peripherie", atmete M.R. auf. Aber er habe nach der Arbeit nicht in die Stadt zurückfahren können. Er sei, wie viele seiner Landsleute, noch am gleichen Tag dem Aufruf zum Blutspenden gefolgt. Ihre Schwester habe ihr von den Staubmassen auf Autos und Strassen erzählt.

Auch wenn die ID-Mitarbeiterin erleichtert ist, dass ihrer Familie nichts passierte, ist sie entsetzt: "Dieser dreiste Terroranschlag, der wahrscheinlich Tausende unschuldiger Opfer gefordert hat, ist eine Kriegserklärung gegen Demokratie und Freiheit. Ich finde, es betrifft jeden Einzelnen von uns. Erschütternd ist, dass es sogenannte 'friedensliebende' Menschen gibt, die diese Tragödie bejubeln."

Der ETH-Austauschstudent Jürg Moser erlebte den aufwühlenden Tag auf dem Campus des Rensselaer Polytechnic Institutes (RPI), rund 250 Kilometer nördlich von New York City. Am Morgen verfolgte er mit anderen WG-Kollegen die Geschehnisse am Fernsehen. Als die beiden Tower des World Trade Centers einstürzten, breitete sich eine gedrückte Simmung über den Campus aus. Vorlesungen wurden gestrichen, zuerst aus eigenem Entschluss der Professoren. Um 13:00 Lokalzeit wurde dann der gesamte Universitätsbetrieb auf Geheiss der Rektorin eingestellt. Der Sicherheitsdienst markierte an neuralgischen Stellen des Campus Präsenz. Viele Studentinnen und Studenten folgten dem Blutspendenaufruf des Roten Kreuzes. Vor dem provisorisch eingerichteten Blutspendezentrum auf dem Campus bildete sich eine lange Schlange, in der viele ihren gesamten Nachmittag verbrachten.


Literaturhinweise:
Interview mit einem ETH-Sicherheitsexperten zur beispiellosen Terrorwelle in den USA: Schwerster Schock seit Vietnam
Interview mit Professor Kurt R. Spillmann zum Terror in den USA: Schwäche der offenen Gesellschaft ausgenutzt



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!