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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 11.08.2005 06:00

Vier der aktuellen EURYI-Preisträger arbeiten an der ETH
Preissegen für ETH-Spitzentalente

Ein grosser Erfolg für die ETH - und den Forschungsplatz Schweiz: Gleich vier der 25 Gewinnerinnen und Gewinner des diesjährigen EURYI-Awards 2005 wirken an dieser Hochschule. Verliehen wird der prestigeträchtige Preis (EURYI steht dabei für European Young Investigator Award) unter anderem von der European Science Foundation, dem Zusammenschluss von 20 europäischen Förderorganisationen. Er ist so hoch dotiert wie ein Nobelpreis - mit je 1 bis 1,25 Millionen Euro. Eine fünfte ETH-Forscherin hat denselben Preis für das vergangene Jahr erhalten.

Norbert Staub

Zum zweiten Mal verleihen EUROHORCS, der Zusammenschluss der europäischen Foschungsratspräsidenten sowie die Europan Science Foundation (ESF) den Preis für herausragende junge Forschende. Neben 21 anderen erhalten ihn dieses Jahr die Physikerin Ilka Brunner und die drei Biologen Lucas Pelkmans, Daniel Gerlich, Patrick Meraldi; alle vier forschen an der ETH Zürich. „Die Erfahrung zeigt, dass Wissenschaftler jene Ideen, die später zu Durchbrüchen und einem Nobelpreis führen, oft in einer frühen Phase ihrer Karriere formulieren“, begründet Bertil Andersson die Schaffung des hoch dotierten Preises. Andersson ist CEO der ESF und Mitglied des Nobel-Kommitees. „Wir müssen diese jungen Talente fördern und Europa bezüglich Kreativität und Innovation noch kompetitiver machen“, so Andersson.

Arbeiten an der Stringtheorie

Wofür haben die ETH-Forschenden ihren Preis erhalten? Ilka Brunner vom Institut für Theoretische Physik der ETH Zürich widmet sich der Stringtheorie, dem aussichtsreichsten Ansatz für die Vereinigung der Allgemeinen Relativitätstheorie mit dem Standardmodell der Teilchenphysik. Sie analysiert im Besonderen mehrdimensionale Membranen (so genannte D-Branes), die in der Stringtheorie eine sehr wichtige Rolle spielen. Die 34-Jährige ist deutsch-amerikanische Doppelbürgerin, war Postdoc an der Rutgers University (New Jersey) und am Cern und forscht seit Oktober 2004 als Postdoc an der ETH Zürich. "Der Preis eröffnet die Möglichkeit, eine eigene Gruppe aufzubauen und stellt damit einen Zwischenschritt auf dem Weg zu einer permanenten Stelle dar", sagt Ilka Bruner. Die Mittel würden fast ausschliesslich für Personal eingesetzt. Geplant sei, einen Postdoc sowie Doktoranden zu beschäftigen und Reisen und Einladungen an andere Wissenschaftler zu finanzieren.

Daniel Gerlich entwickelt Technologien, mit denen Regulationsprozesse in lebenden menschlichen Zellen quantifiziert und anschliessend im Computer modelliert werden können. Er verwendet dabei den systembiologischen Ansatz, der Netzwerke von Proteinen in Raum und Zeit erforscht. Ein gutes Beispiel für einen dynamischen Prozess ist die Zellteilung. Gerlich will die beteiligten Proteinnetzwerke und Gene identifizieren und die Zellteilung in gesunden sowie kranken Zellen vergleichen. Dies schliesslich dient dem Verständnis von Krankheiten wie Krebs. Der 33-jährige Deutsche war Postdoc am European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg und forscht seit Juli 2005 am Institut für Biochemie der ETH Zürich.


Anspruchsvolles Auswahlprozedere

Ein EURYI-Award ist mit 1 bis 1,25 Millionen Euro dotiert und ermöglicht es dem Gewinner oder der Gewinnerin, ein eigenes Forschungsteam aufzubauen. Das Auswahlverfahren ist sehr kompetitiv und erfolgt in zwei Stufen: Zuerst selektionieren die nationalen Förderorganisationen die Gesuche und leiten die besten an die European Science Foundation (ESF) weiter, welche schliesslich die 25 Gewinnerinnen und Gewinner auswählt. Dieses Jahr hat die ESF insgesamt 622 Bewerbungen erhalten. Der Schweizerische Nationalfonds kann der ESF maximal elf Kandidatinnen oder Kandidaten vorschlagen. Diese Anzahl bestimmt sich aus dem finanziellen Beitrag von 440'000 Euro, welche die Schweiz jährlich in das Programm investiert. Die EURYI Awards wurden dieses Jahr zum zweiten Mal vergeben. Auch letztes Jahr waren Gesuchstellende aus der Schweiz erfolgreich: Ausgezeichnet wurden die Informatikerin Monika Henzinger von der ETH Lausanne und die Astrophysikerin Svetlana Berdyugina von der ETH Zürich.




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Schub für die Zukunft: Vier viel versprechende ETH-Forschende können mit Hilfe des EURYI-Awards nun ihre Forschungsgruppe aufbauen (o., v.l.): Ilka Brunner, theoretische Physikerin, Lucas Pelkmans, Biologe, (u.,v.l.:) Daniel Gerlich und Patrick Meraldi, ebenfalls Biologen.

Erforschung der Zellteilung

Auch Patrick Meraldi erforscht die Zellteilung. Er interessiert sich aber für die Haftstellen (Kinetochoren), an denen die verdoppelten Chromosomen während der Zellteilung auseinandergezogen werden. Fehlerhafte Kinetochoren führen zu einer unausgewogenen Aufteilung der Chromosomen, wie sie bei Down-Syndrom-Patienten oder auch in sehr vielen Tumoren beobachtet wird.

Die Kinetochoren der menschlichen Chromosomen bestehen aus Hunderten von Proteinen, wovon nur etwa 30 bis 40 bekannt sind. Patrick Meraldi hat bereits verschiedene neue Proteine entdeckt und ist nun weiteren Kinetochor-Proteinen, ihrer Funktion und ihrer komplexen Organisation auf der Spur. Der bald 33-jährige Schweizer forscht seit April 2005 am Institut für Biochemie der ETH Zürich. "Der Preis ist für mich eine grosse Anerkennung und die ideale Art, meine seit letzten April bestehende Gruppe hier an der ETH zu starten“, sagt Meraldi. „Ich kann nun zwei Doktorats- und eine weitere Stelle besetzen und mich in den kommenden fünf Jahren aufs Forschen konzentrieren."

Transportnetzwerk durch die Zellmembran

Der dritte preisgekrönte ETH-Biologe heisst Lucas Pelkmans. Der 30-jährige Niederländer hat sein Projekt ursprünglich für das Max-Planck-Institut für Molekulare Zellbiologie in Dresden eingereicht. Inzwischen wechselte Pelkmans jedoch an die ETH - wo er von 1999 bis 2002 bereits als Doktorand bei Ari Helenius arbeitete. Sein EURYI-Projekt wird er nun am Institut für molekulare Systembiologie (IMSB) realisieren. Lucas Pelkmans untersucht, wieviele Transportwege es durch die Zellmembran gibt, wie diese Wege ein Netzwerk in Raum und Zeit bilden und wie dieses Membransystem Informationen verarbeitet und sie in physiologische Reaktionen (wie Form, Wanderung oder Anhaftung der Zelle) übersetzt (1). Solch grundlegende Prozesse sind wesentlich für das richtige Funktionieren einzelner Zellen innerhalb einer vielzelligen Umgebung. Arbeiten sie falsch, so kann sich beispielsweise ein Tumor ausbreiten. Lucas Pelkmans will diese Prozesse quantitativ analysieren, um zusammen mit Mathematikern und Computerwissenschaftlern am IMSB umfassende Voraussagemodelle zu entwickeln.

Auch für ihn bietet der Preis die Chance, sein Projekt unbelastet voranzutreiben. "Das ist genau, was junge Forschende brauchen, wenn sie eine eigene Gruppe starten. Ich habe nun finanziell genug Luft, um ein kleines Team aufzubauen", sagt Pelkmans. "Ich kann derzeit auf das zeitraubende Schreiben von Unterstützungsgesuchen verzichten und mich ganz auf die Forschung konzentrieren."


Fussnoten:
(1) Siehe dazu auch den „ETH Life“-Bericht „Neuer Pfad durch die Zelle“ vom 26. 6. 2001: www.ethlife.ethz.ch/articles/InRealTimedurchdieZ.html



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