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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 04.05.2001 06:00

Eurogate erhält Konturen
"Der Park wird den speziellen Reiz des Ortes ausmachen"

Der Tessiner Architekt Mario Campi, Professor für Architektur an der ETH Zürich, hat den Studienwettbewerb für die Überbauung "Lagerstrasse" beim Hauptbahnhof gewonnen. Campis "Europark" ist im Moment gefährdet, weil sich die UBS mit der Begründung, dass die Gleisüberbauung in der gegenwärtigen Form für sie nicht realisierbar sei, vorläufig vom Projekt zurückgezogen hat. In den Medien war zu lesen, dass die Baubewilligungen wegen der Einsprachen des Verkehrsclubs der Schweiz (VCS) Sektion Zürich blockiert werden. Im Interview nimmt Professor Campi zum Projekt Stellung.

Von Lukas Denzler und Regina Schwendener

Eigentlich hätte Mitte Juni 2001 mit dem Bau des Projekts Eurogate am Zürcher Hauptbahnhof begonnen werden sollen. Die Zeit drängt, denn auch die eng damit verflochtenen Bauten am HB im Rahmen des SBB-Projekts Bahn 2000+ sollen jetzt in Angriff genommen werden.Die UBS war letztes Jahr als neue Bauherrin aufgetreten, ein bedingter Kaufvertrag war bereits unterzeichnet.

Dieser Termin ist nun, wie die UBS vor einigen Tagen bekanntgab, in Frage gestellt. Begründung: die Erteilung der Baubewilligungen sei wegen der hängigen Einsprachen der Sektion Zürich des Verkehrs Clubs der Schweiz (VCS) blockiert. Die bisherigen Verhandlungen hätten zu keinem Ziel geführt. Eine Inkraftsetzung des bedingten Kaufvertrages auf Ende April wäre für die UBS aus Gründen unternehmerischen Risikos nicht zu verantworten gewesen. Die UBS könne weitere Vorleistungen - wie den zweistelligen Millionenbetrag im Januar dieses Jahres für die weitere Projektentwicklung - angesichts der gegenwärtigen Situation nicht vertreten. "Das Nein zu Eurogate in der jetzigen Form ist indes kein generelles Nein zu einer Überbauung beim Zürcher Hauptbahnhof", macht die UBS doch noch Hoffnung.

Die Grossbank hat das Projekt zwar für den Moment auf Eis gelegt, die Türen aber trotzdem offen gelassen. Von Professor Campi, der sich bereits vor der neuen Situation im folgenden Interview zu seinem Projekt äusserte, war zur aktuellen Lage keine Stellungnahme zu erhalten.

Worin besteht die architektonische Herausforderung an diesem speziellen Ort zwischen Hauptbahnhof und Sihlpost zu bauen?

Das Areal liegt an einer strategisch wichtigen Stelle. Es verbindet die Stadtkreise 4 und 5 mit dem Hauptbahnhof. Die städtebauliche Herausforderung ist einerseits in der Aufwertung der urbanen Vernetzung dieser Quartiere zu sehen. Andererseits gilt es, den Kreis 4 über den neuen Park an den Bahnhof anzubinden.

Was spricht dafür, an diesem Ort Wohnungen zu realisieren?

In Citynähe gibt es sehr wenig Wohnraum. Mit diesem Projekt können an bester Verkehrslage, in unmittelbarer Nähe des Zentrums, attraktive Stadtwohnungen angeboten werden. Mit unserem Projekt "Europark am Eurogate" haben wir versucht, der qualitativ hochwertigen Situation des Ortes gerecht zu werden. Mit der Schaffung eines öffentlichen Stadtraumes in der Form eines Parkes soll ein angenehmer Aussenraum entstehen, der für eine spezielle Wohnqualität sorgt.


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Europark-Projekt
Durch UBS-Ausstieg gefährdet? Campis Europark-Projekt gross

Das Beurteilungsgremium hat festgehalten, dass mit dem ausgewählten Projekt "Europark" neue, einmalige Adressen geschaffen werden können. An welchen Typ Mieter haben Sie denn gedacht?

Das vorgesehene Wohnungsangebot umfasst einfache städtische Wohnungen, die den unterschiedlichsten Wohnbedürfnissen gerecht werden. Bei dieser Wohnungstypologie sind vielfältigste Nutzungen möglich - von der klassischen Familienwohnung bis zur Gestaltung von Wohn- und Arbeitsort. Auch das Zusammenfassen der Räume zu grösseren Einheiten für Wohngemeinschaften oder andere zukünftige Bedürfnisse im Wohnungswesen sind möglich.

Sind es nicht in erster Linie junge, unabhängige Berufsleute, die sich für eine bestimmte Zeit an diesem speziellen Ort niederlassen werden?

Ich bin überzeugt, dass die Anordnung der Wohnungen um einen städtischen Park unterschiedliche Mieter und sogar auch Familien dazu bewegen wird, sich dort niederzulassen. Wir versuchen einen attraktiven Wohnraum zu schaffen, so dass die Leute nicht wie üblich die Stadt verlassen.

In der NZZ wurden insbesondere die massiven Wohnblocks und die engen Innenhöfe kritisiert.

Die Volumina der Gebäude passen sich einerseits dem neuen städtischen Massstab von Eurogate, andererseits den bestehenden Gebäuden der Sihlpost und der Lagerstrasse an. Die Schaffung der Mischnutzungsbauten hat das Entstehen des grosszügigen Aussenraums zur Folge. Der vorgesehene Hoftyp bietet dabei die Möglichkeit, die auf die Innenhöfe ausgerichteten Nassräume natürlich belichten und belüften zu können.

Zu reden gibt auch der Park über den Gleisen. Welche Idee steckt dahinter?

Der in unserem Projekt vorgeschlagene Park wertet Eurogate faktisch zu einem wahrlichen Stadtquartier Zürichs auf. Neben Geschäften und Läden entstehen auch angenehme urbane Wohnungen rund um das Erholungsgebiet des Europarks. Dieses im Stadtzentrum noch ausstehende Element ergänzt somit den Stadtkörper. Der Park, in der Form eines hängenden Gartens, wird den unerwarteten, speziellen Reiz des Ortes ausmachen.


Zur Person

Mario Campi ist seit 1985 ordentlicher Professor für Architektur und Entwerfen an der ETH Zürich. Zuvor war er mehrere Jahre an verschiedenen amerikanischen Universitäten tätig. In Zürich und Lugano betreibt Campi ein Architekturbüro. Die ausgeführten Bauten reichen von Privathäusern über Kirchen bis zu öffentlichen Bauten. Campi ist verantwortlicher Architekt der 3. Ausbauetappe auf dem Hönggerberg.






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