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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 28.06.2001 06:00

Automatisierung und neue Web-Dienste fördern den virtuellen Campus
Generationswechsel im Web

In den letzten Jahren hat sich das ETH-Web zu einem arbeitsintensiven Wirrwarr aus hunderttausenden von statischen Webseiten entwickelt. Die Verwaltung der zahlreichen Dokumente und der Millionen von Links wird auch an der ETH immer aufwändiger und komplizierter. Jetzt zeichnet sich im Web ein Generationswechsel ab.

Von Jakob Lindenmeyer

Momentan gibt es an der ETH exakt 1'199 Websites mit total 335'365 Webseiten. "Um die beachtliche Informationsmenge im ETH-Web einfacher zu verwalten ist jetzt ein ‚Next Generation Web' notwendig", erklärte der Webtechnologie-Experte Wolfgang Korosec vor den versammelten IT-Experten an der ITEK-Sitzung letzten Montag. Die IT-Experten-Kommission (ITEK) (1) ist ein Gremium zur Behandlung von Informatikfragen an der ETH. Die ITEK setzt sich unter anderem aus den Informatiksupportleiter der einzelnen Departemente zusammen und hat vor genau einem Jahr ihre Arbeit aufgenommen. "Ziel der ITEK ist es, in allen IT-relevanten Belangen den Informationsaustausch zwischen den ETH-Einheiten zu fördern", erklärt Hanspeter Scherbel, der Vorsitzende der ITEK.

Itek-Gruppe
Die Mitglieder der IT-Experten-Kommission (ITEK) könnten sich schon bald verstärkt für einen Generationswechsel im ETH-Web engagieren. Stehend (rechts oben): Der Vorsitzende Hanspeter Scherbel (Details durch Klick aufs Bild). gross

Immer arbeitsintensiver

Bisher befasste sich die ITEK unter anderem mit den Arbeitsschwerpunkten Netzwerk- und Sicherheitsfragen, Studenten-Räume sowie mit den Projekten ETH-World und Virtueller Campus Schweiz. Da in den meisten ETH-Einheiten die Betreuung der Webseiten jedoch immer arbeitsintensiver wird, soll nun an der nächsten regulären Sitzung Ende August zusätzlich ein neuer Arbeitsschwerpunkt aufgenommen werden: Der Generationswechsel im ETH-Web. "Zur Zeit werden die Arbeitsschwerpunkte geprüft und erweitert, wobei sich insbesondere im Bereich Web ein Fokus herausbildet", beschreibt der Vorsitzende Scherbel die Stossrichtung der IT-Experten.

Korosec
Wolfgang Korosec, Leiter der Sektion Technologie- & Informationsmanagement: "Wir müssen jetzt Zeit und Geld in die Hand nehmen, sonst passiert gar nichts." gross

Die neu einzusetzende Arbeitsgruppe "WebITEK" unter Leitung von Wolfgang Korosec soll abklären, wo und wie neue Web- und Portaltechnologien an der ETH eingesetzt werden können. Korosec ist Leiter der Sektion Technologie- & Informationsmanagement (TIM) der Informatikdienste. Seine Einheit ist unter anderem auch an der Evaluation und Entwicklung von "Content Management Systemen" (siehe Kasten) für die Projekte "ETH World", "ETH Life" und "ETH Alumni" beteiligt.


Content Management System (kurz CM-System)

Ein CM-System dient dazu, möglichst einfach und ohne grosse technische Kenntnisse die Inhalte einer komplexen Website zu verwalten. Die Vorteile liegen dabei einerseits in der Effizienz durch Automatisierung, beispielsweise bei der Erstellung von Navigationselementen oder Sitemaps. Andererseits erlauben solche Systeme Webseiten ohne HTML-Kenntnisse zu erstellen, was die "Eintrittsschwelle" reduziert. "Für die meisten Mitarbeiter sind solche CM-Systeme einfacher und sicherer zu bedienen und bieten darüber hinaus mehr Funktionen als herkömmliche Webserver", lobt Wolfgang Korosec.

Weitere Möglichkeiten der neuen Systeme liegen im einfachen Einbau externer Datenquellen in die eigene Website, wie beispielsweise die Wetter-Vorhersage auf der ETH Life-Frontseite. Auch optisch soll das Web der nächsten Generation mehr zu bieten haben, denn: "Designrichtlinen und einheitlichere Benutzeroberflächen können wesentlich einfacher umgesetzt werden", so Korosec. Noch etwas weiter in der Zukunft liegt wohl die auch bei ETH Life geplante "Personalisierung", bei der das Informationsangebot augrund der Zugehörigkeit zu einer Personengruppe oder aufgrund des Benutzerverhaltens individuell zusammengestellt wird. Zusammenfassend analysiert Korosec: "Durch den Einsatz eines CM-Systems können viele Schwächen der aktuellen Web-Infrastruktur behoben werden."

Doch gleichzeitig warnt er: "Die Entwicklung der CM-Systeme läuft momentan sehr schnell, aber voll ausgereift sind sie noch nicht." Trotzdem könne man seiner Meinung nach heute mit gutem Gewissen einsteigen. Allerdings sollten die neuen Systeme einer Reihe von Anforderungen genügen: Da wäre einerseits die Forderung nach einer strikten Trennung des eigentlichen Inhalts eines Dokuments von jenen Daten, welche seine Präsentation und Formatierung beschreiben. Ausserdem sollte sich das System an weltweiten Standards wie XML orientieren und offene Schnittstellen zur Kommunikation mit Fremdsystemen enthalten.



Dilemma: Speed versus Know-how

Dass viele ETH-Einheiten lieber heute als morgen ihren Webauftritt überarbeiten wollen, bringt Korosec in ein Dilemma: "Mir ist klar, dass die meisten Einheiten möglichst rasch ein produktives System wollen. Trotzdem ist es aber wichtig, dass die ETH längerfristig auch eigenes Know-how in diesem Bereich aufbaut." Anhand verschiedener Pilotprojekte soll der Einsatz von Web- und Portaltechnologie an der ETH abgeklärt werden. Beispiele sind die Website der Informatikdienste, das neue Open-Source-Redaktionssystem von ETH Life oder das geplante Alumni-Portal. "Wir müssen uns einen Weg überlegen, wie man die bisherigen Websites möglichst einfach in die neue Technologie überführen kann", erklärt Korosec.


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Gruppenfoto
Das Web Office-Team auf der ETH-Terrasse (v.l.n.r): Arturo La Vecchia, Markus Egli, Jakob Lindenmeyer, Fabio Consani, Philipp Rütsche, Reto Ambühler und Robert Biedermann) (Details durch Klick aufs Bild). gross

Ausbau bei Team und Services

Um das zu erreichen will er verstärkt mit den ETH-World-Teilprojekten und dem ETH Web Office zusammenarbeiten. Letzteres bildet seit 1997 die zentrale Koordinationsstelle für Webangelegenheiten an der ETH und hat in dieser Zeit zahlreiche Services für ETH-Einheiten aufgebaut. In der bisherigen Arbeit wurde der Schwerpunkt allerdings nicht auf die von Korosec geforderten CM-Systeme der nächsten Generation gelegt. Das soll sich laut Webpublishing-Bereichsleiter Philipp Rütsche jetzt aber ändern: "Zusammen mit Korosec und der WebITEK wollen wir den Generationswechsel im ETH-Web nun rasch vorantreiben."

Das ETH Web Office setzt sich einerseits aus einer eher technisch orientierten Gruppe "Webdienste" der Informatikdienste und andererseits aus einem eher inhaltlich-grafischen Bereich "Webpublishing" der Abteilung Corporate Communications zusammen. Dank dem Ausbau des Teams kann das Web Office den ETH-Einheiten auf den Sommer eine Reihe von neuen Services anbieten, beispielsweise bei der Konferenzorganisation, beim Webdesign oder der Webbetreuung.

Sichere Kreditkarten-Validierung

"Die Konferenz-Software evento (2) füllt dort eine Lücke, wo die Organisatoren von Kursen, Workshops und Kongressen bisher das Rad immer wieder neu erfinden mussten", erklärt das neue Web Office-Mitglied Fabio Consani. Er war bis Ende 2000 bei der Entwicklerfirma von "evento" tätig und soll jetzt dem System an der ETH zum Durchbruch verhelfen, um es im Kurs- und Konferenzbetrieb im breiten Stil einzusetzen. "Besonders wertvoll scheint uns die Online-Kreditkarten-Validierung, weil dabei aus Sicherheitsgründen auf unserem Server keine Angaben zu den Kreditkarten gespeichert werden", versichert Reto Ambühler, der Bereichsleiter Webdienste. Die finanztechnischen Abläufe sind mit der Finanzabteilung koordiniert und haben sich in der Praxis bereits bewährt, beispielsweise beim diesjährigen Biomechanik-Kongress, an dem Kreditkarten-Transaktionen von mehr als einer halben Million Franken über "evento" abgewickelt wurden. Zusätzlich können mit evento automatisch Dokumente wie Teilnehmerlisten oder Namensschilder erstellt werden.

Entwicklung und Betreuung auslagern?

Eine weitere neue Dienstleistung ist die Statistik-Software "Webtrends". "Damit können umfangreiche Analysen über die Webbesuche durchgeführt werden, wie etwa Tages-, Herkunfts- oder Linkanalysen" erklärt Markus Egli vom Web Office. Demnächst wird der neue Auswertungs-Dienst auf die rund 300 vom Web Office gehosteten Websites ausgedehnt, steht aber auch allen ETH-Einheiten mit einem eigenen Webserver kostenlos zur Verfügung.

Wem die Entwicklung und Betreuung seines Webauftritts zu komplex oder zu arbeitsintensiv ist und wer die Zeit bis zur Entlastung durch die neuen CM-Systeme nicht abwarten will, der kann dies neu den spezialisierten Service-Stellen von Web Office und Basisdiensten überlassen. Gegen eine Gebühr werden die Datenbanken gewartet, die Website redesignt oder ganze Webauftritte betreut. "Viele ETH-Einheiten können profitieren, wenn sie Entwicklung und Betreuung auslagern, um sich voll auf ihre Kernkompetenzen zu konzentrieren", begründet Philipp Rütsche den neuen Service.

ETH-Schrift wird Vorschrift

Das neue Corporate Design und das Projekt ETH World schaffen ein neues Umfeld, in welchem die ETH Internet-Richtlinien angepasst werden müssen. Die wichtigste Neuerung ist die Vorschrift, auf neuen Websites bei Bildern mit Text jeweils die ETH-Schrift zu verwenden. "Dabei wird uns die neue Generation von CM-Systemen mit ihrer einfachen Wiederverwendung von Design-Vorlagen sicher stark unterstützen", freut sich der neue Webdesigner Arturo La Vecchia, der seit April im Web Office arbeitet.

Screenshot
Basiert mangels Geld noch nicht auf einem zukunftsträchtigen CM-System: Der neue Webauftritt des Web Office (Details durch Klick aufs Bild). gross

Budget reichte nicht für CM-System

Neuigkeiten im Webbereich kommuniziert das Web Office einerseits über den neuen Webboard-Verteiler der Informatikdienste, anderseits verstärkt über die neu designte Website (3) . Am neuen Design sticht vor allem die prominente Platzierung der Web-News ins Auge. Diese sollen "am ETH-Web Mitwebende" möglichst rasch über Neuigkeiten und Änderungen informieren. Beispielsweise über das ETH-Symposium am nächsten Dienstag zu Internet-Inhalten im rechtlichen Graubereich (siehe Kasten).

Die Web-News sollen ab Herbst automatisch aus dem neuen CM-System von ETH Life importiert und verwaltet werden. Ansonsten basiert die neue Web Office-Website allerdings lediglich auf der PHP-Technologie. Wieso wurde das Redesign nicht gerade als Gelegenheit benutzt, um in einem Pilotprojekt basierend auf einem 'richtigen' CM-System eine Website der nächsten Generation aufzubauen? "Dazu reichte unser Budget nicht", verteidigt sich Philipp Rütsche und ergänzt: "Doch da alle Team-Mitglieder alte HTML-Profis sind, ist ein CM-System hinter unserer eigenen Website auch nicht dringend notwendig."


Symposium: ‚Freiheit & Internet'

Nicht nur auf der technischen Seite, sondern auch inhaltlich gibt es im Web- und Internetbereich noch viele Fragen zu klären; beispielsweise die ungeklärte Rechtslage problematischer oder illegaler Inhalte von Webseiten. Darum organisieren das Departement Informatik und die Abteilung Corporate Communications der ETH und die Swiss Internet User Group SIUG am nächsten Dienstag, 3. Juli, um 15 Uhr im Auditorium Maximum ein Symposium zum Thema "Freiheit & Internet". Weitere Informationen finden sich unter (4) oder nächsten Dienstag in ETH Life.




Fussnoten:
(1) Website der IT-Experten-Kommission der ETH (ITEK): www.itek.ethz.ch
(2) Dokumentation zum Konferenzorganisations-System "evento": www.weboffice.ethz.ch/service/evento.php
(3) Die neue Website des ETH Web Office: www.weboffice.ethz.ch
(4) Programm des Symposiums "Freiheit & Internet": www.cc.ethz.ch/symposium/



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