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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 05.05.2003 06:00

Bauen mit Holz ist bei Planern und Bauherrn immer beliebter
Holz ist Bau-, aber auch Brennstoff

Eine optimale Brandsicherheit von Holzbauten könnte zu einer vermehrten Nachfrage nach dem Baustoff Holz führen. Der Fachbereich Stahl- und Holzbau am Institut für Baustatik und Konstruktion will nun dem ökologischen Baustoff Holz auf die Sprünge helfen. Untersucht wurde unter anderem das Brandverhalten mehrstöckiger Holzgebäude. Die Erkenntnisse fliessen in den neuen Schweizerischen Brandschutzvorschriften ein, die 2004 in Kraft treten werden.

Von Regina Schwendener

Baustoffe sollen wirtschaftlich eingesetzt werden. Aus diesem Grund ist die Methode der Ökobilanzierung - auch als Lebenszyklusanalyse bezeichnet - heute ein anerkanntes Instrument, um objektiv zu beurteilen und zu bewerten, welche Produkte (auch Bauprodukte) wie in die Umwelt einwirken. Umfassend durchgeführt, schneiden Holzprodukte und Holzkonstruktionen bei den Ökobilanzen vorwiegend vorteilhaft ab.

Holz ist dadurch interessant geworden, weil aus ökologischer Sicht auf dem Bausektor Handlungsbedarf bestand. Bautätigkeiten, Bauprozesse und das Betreiben von Gebäuden tragen massgeblich zum globalen Energie- und Ressourcenverbrauch bei: Bau und Unterhalt von Gebäuden verbrauchen etwa 40 Prozent des weltweiten Rohstoffvorrats. Heizen und Betreiben von Wohnungen, B¸ros, Infrastruktur- und Industriebauten beanspruchen in den Industrieländern rund 50 Prozent der gesamten Energie. Abfallströme aus Bauprozessen dominieren in diesen Ländern mit rund 70 Prozent das Gesamtabfallaufkommen. "Wenn man mit der Umsetzung des Prinzips Nachhaltigkeit im Baubereich ernst machen will, (...) müssen Massnahmen zur Reduktion dieser Zahlen erkannt, untersucht und umgesetzt werden", ist im Bulletin des Kompetenz-Zentrums Holz des ETH-Bereichs und der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Holzforschung (SAH) zu lesen.

Holz als Forschungsobjekt

Im Bereich Holz wird viel Forschungsarbeit mit den unterschiedlichsten Projekten betrieben, an denen auch die ETH beteiligt ist. Im Rahmen der europäischen Zusammenarbeit COST (European Cooperation in the field of Scientific and Technical Research (1) ) haben sich in der Aktion E21 Experten aus 24 Ländern zu einem Netz zusammengeschlossen. Mit dieser Aktion sollen die Wirkung von Wäldern als CO2-Senken und der Beitrag der Forstwirtschaft in allen europäischen Ländern einheitlich errechnet werden und in einer allgemein akzeptierten Weise in die Berichterstattung zu den Kyoto-Verhandlungen einfliessen. Am Projekt beteiligen sich Forschergruppen der ETH, der Empa, von der Eidgenössischen Forschungsanstal für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und der Uni Basel. Unterstützt durch das Bundesamt für Bildung und Wissenschaft und der Forstdirektion des Buwal werden entsprechende Forschungsprojekte durchgeführt. An der WSL wird erforscht, wie viel CO2 als Kohlenstoff im Schweizer Wald gespeichert wird und wie gross seine Wirkung als CO2-Senke ist.

Naturbrandversuch an einem Gebäude mit brennbaren Raumoberflächen nach sieben Minuten Branddauer.

Im August 2000 wurde durch die Lignum (Schweizerische Holzwirtschaftskonferenz (2) und das Buwal das Projekt Holz 21 - ein Förderungsprogramm vom Bund, das die "Lothar"-Erfahrungen einbindet - mit Forschungsvorhaben zur Brandsicherheit von mehrgeschossigen Holzbauten gestartet, in das insgesamt 6,8 Millionen Franken investiert werden. Darin sind mehrere Projekte enthalten, an denen das Institut für Baustatik und Konstruktion (IBK), Fachbereich Stahl- und Holzbau, beteiligt ist, sagt Mario Fontana, Professor dieses Fachbereichs.


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Naturbrandversuch an einem Gebäude mit nichtbrennbaren Raumoberflächen nach sieben Minuten Branddauer.

Untersucht werden das Tragverhalten von Holz-Verbindungen und -Konstruktionen bei Brand. Als Resultat hofft Fontana Berechnungsmethoden für das Verhalten von Verbindungen im Brandfall entwickeln zu können. Bei den Strukturen soll der Nachweis für den Widerstand der wichtigsten Bauteile wie Stütze und Träger geführt und das Verhalten von Holzfassaden bei Bränden eruiert werden. Das sind wichtige Grundlagen für brandsichere Holzbauten, welche den neuen grösseren Spielraum für die Holzanwendung in den neuen Brandschutzvorschriften erst möglich machen, so Fontana.

Arbeitet an der Erweiterung des Spielraums für das Bauen mit Holz: Mario Fontana, ETH-Professor für Baustatik und Konstruktion.

Einsatz von Holz fördern

Das Thema "Holz als Baustoff" interessiere schon lange, bemerkt Professor Fontana. Jetzt gehe es darum, den Einsatz dieses Baustoffs aus ökologischen Gründen auch weiterhin zu fördern. Bis jetzt konnten Holzhäuser aber nur zweigeschossig gebaut werden, weil die gesetzlichen Grundlagen für einen mehrgeschossigen Bau fehlten.

Dieser Mangel soll mit einer Gesetzesänderung angegangen werden. Dazu gehört laut Fontana unter anderem der Nachweis der Brandsicherheit von Holzbauten, für den die Physik des Feuers, das Verhalten der Tragkonstruktion und dasjenige der Menschen analysiert wird. Brandversuche hätten gezeigt, so Fontana, dass ein mit einer schnell ansprechenden Sprinkleranlage ausgestattetes Holzgebäude in Modulbauweise eine sehr hohe Brandsicherheit aufweist. Ein Brandübergriff auf andere Räume wurde nicht beobachtet und der Wasserschaden sei gering gewesen. Die Module konnten weiterverwendet werden. Mario Fontana: "Die hier gemachten Versuche und Forschungsergebnisse können als Grundlagen für Baubewilligungen und die Festlegung der Brandschutzmassnahmen wie auch für die gesetzliche Umsetzung genutzt werden."

Vielleicht bald Europarekord

Etwa alle zehn Jahre werden die Schweizerischen Brandschutzvorschrften geändert und überarbeitet; letztmals 1993. Sinnvollerweise seien sie damals innerhalb der Kantone - nur zwei bis drei fahren einen Extrazug - vereinheitlicht worden. 2004 werden die neuen Vorschriften mit den dem Stand der Technik angepassten Anforderungen erlassen, die bis sechsgeschossige Holzbauten zulassen, was Europarekord bedeuten könnte. Fontana hofft, dass dann das Holz vermehrt zum Einsatz kommt.


Fussnoten:
(1) Angaben zu COST finde Sie unter: http://cost.cordis.lu/src/home.cfm
(2) Website der Schweizerischen Holzwirtschaftskonferenz: www.lignum.ch/



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