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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 08.01.2003 06:00

Nachwuchsförderung bei den technischen Diszipline
"Soll ich Ingenieurin werden?"

Dank ihrer breiten und soliden Ausbildung sind Ingenieurinnen und Ingenieure nach wie vor gesuchte Fachleute. Zur Zeit laufen verschiedene Initiativen, um mehr Jugendliche für ein technisches Studium zu motivieren. Stagnieren die Studentenzahlen weiter, dann droht der Schweiz ein Ingenieurmangel.

Von Lukas Denzler

Ein ungewohntes Bild im Hauptgebäude: Rund 150 Jugendliche strömen ins Auditorium Maximum der ETH Zürich. Stolz präsentiert Yves Piguet den Schülerinnen und Schülern ein Modell eines Geländefahrzeuges, das Hindernisse von der Grösse seiner eigenen Räder überwinden kann. Piguet baute den Roboter im Rahmen seiner Diplomarbeit an der ETH Lausanne. Anschliessend wird ein Film gezeigt. Ein Roboter kann Fussball spielen; ein Staubsauger verrichtet seine Arbeit von selbst - der (Alb-)Traum für jede Hausfrau und jeden Hausmann. Zu dieser Präsentation geladen hat die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) (1). "Wir wollen den Jugendlichen die Arbeit der Ingenieure näher bringen und sie für ein technisches Studium motivieren", sagt Hans Hänni, Generalsekretär der SATW. Die Akademie hat an ihrem Jahreskongress zum ersten Mal einen ganzen Nachmittag den Jugendlichen gewidmet.

Ingenieure setzen Ideen um

Strukturänderungen in grossen Industrieunternehmen und Fusionen sorgen in den Medien derzeit für negative Schlagzeilen. "Dennoch sind Ingenieure nach wie vor sehr gesuchte Leute", sagt Professor Markus Meier vom Institut für Mechanische Systeme der ETH Zürich. Den Grund dafür sieht Meier in der soliden Ausbildung: "Das Ingenieurstudium ist sehr breit angelegt. Wir bilden Leute aus, die vernetzt denken und Probleme auf der Basis eines profunden technischen Verständnisses lösen können." Auch Banken, Versicherungen und Beratungsunternehmen hätten die Qualitäten der Ingenieure erkannt. Und schliesslich eröffneten sich für Ingenieure auch neue Möglichkeiten. Markus Meier: "Neben den 'klassischen' Industrien entstehen zur Zeit auch neue Firmen in anderen Branchen, beispielsweise in der Medizinal-, Mechatronik- und Kummunikationstechnik. Sie alle suchen Ingenieure, die in der Lage sind, Ideen in Produkte umzusetzen."

Studentenzahlen stagnieren

Ein Blick in die ETH-Statistik der Studienanfänger zeigt, dass keineswegs von einer allgemeinen Abnahme der Ingenieur-Studierenden gesprochen werden kann. Die Zahlen weisen zwar beträchtliche jährliche Schwankungen auf, pendeln aber mit wenigen Ausnahmen um relativ konstante Werte. Es ist jedoch keine Zunahme auszumachen, wie dies auf Grund der grösseren Maturandenjahrgänge zu erwarten wäre.

Die Informationsveranstaltung stösst bei den Maturandinnen und Maturanden auf reges Interesse. (Bild L. Denzler) gross


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Yves Piguet präsentiert den Jugendlichen seinen Roboter. (Bild SATW) gross

Um Jugendliche vermehrt für ein technisches Studium zu gewinnen, müssen die angebotenen Studiengänge besser bekannt gemacht werden. Ende November führte die Gruppe "Engineers Shape our Future" (INGCH) (2) zusammen mit der Studienberatung der ETH Zürich eine Informationsveranstaltung für Maturandinnen und Maturanden durch. Eine Bauingenieurin, ein Machineningenieur, eine Lebensmittelingenieurin sowie ein Risk Engineer berichteten aus ihrem beruflichen Alltag und beantworteten die Fragen der Jugendlichen.

Bereits Kinder für Technik sensibilisieren

Zur 1987 gegründeten Gruppe INGCH gehören renommierte Schweizer Unternehmen aus der Industrie und dem Dienstleistungssektor. Ganz besonders am Herzen liegt der Gruppe die Förderung des Nachwuchses. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen bereits die Kinder spielerisch für technische Fragen sensibilisiert werden. INGCH bietet deshalb mit den Neuen-Technologie-Wochen seit einigen Jahren ein spezielles Programm für Schulen an.

Auskunft über die Situation der Ingenieure in Deutschland gibt eine umfassende Studie der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg (3). Die Autoren kommen zum Schluss, dass der Mangel an Ingenieuren insbesondere im Maschinenbau und der Elektrotechnik noch bis 2005 andauern wird. Weniger dramatisch ist die Situation im Bauingenieurwesen. Als Ursache für die gegenwärtige Situation nennen die Autoren unter anderem die rezessionsbedingten Entlassungen von Ingenieuren und Naturwissenschaftlern anfangs der neunziger Jahre. Damals hätte ein Überschuss an jungen, qualifizierten technischen Fachkräften bestanden. Die ungünstigen Aussichten auf dem Arbeitsmarkt hätten dazu geführt, dass die Zahl der Studienanfänger stark zurückgegangen sei. Der Mangel an ausgebildeten Ingenieuren ist nun die Folge davon. Die Studie hält aber auch fest, dass in Deutschland vor allem ältere Ingenieure nach wie vor von der Arbeitslosigkeit betroffen sind.

Biologie ist wichtiger geworden

Mit der Nanotechnologie öffnet sich nun eine neue Türe für Ingenieure. Die Nanotechnologie ist eine typische Querschnittsdisziplin. Im Miniaturbereich lösen sich die Grenzen zwischen den Disziplinen immer mehr auf. "Die Ingenieur- und Materialwissenschaften interessieren sich auf einmal viel mehr für die Biologie", sagt Hans Hänni von der SATW. "Die verschiedenen Disziplinen treffen sich sozusagen im Nanobereich." Hänni hofft, dass die Annäherung der Disziplinen mehr Frauen motivieren wird, ein technisches Studium in Angriff zu nehmen.

Ingenieure verändern die Welt: Sie konstruieren Autos und Lokomotiven, entwickeln Handys und Roboter, bauen Strassen und Brücken. Mit ihren Erfindungen prägen sie die Gesellschaft. Die Entwicklung des Katalysators und des Drei-Liter-Autos waren beispielsweise enorm wichtige Schritte für den Umweltschutz. In der Politik ist die Gruppe der Ingenieure jedoch untervertreten. Wenn Kaspar Villiger als Bundesrat zurücktritt, besteht die Landesregierung nur noch aus Juristen und Ökonomen. Und es ist wenig wahrscheinlich, dass Villiger dereinst durch eine Ingenieurin ersetzt wird.


Fussnoten:
(1) Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften SATW: www.satw.ch
(2) Gruppe "Engineers Shape our Future" INGCH: www.ingch.ch
(3) Der Bericht über den Ingenieurmangel in Deutschland kann auf der Website der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg heruntergeladen werden: www.ta-akademie.de



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