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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 14.06.2002 06:00

Tag der offenen Tür des Departements Physik auf dem Hönggerberg
Physik erleben und verstehen

Für einen einmaligen Tag - am Samstag, 15. Juni - wird Jung und Alt von 9 bis 18 Uhr in den Physik-Gebäuden auf dem Hönggerberg willkommen geheissen. Auf einer spannenden Entdeckungsreise durch die vielen Gebiete der modernen Physik begleiten die ETH-Physikerinnen und -Physiker ihre Gäste, um sie die verschiedenen Facetten dieser Wissenschaft, denen sie im Alltag meistens unbewusst immer wieder begegnen, in vollen Zügen erleben und verstehen zu lassen.

Von Regina Schwendener

Der letzte Tag der offenen Tür bei den Physikern fand 1978 statt und war ausgesprochen erfolgreich. Einen besonderen Grund, warum es so lange bis zum nächsten, jetzt aktuellen Anlass gedauert habe, gibt es nicht, ist im Departement zu hören. Das Bedürfnis der Öffentlichkeit nach Information über die aktuelle Forschungsarbeit hat sich aber seither verändert. „Die Bevölkerung will heute genauer wissen, welchen Wert unsere Arbeit hat, was diese Arbeit kostet und was sie bringt. Diese berechtigte Neugierde wollen wir mit einem Tag der offenen Tür befriedigen und die ETH als attraktiven Ausbildungsort für Studierende, Doktorierende und, eher weniger bekannt, für Lehrlinge in verschiedenen Berufen, darstellen", erklärt Departementsvorsteher Professor Hans-Rudolf Ott. Ziel sei es, am Tag der offenen Tür das vielseitige Gesicht der Physik so darzustellen, dass interessierte Laien aktuelle Forschung mitverfolgen und nachvollziehen könnten - unterstützt durch Fachvorträge und den Besuch der „offenen" Laboratorien, in denen beobachtet werden könne, mit welchem Instrumentarium geforscht werde und wo Forschende bereitwillig über ihre Arbeit Auskunft geben werden.

Zudem soll mit den Demonstrations-Vorlesungen auch der Aspekt der Ausbildung beleuchtet werden. „Dazu gehören ausserdem Praktika, in denen die Besucher hantieren und unter der Anleitung von Experten Experimente selbst durchführen können", erklärt Ott. Zur guten experimentellen Forschung gehören aber auch die technischen Betriebe, die ebenso zur Besichtigung geöffnet werden. Ebenfalls zugänglich sind Ausbildungsstätten für die Lehrlinge in nichtakademischen Berufen.

Physik im Orchester der Naturwissenschaften

Heute ist die Biologie in aller Munde, und man vergisst dabei offensichtlich, dass die rasanten Fortschritte im Bereich Biologie ohne Chemie und Physik undenkbar sind. Aber nicht nur für das mikroskopische Verständnis biologischer Vorgänge braucht es die Physik. „Die experimentelle Physik leistet zum Beispiel grosse Beiträge für Fortschritte in der Informationstechnik, mittels der Herstellung von suprareinen Materialien, von künstlichen Materialkombinationen, bei der Herstellung neuer Stoffe und schliesslich bei der Eruierung von physikalischen Eigenschaften dieser Systeme", so Professor Ott. Er gesteht: „Am aufregendsten wird es dann, wenn die Resultate überraschend oder unerwartet sind."

In der Teilchen- beziehungsweise Hochenergiephysik stösst man mit neuen Fragestellungen an Grenzen, die man zu überwinden versucht. „Wir versuchen mit unserem heutigen Verständnis der Welt prinzipielle Fragen zu stellen und sie durch den Einsatz von Grossanlagen wie zum Beispiel am CERN zu beantworten. Und in der Astrophysik vergeht kein Monat, ohne dass neue Fakten aus den Weiten des Universums auf den Tisch kommen, die nach einer Erklärung rufen", so Hans-Rudolf Ott weiter.

Zudem leistet die Physik erhebliche Beiträge in den Grenzbereichen zur Biologie, Chemie, Medizin oder den Ingenieurwissenschaften. Komplexe Materialien und komplizierte Vorgänge zu verstehen, ist schwierig. Hier sind vor allem Fortschritte in der theoretischen Physik gefragt, die in allen Gebieten der Physik eine zentrale Rolle spielt.

Die Physik der Zukunft

Die Zukunft der Physik liegt in den nächsten zehn Jahren sicher einmal in der weiteren Erforschung von Systemen im Nanometerbereich", prohezeit Professor Ott. Vor allem hier bestehen grosse Erwartungen im Anwendungsbereich, speziell im Hinblick auf die stete Verkleinerung von elektronischen, photonischen und mechanischen Komponenten. Es sei jedoch schwer vorauszusehen, wann diese Minimierung an ihre prinzipiellen Grenzen gelangen werde. Man stosse heute in der Massenproduktion solcher Komponenten bereits an Grenzen, und es werde für einzelne Industriefirmen langsam unbezahlbar, neue Produktelinien zu lancieren. In diesem Zusammenhang wird die physikalische Forschung auch weiter in die Suche nach neuen Materialien involviert. „Wohin das führt, ist nicht klar. Auch nicht, wie zuverlässig sich diese neuen Materialien in der Anwendung verhalten werden", schränkt der Wissenschaftler ein und verweist auf einen weiteren Punkt in der Forschung, nämlich gezielt funktionale Materialien herzustellen oder neue experimentelle Möglichkeiten und Instrumente zu entwickeln, die noch besser sind, als die bestehenden.

Bereits heute wird, zum Beispiel von einer neuen Generation von Teilchenbeschleunigern gesprochen. Die Planung eines Teilchenbeschleunigers, dessen Kosten derart hoch sein würden, dass es weltweit nur noch eine Anlage geben werde, sei bereits angelaufen. "Bei solchen Grossvorhaben müssen deren Exponenten viel Idealismus und Zeit in lange Projektierungsphasen investieren. Zusammenarbeit ist auch in kleinerem Rahmen angesagt.


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TdoT Physik
Mit vielen Aktivitäten werden die ETH-Physikerinnen und -Physiker am Tag der offenen Tür alle Interessierten in die Welt der aktuellen Forschungsprojekte mitnehmen. gross

An der ETH ist als Beispiel das First Lab zu erwähnen, eine Einrichtung die es erlauben sollte, im Bereich der Forschung zugunsten der Informationstechnik mit den weltweiten Anstrengungen überhaupt Schritt halten zu können." Ott schliesst den knappen futuristischen Ausblick mit der Entwicklung in der Astrophysik, die mittels neuer Teleskope vermutlich noch viel mehr Informationen aus dem Weltall erhalten wird. Diese Geräte werden sowohl auf der Erde, als auch im Weltall stationiert sein und ebenfalls in internationalen Kollaborationen entstehen und betrieben.

Sorgen begleiten die Euphorie

Trotz allen Forschergeistes, den nichts so schnell aus der Ruhe bringen kann, plagt Hans-Rudolf Ott Kummer: Ihm bereitet das in der Öffentlichkeit abnehmende Verständnis für naturwissenschaftliche und technische Vorgänge, die auf physikalischen Kenntnissen beruhen, Sorge. Das gelte für die Naturwissenschaften allgemein. Das Bewusstsein für diese Zusammenhänge sollten in den Schulen mehr gefördert werden. Naturwissenschaftliche Fächer sollten an den Maturitätsschulen nicht Wahlfächer werden, sondern Pflichtfächer bleiben. „Physik haftet viel Erkenntnis an. Physik ist ein Beitrag an unsere Kultur", ist Ott überzeugt, und er windet den vielen Einzelkämpfern ein Kränzchen: „Was in der Forschung passiert, was die grossen Fortschritte hervorbringt, ist sehr oft eine Leistung von Einzelpersonen oder kleinen Teams in kleineren Laboratorien, wie sie vor allem an Hochschulen bestehen. Diese Möglichkeiten zu erhalten muss ein grosses Anliegen bleiben."

Viele Antworten am Tag der offenen Tür

Was hat Physik mit BSE zu tun, oder mit künstlicher Netzhaut? Oder wussten Sie, dass man Sonnenstrahlen hören kann? Was verbindet das Ozonloch mit dem Treibhauseffekt? Wie ist die Sonne entstanden? - Mit Spezialvorträgen oder Demonstrationsvorlesungen in den Physikhörsälen werden die ETH-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler alle Interessierten in die Welt dieser und weiterer aktueller Forschungsprojekte mitnehmen, deren Sinn und Resultate erklären. Spannend wird es auch, wenn man sich auf einen Rundgang durch die für Gäste zugänglichen Forschungsinstitute, die technischen Betriebe des Departements Physik wie Versuchswerkstatt, Glasbläserei oder Gasverflüssigung macht, selbst experimentiert oder bei Experimenten zuschaut. Als Beispiel der Lehrlingsausbildung können nicht nur die Ausbildungsstätten, sondern auch eine Windkraftanlage besichtigt werden, die von Lehrlingen verschiedener Berufe - Physiklaborant, Polymechaniker, Elektroniker, Konstrukteur - in einem gemeinsamen Projekt geschaffen wurde.

An allen Gebäude-Eingängen liegen die Detailprogramme mit den „Hausspezialitäten" auf und die Fachleute sind jederzeit bereit, Fragen zu beantworten oder mit den Gästen zu diskutieren.

Einen Einblick in die Tätigkeiten des Departements Physik finden Interessierte unter www.phys.ethz.ch, spezielle Angaben unter www.phys.ethz.ch/openhouse zum Tag der offenen Tür vom 15. Juni.


Departement mit 27 Professuren

Das Departement Physik ist eines der grössten Departemente der ETH Zürich. Es umfasst 27 ordentliche, ausserordentliche und Assistenz-Professuren in sieben Instituten. Hauptsächliche Forschungsgebiete liegen in der Physik der kondensierten Materie, der Quantenelektronik, der Teilchenphysik und der Theoretischen Physik. Professuren aus anderen Departementen sind assoziiert. Diese sind in den Bereichen Atmosphären-, Bau-, Bio-, Geo-, Polymer- und Umweltphysik sowie Geodäsie, Photogrammetrie und Neuroinformatik tätig.






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