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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 04.12.2000 06:00

Stand der Prionenforschung: Ansatz für Test und Therapie
Basis für Bluttest auf Rinderwahnsinn

Neuste Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung legen die Basis für die Entwicklung von Diagnose- und Therapiemöglichkeiten von Rinderwahnsinn sowie zur Reinigung von Blutprodukten. (siehe auch Interview Aguzzi Teil II)

Von Jakob Lindenmeyer

Der Erreger des Rinderwahnsinns ist nach der Theorie des Nobelpreisträgers Stanley Prusiner ein Prion-Eiweiss. Prion bedeutet "proteinartiger infektiöser Partikel". Die "gesunde" und die "bösartige" Variante des Prion-Eiweisses haben dieselbe chemische Zusammensetzung. Sie unterscheiden sich nur in ihrer Faltung und räumlichen Struktur (siehe Bild). Aguzzi und sein Team entdeckten kürzlich den ersten körpereigenen Faktor, der "gesund" und "bösartig" unterscheiden kann. Das Blutgerinnungs-Eiweiss Plasminogen bindet selektiv nur die bösartige Form des Rinderwahnsinn-Erregers, nicht aber die "gesunde" Form. Diese Selektivität der Bindung stellt mehrere Anwendungsmöglichkeiten in Aussicht.

Basis für Test und Therapie

In der Medizin beispielsweise lässt sich ein Bluttest für die menschliche Variante des Rinderwahnsinns entwickeln. Werden alle Krankheitserreger herausgefischt, können mittels Plasminogen Blutprodukte gereinigt oder sogar Therapieansätze entwickelt werden. In der Grundlagenforschung könnte die Bindung an das beim Absterben von Nervenzellen beteiligte Plasminogen neue Erkenntnisse über Entstehung, Verlauf und Übertragung des Rinderwahnsinns ermöglichen. Nach wie vor ist nämlich auch die biologische Funktion der gesunden Form des Prion-Eiweisses nicht vollständig geklärt.

Prionenbild
Vergleich der räumlichen Faltung verschiedener Prionproteine. Die Prionproteine von Rind (grün) und Mensch (rot), Rind und Maus (gelb), und Rind und Hamster (violett) sind paarweise überlagert. (Bild: Institut für Molekularbiologie und Biophysik der ETH Zürich) gross


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Interview
Aguzzi
Aguzzi: "Die Aufgabe meines Labors besteht nicht darin, selbst einen Test auf Rinderwahnsinn zu entwickeln." . gross

Die Funktion sowie auch die Ansteckung über die Artenbarierre möchte in einem andern Ansatz auch die Strukturforschung aufklären. Das Team um Kurt Wüthrich vom Institut für Molekularbiologie und Biophysik der ETH entschlüsselte im Januar die räumliche Struktur des menschlichen und Mitte Juli diejenige des Rinderprions (siehe Bild).

Heute Montag beschliessen die EU-Agrarminister als Massnahme gegen die weitere Ausbreitung des Rinderwahnsinns voraussichtlich ein Totalverbot für die Verfütterung von Tiermehl in der Europäischen Union. Aus aktuellem Anlass wird ETH Life diese Woche in einem Gespräch mit Professor Wüthrich erörtern, was die geringen Strukturunterschiede für die weitere Ausbreitung des Rinderwahnsinns bedeuten.

Den Originalbeitrag über den neuen Testansatz finden Interessierte in der Wissenschaftszeitschrift "Nature" vom 23. November 2000 (Vol. 408, Seiten 479-483). Für die Online-Ausgabe können ETH-Angehörigen das hauseigene Nature-Passwort verwenden.

Eine der AutorInnen bietet im Web auch eine deutsche Fassung der detaillierten Forschungsresultate an.

Interview mit Uni-Professor Adriano Aguzzi zu der von seiner Gruppe gelegten Basis für einen Bluttest auf Rinderwahnsinn.




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