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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 18.05.2001 06:00

Vergleich im Spam-Fall
Spam-Jäger schliesst Website

Im Spam-Fall schliesst der ETH-Physikstudent vorläufig seine Website, auf der er die Datenbeschaffung eines CD-Vertreibers anprangerte. Eine Niederlage sieht er darin nicht, denn erst in der Hauptverhandlung würden seine Vorwürfe richtig untersucht.

Von Richard Brogle

Rund 40 Zuschauer, das gibt es nicht alle Tage bei einer eigentlich unspektakulären provisorischen Massnahme. Aber das Thema "Spam", das Versenden von unerwünschten Werbe-Emails, vermochte viele Zuschauer ins Bezirksgericht zu locken (1).

Vor Gericht standen sich der CD-Vertreiber Fausto G. Farinoli und der angeklagte ETH-Physikstudent Roman Racine gegenüber. Auf den ersten Blick war es ein klares Ungleichgewicht der Kräfte. Während Farinoli sich von einer Anwältin vertreten liess, verteidigte sich der Student selber. In der Verhandlung bewies der Student einen kühlen Kopf und konterte viele Vorwürfe mit fundiertem Fachwissen. Es war aber offensichtlich, dass es ihm an juristischem Wissen mangelte, um auf diesem Gebiet mit der Anwältin mithalten zu können.

Farinoli versicherte immer wieder, dass er mit der Datenbeschaffung rein gar nichts zu tun habe, obwohl er genau dies gegenüber der Zeitschrift PCtip noch bestätigt haben soll. Er betonte, dass er bereits grossen Schaden erlitten habe. Ein Brief eines Kunden zeige, dass dieser abgesprungen sei, da er von den Verdächtigungen gehört habe und nun nichts mehr mit einem Geschäftspartner zu tun haben wolle, der mit angeblich unsauberen Methoden arbeite.

Farinoli gab zu, als Scherz den Domainnamen "sexualabnormity.com" auf den Namen von Roman Racine registriert zu haben, um dadurch zu zeigen, dass es sehr einfach sei, einen Domainnamen unter falschem Namen zu registrieren. Im Gerichtssaal versprach er aber, die Kosten dieses seltsamen Beweises zu tragen. Ob diese Registrierung strafrechtlich relevant ist, will Racine noch prüfen.


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Rund 40 Sympathisanten (hinten links) unterstützten gestern vor Bezirksgericht den angeklagten ETH-Studenten Roman Racine (Mitte) in seinem Kampf gegen den unerwünschten Versand von Werbe-Emails. gross

Viele Fragen warf auch die Firma in Las Vegas auf, in dessen Auftrag Farinoli die CD vertreibt. Laut Racine ist diese im Handelsregister als zurückgezogen gemeldet, dürfte also gar nicht mehr existieren. Für einen Lacher sorgte Farinoli, als dieser sagte, dass er keinerlei Provision für den Vertrieb der CD kassiere. Racine meinte darauf: "Das sind ja recht seltsame Geschäftspraktiken" und riet Farinoli, diese unattraktiven Bedingungen mit der Firma noch einmal zu besprechen.

Trotz der fehlenden Verteidigung sah es am Ende der Verhandlung gar nicht schlecht aus für den ETH-Studenten. Der Richter schloss dann die Öffentlichkeit aus und führte Vergleichsgespräche mit den beiden Parteien. Am Ende erklärte sich Racine bereit, bis zur Erledigung des ordentlichen Prozesses den Inhalt seiner Website vom Netz zu nehmen. Die Seite wird demnach ab kommenden Dienstag verschwinden und durch einen Teil des Vereinbarungstextes ersetzt werden.

Eine volle Niederlage für den ETH-Studenten? Die Anwältin von Farinoli gegenüber ETH Life: "Wir sind mit allem durchgekommen. Wir werden ihn auch noch auf Schadenersatz verklagen." Racine sieht das Verhandlungsresultat nicht als Niederlage auf der ganzen Linie: "Ich halte nach wie vor alle meine Äusserungen für wahr." Dies werde sich dann in der Hauptverhandlung sicher zeigen. Er habe inzwischen seinerseits Strafanzeige gegen Farinoli eingereicht, da dieser das Datenschutzgesetzt verletzt habe. Die erste Schlacht ist geschlagen, nicht aber der Krieg. Fortsetzung folgt.


Fussnoten:
(1) "Spam-Jäger vor Gericht" - ETH-Physikstudent kämpft gegen unerwünschte E-Mail-Werbung. ETH Life-Bericht vom 16. Mai 2001: www.ethlife.ethz.ch/tages/show/SpamJaeger.html



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