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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 20.12.2004 06:00

SiROP Awards 2004 mit Gastredner Claude Nicollier.
Zertifikat vom Astronauten

Nach Nobelpreisträger Richard Ernst gelang es der studentischen Vereinigung SiROP (siehe Kasten) dieses Jahr mit dem Schweizer Astronauten Claude Nicollier wiederum einen prominenten Gastredner und „Zertifikator“ einzuladen. Ausgezeichnet wurden letzten Freitagabend ein Dutzend Studierende für ihre Arbeiten in Projekten wie „SpiderNet“ oder „Cholesterin-Senker“.

Von Jakob Lindenmeyer

Mit rund 150 Zuhörenden war die Aula der ETH Zürich bis auf den letzten Platz gefüllt. Gekommen waren primär Studierende, aber auch einige ältere Semester. Das Licht ging aus und die Semper-Aula verwandelte sich für eine Stunde in eine Raumfähre, mit der Astronaut Nicollier das Publikum in einer perfekten Show auf eine Reise durch den Weltraum mitnahm.

Letzten Freitagabend erzählte Astronaut Nicollier in der ETH-Aula von seinen Abenteuern im All. gross

"Forschung ist ein unendliches Abenteuer", eröffnete der Astronaut und Astrophysiker Claude Nicollier seine Weltraum-Präsentation. "Als Astronaut ist man auch ein Abenteurer." Das sei zwar gefährlich, man bekomme aber auch viel dafür. Da wären etwa die 32 Sonnenauf- und Untergänge, die man im Orbit pro Tag erleben darf. Nicolliers Bilder von der Internationalen Raumstation und von fernen Galaxien sind fantastisch.

"Der Weltraum ist so nah!"

Ausserdem sei das All doch so nah - nur achteinhalb Minuten nach dem Start von Cape Canaveral sei man bereits im Orbit. Möglich macht dies das Space-Shuttle - "ein technisches Wunder". Ebenfalls grosse Bewunderung erntet an diesem Abend die Apollo-Mission, die es der Menschheit nur acht Jahre nach John F. Kennedys Ankündigung ermöglichte auf dem Mond zu landen. "Ein Beispiel für uns alle!" Obwohl die Apollo 13-Mission nicht ohne Probleme verlief, hiess die Devise stets: "Failure is not an option!"

Auf seiner vierten Raummission (STS 103) reparierte Astronaut Nicollier am 23. Dezember 1999 auf seinem achtstündigen Raumspaziergang das Weltraumteleskop Hubble. (Foto: NASA) gross

Doch in den letzten Jahren hatten die Raumfahrer weniger Glück. Die explodierten Raumfähren Challenger (1986) und Columbia im vorletzten Jahr (1) zeigten, dass insbesondere Start und Landung besonders gefährlich sind. "Die Verlustrate von 1/56 ist ein zu hohes Risiko", urteilte Nicollier kritisch. Um dieses zu senken, hält sich die NASA an eine strikte Disziplin, und nicht zuletzt heisse das Geheimrezept: "Trainieren, trainieren und nochmals trainieren!"

Grenzenlose Eroberung des Weltraums

Nach der zweijährigen Sperre aufgrund des Columbia-Absturzes plant die NASA bereits für Mai nächsten Jahres, mit dem Space Shuttle wieder ins All zu fliegen, nicht zuletzt um den ehrgeizigen Fahrplan einzuhalten, die Internationale Raumstation ISS bis 2010 fertig zu bauen. Mittelfristig möchte die NASA zwischen 2015 und 2020 Astronauten für mehrere Wochen bis Monate auf dem Mond stationieren. Das grosse Ziel jedoch sind die für 2030 geplanten bemannten Flüge zum Mars. Doch vorher werden noch einige Roboter unseren roten Nachbarplaneten erkunden.

Die Raumfahrt hat in den nächsten Jahrzehnten also einiges zu bieten. Als anspornendes Schluss-Zitat lieferte der Astronaut auf der letzten Folie gleich noch eine passende "Take-home message" zur zukünftigen Eroberung des Weltraums: "No Limits!"

Bereichernde Auslanderfahrung

Das Publikum ist begeistert. Der langanhaltende Applaus holt einen wieder zurück auf den festen Erdboden. Nützlich fanden die Studierenden insbesondere Nicolliers Karrieretipps und Ratschläge aus eigener Erfahrung: "Sucht den zukünftigen Arbeitsplatz nicht nur hier in der Schweiz, sondern überall auf der ganzen Welt - ...und manchmal auch darüber hinaus." Das Ausland sei extrem bereichernd. Man solle daher offen sein, auch ins Ausland zu gehen, rät der Astronaut. „Doch danach sollte man auch wieder in die Schweiz zurückkehren.“


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Der Schweizer Astronaut Claude Nicollier vor dem Start mit der Raumfähre Discovery Ende 1999 . (Foto: NASA) gross

Nach der fast einstündigen Weltraum-Präsentation von Astronaut Nicollier führte SiROP-Präsident Pascal Kaufmann das immer noch etwas in der Schwerelosigkeit verbliebene Publikum geschickt zum eigentlichen Anlass des Abends: "Es dauert noch ein Weilchen, bis wir SiROP-Projekte auf der Raumstation ISS anbieten", bedauerte Kaufmann, doch schon für nächstes Jahr versprach er eine Ausweitung des erfolgreichen SiROP-Programms auf andere Schweizer Universitäten und Fachhochschulen.


SiROP: Als Student in die Forschung

SiROP steht für "Student Research Opportunities Program". Der Verein bezweckt, Studierende auf freiwilliger Basis frühzeitig mit "echter" Forschung in Kontakt zu bringen. Das Konzept ist an dasjenige des amerikanischen Massachusetts Institute of Technology (MIT) angelehnt. Dort werden Studierende seit einigen Jahren bereits während des Studiums erfolgreich in die aktuelle Spitzenforschung eingebunden.

SiROP ist im Herbst 2002 von einem Team engagierter Studierender als Non-Profit Organisation gegründet und im April 2004 von der ETH Zürich als offizielle Institution anerkannt worden. Motivierte Studierende können sich für die auf der SiROP-Website (2) ausgeschriebenen Projekte bewerben und erhalten Gelegenheit, bereits während des Studiums wertvolle Forschungserfahrungen zu sammeln und sich zusätzliche Qualifikationen anzueignen. Eine Bezahlung ist möglich, aber keine Pflicht. Nach erfolgreichem Projektabschluss erhält jeder Teilnehmende ein Zertifikat, welches die Tätigkeit in dem Forschungsprojekt auszeichnet.

In den letzten zwei Jahren leisteten ETH-Studierende zusätzlich zu ihrem Studium im Rahmen von SiROP freiwillig total 5'500 Stunden Forschungsarbeit. Auf die bisher 91 SiROP-Projektausschreibungen bewarben sich über 150 Studierende aus neun Departementen. 280 Studierende haben sich in eine Interessentenliste eingetragen. Aktuell sind über 30 Forschungsprojekte ausgeschrieben.



Vor etwas gelichteten Reihen folgten Präsentationen von drei abgeschlossenen SiROP-Projekten. Der drittsemestrige Biochemie-Student Reto Baumann synthetisierte in seinen letzten Sommersemesterferien am Laboratorium für Organische Chemie eine neue Klasse von Cholesterin-Senkern. Auf demselben Projekt arbeitete auch die deutsche Gymnasiastin Anna Binkowski aus Marburg. Ihre Erfahrungen im ETH-Labor umschrieb sie mit "kurz, intensiv und positiv", was sie in ihrem Studienwunsch bestätigt habe. Der siebtsemestrige Elektrotechnik-Student Matthias Yazawa schliesslich entwickelte mit "SpiderNet" am Uni-Labor für künstliche Intelligenz ein virtuelles System zur Analyse der klassischen Konditionierung einer virtuellen Spinne, die heisse Platten meidet. Yazawa war vom Forschungsgebiet so begeistert, dass er nun gleich auch seine Diplomarbeit den neuronalen Netzen in Robotern widmet.

Den Abschluss des Abends bildete die feierliche Zertifikatsübergabe. Alle Projektbeteiligten erhielten aus den Händen des einzigen Schweizer Astronauten ein Zertifikat und ein Arbeitszeugnis für ihre Projektarbeit, ...sowie eine Flasche roten Sirups.

Zertifikatsübergabe durch Claude Nicollier (rechts) und SiROP-Präsident Pascal Kaufmann (links). (Am rechten Rand: Die Sirupflasche.) gross


Literaturhinweise:
NASA-Homepage von Astronaut Claude Nicollier: www.jsc.nasa.gov/Bios/htmlbios/nicollie.html
"ETH Life"-Artikel zu SiROP: www.ethlife.ethz.ch/articles/siropdeutsch.html

Fussnoten:
(1) "ETH Life"-Artikel zum Absturz der Raumfähre Columbia: www.ethlife.ethz.ch/articles/shuttlekatastrophe.html
(2) Website von SiROP: www.sirop.ethz.ch/



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