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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 01.07.2005 06:02

Die Lehre an der ETH steht vor dem nächsten grossen Schritt
Die ETH macht den Meister

Die ETH Zürich steht kurz vor dem Start zu den Masterstudiengängen und dem Abschluss der Bologna-Reformen. Diese hat die Hochschule als Chance genutzt, um sich neu zu profilieren. Das Angebot der Masterstudiengänge hat sie verdoppelt und einzelne Studiengänge auf besonders zukunftsträchtige Berufsfelder ausgerichtet. Offen ist, wie die Studierenden auf das neu geschaffene Angebot reagieren werden.

Von Samuel Brandner

Die Umsetzung der Bologna-Reformen, mit denen das Studium an den Hochschulen international vereinheitlicht in eine Bachelor- und eine Masterstufe unterteilt wird, steht an der ETH vor dem Abschluss. Nachdem mit dem Masterstudiengang Informationstechnologie ein erster Testlauf erfolgte, werden auf das folgende Wintersemester den Studierenden die ersten acht regulären Masterstudiengänge angeboten (1).

Bis zum Wintersemester 2008/09 soll in sämtlichen Studiengängen der Masterstudiengang eingeführt sein. Dazu kommen spezialisierte Masterstudiengänge, zu denen die Studierenden eine besondere Zulassung bestehen müssen. So bietet beispielsweise das Departement Informationstechnologie und Elektrotechnik zusammen mit dem Departement für Maschinenbau und Verfahrenstechnik einen Master für biomedizinische Technik an. Diese Programme sind auf besonders zukunftsträchtige Berufsfelder ausgerichtet. Für hervorragende Studierende wird daneben eine Möglichkeit geboten, bei der die Master- und Doktorphase gekoppelt und damit die Studienzeit verkürzt werden kann.

„A Bachelor is not a Bachelor“

Die Anforderungen der ETH an ihre zukünftigen Master-Studierenden sind hoch. Daher wollte die Hochschule zu Beginn auch nicht jeden Bachelorabschluss als Zulassung zum ETH-Masterstudiengang anerkennen. Den Wunsch, die Studierenden für die Masterprogramme auswählen zu dürfen, hat die Schweizerische Universitätskonferenz (SUK) den schweizerischen Universitäten nicht erfüllt. Wer einen Bachelor einer Schweizer Universität besitzt, sei auch zum Masterstudiengang desselben Faches ohne Bedingungen an jeder anderen schweizerischen Universität berechtigt, hielt die SUK fest. „Dies ist nicht ganz unsere Vorstellung“, so Konrad Osterwalder, „immerhin wird es erlaubt sein, Studierenden mit einem Bachelorabschluss einer anderen Schweizer Universität Auflagen für ihre Zulassung zum ETH-Masterlehrgang zu machen.“ So müssen Studierende anderer Universitäten während ihres Masterstudiums ergänzende Kurse besuchen.

Bewilligt wurde ein von der ETH bestimmtes Zulassungsverfahren aber für Studierende aus dem Ausland, so Osterwalder weiter. Noch nicht abschliessend ausgehandelt ist die Zulassung für Bachelorabsolventen der Fachhochschulen. „Wie die Zulassung dieser Absolventen an die ETH geregelt werden soll, handeln wir zurzeit mit den Fachhochschulen aus.“ Es sei allerdings klar, meint Osterwalder weiter, dass ein FH-Bachelor in Chemie nicht als Eintritt für den Masterstudiengang der Chemie an der ETH dienen könne. Dies würden Fachhochschulen aber auch gar nicht verlangen. Für die Zulassung sei letztlich entscheidend, was der betreffende Bachelorabsolvent gelernt hat. Dies werde dann mit dem verglichen, was an der ETH in demselben Studiengang gelernt wurde. „Als Faustregel gilt, dass 60 Prozent übereinstimmen müssen, von 20 Prozent kann man mit Auflagen verlangen, dass der Absolvent diese während dem Studium nachholt und 20 Prozent können dem Absolventen geschenkt werden.“


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Die Einführung des Bachelor-Master-Systems ist der ETH vergleichsweise leicht gefallen. Wie die Studierenden auf das neu geschaffene Angebot reagieren werden, ist allerdings noch ungewiss. gross

Unterschiede sind zu pflegen!

Die Studierenden auswählen zu dürfen, hält Osterwalder keineswegs für unfair. Bereits an einer Ringvorlesung des letzten Jahres hielt er fest, dass es keinen Sinn mache, allen eine Spitzenausbildung zu ermöglichen (2). Nicht zuletzt aus finanziellen Gründen müsse versucht werden, das Ausbildungssystem stärker zu diversifizieren und die Verschiedenheit zwischen Fachhochschule und universitärer Hochschule, aber auch unter den universitären Hochschulen zu pflegen.

Im Gespräch mit "ETH Life" bezeichnete Osterwalder diese Diversifizierung der Abschlüsse als Bereicherung unseres Bildungssystems. Selbst einen Masterabschluss auf Fachhochschulebene, wie ihn vereinzelte Berufsverbände fordern, sieht Osterwalder heute „nicht mehr als vollkommen sinnloses“ Unterfangen. Dieser Abschluss müsse aber weit mehr praxisorientiert aussehen als jener der ETH, betont Osterwalder. Die von gewissen Seiten geforderte Forschungskomponente im Masterabschluss können die Fachhochschulen jedoch nicht bieten, schränkt der Rektor ein.

Bologna als Schritt zur Spitze

Mit den Bologna-Reformen will sich die ETH weiter als Elite-Universität positionieren. In einem Interview mit der österreichischen Zeitung "Der Standard" rief Osterwalder denn auch dazu auf, den Elite-Begriff in Europa wieder unvoreingenommener aufzugreifen, „dabei soll es nicht um eine Finanz- oder Erbelite gehen, sondern um eine Leistungselite“, wie der ETH-Rektor betonte(3). Aus dem „Master ETH“ will Osterwalder denn auch ein Qualitätssiegel erster Güte machen, das sich von den restlichen Master-Titeln mit einem deutlichen Profil abhebt.

Mit der Umsetzung der Bologna-Reformen ist die ETH schweizweit in der Spitzengruppe. Offen bleibt nun, wie die Studierenden auf das neue Angebot der ETH reagieren werden. Es wird sich zeigen, ob das neue Bachelor-Master-System die Mobilität fördern wird, wie viele Bachelorstudenten von der ETH weggehen und wie viele Auswärtige sich für einen Masterlehrgang an der ETH entscheiden. Ungewiss ist auch, wie sich die Reformen auf den Ruf der Hochschule auswirken werden. Jedenfalls nähert sich die ETH mit der Umsetzung der Bologna-Reformen dem Hochschulmodell des angelsächsischen Raumes an, wo zurzeit die besten technischen Hochschulen beheimatet sind - will man den verschiedenen Rankings glauben (4).


Fussnoten:
(1) Zu den ersten Masterstudiengängen gehören die Maschineningenieurwissenschaften, die Verfahrenstechnik, Materialwissenschaft, Rechnergestützte Wissenschaften, Chemie, Chemie- und Bioingenieurwissenschaften, Bewegungswissenschaften und Sport sowie Management, Technologie und Ökonomie. Als erster spezialisierter Masterstudiengang wird Biomedizinische Technik angeboten.
(2) Weitere Informationen zu dieser Ringvorlesung an der Universität Zürich finden Sie hier: www.unipublic.unizh.ch/lenya/unipublic/live/campus/uni-news/2004/1192.html
(3) Zum Interview mit Konrad Osterwalder können Sie mehr hier erfahren: oeh.ac.at/oeh/presse/pressespiegel/100206649579/111782169149
(4) Das Shanghai-Ranking gilt als bekannteste Messlatte zum Vergleich der verschiedenen Hochschulen, allerdings ist sie nicht unumstritten. Zur Bewertung legt dieses Ranking den Schwerpunkt auf die Forschung und nicht die Lehre. Die ETH rangiert hier auf Platz 27 als beste kontinentaleuropäische Universität. http://ed.sjtu.edu.cn/rank/2004/top500list.htm Ein Vergleich Schweizer Universitäten finden Sie hier: www.swissup.com/r2k3_swissup.cfm?upid=DE



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