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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 20.10.2006 06:00

Schulterschluss der Bildungsträger am „Nationalen Bildungsgipfel“ in Basel
Weckruf an die Politik

Erstmals gehen heute Freitag an der Uni Basel die massgeblichen Schweizer Bildungs- und Forschungsinstitutionen gemeinsam in die Offensive. Anlass ist der Finanzrahmen, den der Bundesrat mit der bevorstehende Botschaft über Bildung, Forschung und Innovation (BFI) für die Jahre 2008 bis ’11 steckt. Vorgesehen ist eine jährliche Steigerung der Mittel von 4,5 Prozent. Es brauche deutlich mehr, kritisieren die Bildungsträger, darunter auch die ETH Zürich.

Norbert Staub

Voraussichtlich im November dieses Jahres wird der Bundesrat seine BFI-Botschaft für 2008 bis 2011 veröffentlichen. Die Botschaft ist das fundamentale Planungsinstrument des Bundes im Bildungsbereich. Die Exekutive schlägt vor, dass in diesem Zeitraum die Bildungsausgaben um jährlich 4,5 Prozent steigen sollen. Das sei klar zu wenig, finden Parlament und Kantone. Der Ständerat fordert eine 6-, der Nationalrat eine 8-prozentige Zunahme, gleich viel wie die Kantone. Die überwältigende Annahme der so genannten Bildungsverfassung durch das Volk im Mai 2006 sei zudem eine klare Aufforderung an die Politik, die Bildung zu stärken, heisst es von Seiten der Motionäre im Nationalrat.

Schulterschluss für mehr Mittel

Die Diskussion um die Bildungsfinanzierung der nächsten Jahre führt nun zu einer Allianz der wichtigsten Bildungs- und Forschungsinstitutionen des Landes. (1) Mit dem „Nationalen Bildungs- und Forschungsgipfel“, der heute Freitag an der Universität Basel stattfindet, soll an die Politik appelliert werden, mit einer deutlichen Steigerung der Investitionen den Wissensplatz Schweiz langfristig zu sichern.

„Bildung, Forschung und Innovation sind die tragenden Säulen der Zukunft dieses Landes“, sagt ETH-Präsident Ernst Hafen gegenüber „ETH Life“ im Vorfeld der Basler Veranstaltung. „Das vorgeschlagene jährliche Wachstum des BFI-Budgets von 4,5 Prozent genügt aber bei weitem nicht, um unsere Aufgaben zu erfüllen“, meint Hafen. Insbesondere sei der Bund mit der Förderung der Berufsausbildung und der Fachhochschulen neue Verpflichtungen eingegangen. „Und diese nehmen den wesentlichen Teil der Ressourcen auf.“

Talentdrehscheibe Schweiz braucht Investitionen

„Die Schweiz ist die Talent-Drehscheibe der globalisierten Welt“, so Hafen weiter. Die Grundlage dafür sei zum einen die im internationalen Vergleich hervorragende Schweizer Berufsbildung. Andererseits die Tatsache, dass gemäss dem aktuellen Newsweek-Ranking fünf Schweizer Hochschulen in den Top 50 der Welt figurieren: die ETH Zürich als die beste kontinentaleuropäische Hochschule, zudem die EPF Lausanne, die Unis Genf, Zürich und Basel. (2)


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Mit einem Verzicht auf Bildungsinvestitionen würde die Schweiz im internationalen Vergleich ins Hintertreffen geraten, sagt ETH-Präsident Ernst Hafen im Vorfeld des Basler Bildungsgipfels. gross

„Wenn wir jedoch jetzt nicht investieren, sind unsere Hochschulen im internationalen Vergleich nicht mehr konkurrenzfähig“, gibt der ETH-Präsident zu bedenken. „Denn mit Hochschulrankings und der Bologna-Reform wird gerade auch die Ausbildung immer globaler.“ Studierende würden sich dann für ein Studium an einer Schweizer Hochschule interessieren, wenn die Lehrangebote und die Betreuungsverhältinsse mit den besten Peer-Universitäten zu vergleichen sind.

Terrainverlust befürchtet

„Ich gehe nach Basel, um deutlich zu machen, dass aufgrund der zusätzlichen Verpflichtungen der Wert von 4,5 Prozent gerade aus Sicht von Hochschulen wie der ETH Zürich nicht Wachstum bedeutet, sondern Abbau. Das macht mir grosse Sorgen. Auch die im Raum stehenden 6 Prozent führen nicht viel weiter, sie sichern knapp den Status quo.“ Die Hochschulrankings zeigten, dass die ETH global nach wie vor in der Spitzengruppe sei. Die Ranglisten würden aber auch deutlich machen, dass vor allem asiatische Hochschulen sich in raschen Schritten der Spitze annähern. „Wenn ich sehe, dass Länder wie Korea oder Finnland ihre öffentliche Forschungsförderung seit einem Jahrzehnt jährlich um zehn und mehr Prozente erhöhen und die Schweiz im selben Zeitraum hingegen ein Nullwachstum aufweist, ist das für mich ein klares Alarmsignal“, so Hafen.

Immer wieder werde in der Politik die zentrale Bedeutung des Rohstoffs Bildung für die Schweiz beschworen, so Ernst Hafen - es brauche nun dringend auch bei der Finanzierung ein klares Bekenntnis dazu: „Es darf meines Erachtens nicht sein, dass in der finanzpolitischen Diskussion etwa Landwirtschaft gegen Bildung ausgespielt wird, wie das bei der letzten BFI-Botschaft der Fall war.“


Literaturhinweise:
Umfassende Hintergrundinformationen zum Wissensplatz Schweiz durch das „Forum Wissens- & Werkplatz Schweiz“ finden Sie unter: www.fwws.ch/dl/wissensplatz_de.pdf

Fussnoten:
(1) Zum Gipfel aufgerufen haben der Schweizerische Nationalfonds, die Akademien der Wissenschaften Schweiz, die Rektorenkonferenz der Universitäten, die Konferenz der Fachhochschulen sowie der ETH-Rat. Auch die Berufbildung ist vertreten. Sie wird repräsentiert von der Erziehungsdirektorenkonferenz, dem Schweizer Arbeitgeberverband, vom Wirtschaftverband Economiesuisse und der Gewerkschaft unia.
(2) Zu den Hochschulrankings von "Newsweek", der Jiao Tong University und dem "Times Higher Education Supplement" siehe die folgenden "ETH Life"-Artikel: "Unter den besten 30" vom 22. August 2006: www.ethlife.ethz.ch/articles/newsweekranking.html und "Vorne dabei" vom 9. Oktober 2006: www.ethlife.ethz.ch/articles/campuslife/thesrank06.html



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