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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 24.05.2006 06:00

Sechstes D-BIOL-Symposium:
Geist von Davos beschwören

Über Auffahrt versammelt sich das Departement Biologie zu einem mehrtägigen Symposium in Davos. Es ist dies das grösste „interne“ Fachtreffen eines Departements der ETH. Die Kosten, sagt Departementsvorsteher Hauke Hennecke im Interview mit ETH Life, rechnen sich allemal. Denn das Symposium kittet das Departement - ganz im Sinn der angestrebten Hochschulkultur von ETH2020.

Interview: Peter Rüegg

Zum sechsten Mal findet über Auffahrt das Symposium des gesamten Departements Biologie der ETH statt. Eine Werkschau?

Hauke Hennecke: Ja, das Symposium ist eine Art Werkschau. Aber es ist in erster Linie eine interne Veranstaltung. Im Englischen gibt es ein Wort dafür: retreat. Man zieht sich zurück, ist unter sich und informiert sich gegenseitig über seine Arbeit. Das Symposium findet wie immer über Auffahrt statt. Das passt nicht allen, aber es geht nicht anders, weil wir die Lehre so wenig wie möglich beeinträchtigen wollen. Am Mittwoch stellen wir es den Studierenden frei, ob sie Vorlesungen besuchen oder ob sie nach Davos kommen.

Ab Stufe Doktorierende ist die Teilnahme wohl obligatorisch?

Zum Zwang machen wir das Symposium nicht, aber von Doktorierenden wird die Teilnahme erwartet.

Wie viele Personen nehmen dieses Jahr teil?

Insgesamt haben wir 666 Anmeldungen erhalten. Das ist ein neuer Rekord. Davon sind 282 Doktoranden, 118 Postdocs und 117 Studierende ab dem 6. Semester. 37 Professoren werden anwesend sein. Dazu haben wir assoziierte Mitglieder des Departements eingeladen, weitere technische und wissenschaftliche Mitarbeiter sowie Gäste, etwa die Emeriti des Departements.

Was ist das Ziel des Symposiums?

Im Vordergrund steht, dass die Leute des Departements Kontakte knüpfen können. Doktoranden lernen ihre Kollegen aus anderen Instituten kennen und können sich über neue Forschungsprojekte informieren. Am Symposium darf jeder Doktorierende ein Poster aufhängen. Was andere Doktoranden daran oft interessiert, ist das Methodische. Am Kongress finden sie gleich den richtigen Ansprechpartner dafür. Dadurch funktioniert der Informationsaustausch besser als wenn nur die Chefs miteinander kommunizieren und „von oben herab“ etwas einbringen wollen. Für die Studierenden ist das Symposium eine ideale Plattform um herauszufinden, wo sie ihre Bachelor- oder Masterarbeiten machen wollen. Auch die Professoren nehmen die Gelegenheit gerne wahr, sich über die Aktivitäten ihrer Kolleginnen und Kollegen zu orientieren.

Thematisch ist das Symposium sehr breit. Was versteht ein Pflanzenbiologe von Neurowissenschaft und umgekehrt?

Die Herausforderung für die Teilnehmer ist, sich in etwas Anderes hinein zu denken. Ob jemand an der molekularen Struktur eines Proteins arbeitet oder die Verhaltensneurobiologie von Primaten untersucht – da sind Welten dazwischen. Trotzdem muss jeder in der Lage sein, dem anderen vernünftig zu erklären, welche Ziele er mit seiner Forschung verfolgt und weshalb es diese Forschung braucht.

Was ist die Besonderheit des D-BIOL-Symposiums?

Einerseits herrscht die typische Kongressatmosphäre. Andererseits unterscheidet sich das Symposium von einem normalen wissenschaftlichen Kongress dadurch, dass letzterer ein Schwerpunktthema behandelt, was Leute aus aller Welt anzieht, die auf diesem Gebiet arbeiten. Hier hingegen präsentieren wir das ganze Spektrum an biologischen Themen, die am D-BIOL bearbeitet werden.

Gibt es am Symposium Themen, die Sie speziell interessieren?

Als Departementsvorsteher hat mich alles zu interessieren, und ich sollte mich davor hüten, eine Wertung abzugeben. Dennoch gebe ich gerne zu, dass mich die Fortschritte der Strukturbiologie faszinieren. Enzymstrukturen, auf die man schon lange gewartet hat, wurden jüngst an der ETH aufgeklärt. Das ist extrem spannend.


Für Doktorierende ist das D-Biol-Symposium in Davos eine hervorragende Gelegenheit, miteinander über die Methoden zu diskutieren. (Bild: D-Biol) gross

Weshalb hat sich das Symposium derart stark ausgeweitet?

Das hat damit zu tun, dass das Institut für molekulare Systembiologie neu gegründet wurde und dass sich das Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften erweitert hat. Dazu kommt der Zugang der Gruppe von Ernst Hafen. Und schliesslich haben wir im Departement eine Reihe neuer Assistenzprofessuren. Von den 43 Professuren sind 12 Assistenzprofessuren, acht davon gefördert vom SNF, was nicht vorhersehbar war. Die neu hinzugekommenen Professoren haben auf jeden Fall das Recht, am Symposium als Redner aufzutreten.

Wie gross ist der Aufwand, um das D-Biol-Symposium zu organisieren?

Der Aufwand ist enorm. Die Idee des Zweijahresrhythmus ist, dass jeder Doktorand während seiner Zeit an der ETH seine Arbeit mindestens einmal an einem Davos-Symposium präsentieren kann. Das Symposium jedes Jahr zu organisieren, wäre für das Departementssekretariat zuviel. Ausserdem wäre dies zu teuer. Dieses Jahr beträgt das Budget 230'000 Franken. Das Departement übernimmt die Kosten für Unterkunft und Verpflegung der Teilnehmer und für die Miete des Kongresszentrums in Davos. Die Reisekosten tragen die Teilnehmer selbst.

Woher stammt die Idee für einen solchen Anlass?

Das Vorbild stammt aus den USA. Dort gibt es etliche Universitäten, die solche Retreats unternehmen. Ein bekanntes Beispiel ist die Stanford University, deren Department of Biological Sciences sich im Asilomar Conference Center direkt am Pazifik trifft.

Und an der ETH?

Mir ist kein vergleichbares Symposium bekannt. Es gibt einzelne Gruppen, die Ausflüge mit wissenschaftlichem Programm veranstalten. Aber so viel ich weiss, gibt es kein anderes Departement, das etwas in unserer Grössenordnung macht.

Wer hat das Symposium ursprünglich initiiert?

Der Initiant war Nobelpreisträger Kurt Wüthrich. Als er vor zehn Jahren Departementsvorsteher war, schlug er der Schulleitung dieses Departementssymposium vor und konnte dafür ein Budget heraushandeln.


ETH 2020 - Die nächsten Schritte

Seit dem 9. März werden die Ziele und Massnahmen des ETH-2020-Prozesses bei den einzelnen Departementen, Infrastrukturbereichen und Hochschulgruppen zur Diskussion gestellt. Bis zum 7. Juli sollen diese Konsultationen mit je einer schriftlichen Stellungnahme dieser Bereiche abgeschlossen sein. Bis zum diesem Datum läuft auch die ETH-weite Diskussion im Weblog ETH 2020 (www.eth2020.ethz.ch). Die Ergebnisse dieser Etappe sollen in die weiteren Planungsarbeiten einfliessen. Am 16. August wird die Schulleitung die anvisierten Ziele in einem Beschluss festhalten. In der zweiten Jahreshälfte sollen konkrete Massnahmen geplant und ein Umsetzungsprogramm erarbeitet werden.




Literaturhinweise:
Website des Departements Biologie: www.biol.ethz.ch



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