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Rubrik: Tagesberichte |
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Forum des Departements Chemie und angewandte Biowissenschaften Bunte Biotechnologie |
Neuartige Methoden und effektive Wirkstoffe für die Medizin und Chemie in der roten und weissen Biotechnologie: Das war das Thema am Forum des Departements Chemie und Angewandte Biowissenschaften (D-CHAB) letzten Mittwoch. Konkret ging es um biotechnologische Grossproduktion, um Mikroorganismen als Quelle neuer Wirkstoffe oder um Genregulation durch Tabakrauch. Die Biotechnologie wird immer bunter. Da gibt es die rote im Bereich der Medizin, die grüne bei den Pflanzen oder die weisse für die Industrie. Daneben wird sogar auch schon von blauer gesprochen, die sich mit der Biologie der Meere befasst. Aus diesem bunten Spektrum wählten die Verantwortlichen des D-CHAB für ihr Forum am letzten Mittwoch die rote und weisse aus. Feine Regulation und Suche Dass aber die farbliche Aufteilung nicht immer trennscharf ist, zeigte beispielsweise der Vortrag von ETH-Professor Martin Fussenegger. Mit der Bezeichnung „SMART“ sprach er dabei nicht über Abgase, sondern über die „Smoke Adjustable Regulation Technology“, eine Methode, die es erlaubt, eingeschleuste Gene mit Tabakrauch, beziehungsweise mit dessen Inhaltsstoff Acetaldehyd zu regulieren. Im roten Biotechnologiebereich könnte die Technologie interessant sein, da sie bei einer allfälligen Gentherapie zum Einsatz kommen könnte. Für die weisse ist sie insbesondere für Zellkulturen von Bedeutung, bei denen das gewünschte Produkt mit dem Wachstum der Zellen interagiert und somit fein gesteuert werden muss. Um Empfindlichkeiten ging es indirekt auch in den Ausführungen von Martin Langer von der BRAIN AG im deutschen Zwingenberg. So gibt es in den Reichen der Bakterien und Archaebakterien, aber auch bei den Pilzen viele Organismen, die sich nicht züchten lassen. Trotzdem verspricht man sich von ihnen viele interessante Enzyme. Diese, so Langer, versucht man mittels Metagenomanalysen, bei der man beispielsweise die Gesamt-DNA einer Bodenprobe auf bestimme Sequenzen hin untersucht, aufzuspüren. Es gibt aber auch den Ansatz, dass man über die Aktivität ein neues potentes Enzym entdeckt. Im grossen Massstab Hat man in der Natur einmal einen spannenden Wirkstoff gefunden, so ist der Weg zur industriellen Produktion immer noch beachtlich weit. Das wurde den Zuhörenden bei den Erläuterungen von Albert Kuonen vom Pharmakonzern Roche klar. Er erzählte von der Erstellung einer mehr als 400 Millionen Franken teuren biotechnologischen Produktionsanlage in Basel und einer weiteren im deutschen Penzberg.
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Hier und im Neubau in Basel, in dem unter anderem 57 Kilometer an Rohren integriert wurden, sollen vorerst die Krebsmedikamente Avastatin und Herceptin in Bioreaktoren mit einem Fassungsvermögen von mehreren Tausend Litern hergestellt werden. Letzteres Medikament basiert auf humanisierten Antikörpern, deren zunehmende Bedeutung Kuonen zu Beginn seines Vortrages erläutert hatte. Biotechnologie und Chemie Ebenfalls über Antikörper sprach Peter Sondermann von dem kürzlich von Roche übernommenen ETH-Spin-off Glycart. Er zeigte auf, wie es durch Änderungen der Zuckerstrukturen im stabilen Teil der Antikörper zu einer verstärken Immunantwort kommen kann. Am Forum sprach zudem Andreas Schmid, ehemals Oberassistent an der ETH und heute Leiter des Lehrstuhles für Chemische Biotechnologie der Universität Dortmund, über die Kopplung von Bio- und Chemokatalyse. Er präsentierte Beispiele für ein Zusammenspiel von moderner Biotechnologie und Chemie anhand von industriellen Prozessen und neuen Forschungsschwerpunkten in Europa. Bereits heute werden in jedem Chemiekonzern biotechnologische Herstellungsverfahren für Indusrie- und Agrochemikalien oder Pharmaintermediate entwickelt und erfolgreich eingesetzt. |
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