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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 30.09.2005 06:00

Eröffnung der Ausstellung „Einstein in Zürich“ im ETH-Hauptgebäude
Zürich als Basis für Einsteins Erfolg

Eine Ausstellung über Einstein an der ETH ist dieses Jahr mehr als gerechtfertigt: Der Tod des wohl berühmtesten Physikers jährt sich zum 50. Mal, die erste Publikation der Relativitätstheorie ist 100 Jahre her, 2005 ist das Weltjahr der Physik und die ETH, an der Albert Einstein sein Studium absolviert hat und Professor war, feiert ihr 150-jähriges Bestehen.

Ursina Wirz

„Um ein guter Student zu sein, muss man eine Leichtigkeit der Auffassung haben, Willigkeit, seine Kräfte auf all das zu konzentrieren, was einem vorgetragen wird, Ordnungsliebe, um das in den Vorlesungen Dargebotene schriftlich aufzuzeichnen und dann gewissenhaft auszuarbeiten. All diese Eigenschaften fehlten mir gründlich, was ich mit Bedauern feststellte.“ Das schreibt Albert Einstein in einem Text über seine Erinnerungen an die ETH Zürich aus Anlass des 100-Jahr-Jubiläums der Hochschule. Dieses Jahr feiert die ETH wieder – ihr 150-Jahr-Jubiläum. Dies ist einer der Anlässe für die Einstein-Ausstellung in Zürich. „Unsere Absicht war, etwas zu zeigen, das sich von dem, was im Einstein-Jahr anderswo geboten wird, unterscheidet“, erklärt Hans-Rudolf Ott, ETH-Professor für Physik und Hauptautor der Ausstellung im Hauptgebäude der ETH. „Deshalb haben wir uns auf die Entstehungsgeschichte und die Folgen von Einsteins grossem Durchbruch im ‚Wunderjahr’ 1905 konzentriert.“

Steiniger Weg zum Ziel

Wie kam es dazu, dass der talentierte Deutsche 1896 an der ETH in Zürich sein Studium begann? Einstein verbrachte seine frühe Kindheit in München, verliess diese Stadt aber mit 16 Jahren, ohne das Gymnasium abgeschlossen zu haben, um seinen Eltern nach Pavia in Italien zu folgen. Einsteins Ziel war schon damals, die Aufnahmeprüfung am Eidgenössischen Polytechnikum abzulegen, wofür er sich ein Jahr lang in Pavia im Selbststudium vorbereitete. „Das Poly war damals eine der wenigen bekannten Hochschulen in Europa, wo Talentierte ohne Abitur oder Matura studieren konnten“, meint Ott.

Allerdings musste, wie heute auch, eine anspruchsvolle Eintrittsprüfung bestanden werden. „Denselben Weg hatte vor Einstein übrigens Wilhelm Conrad Röntgen gewählt“, so der Autor der Schau. Obwohl Einstein noch nicht 18 war, das damalige Mindestalter für den Beginn eines Studiums, bekam er eine Sonderbewilligung für diese Prüfung. Die Anstrengungen nützten jedoch nichts, denn die Prüfung bestand er nicht – aus Mangel an sprachlich-historischen Kenntnissen. In den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern jedoch zeigte er eine gute Leistung.

Durch das Nachholen der Matura an der Kantonsschule Aarau erreichte der junge Einstein schliesslich sein Ziel dennoch – ein Studium am Polytechnikum in Zürich.

Freund und Rettungsring

Während des Studiums lernte er Marcel Grossmann (siehe Bild "ETH Life"-Frontseite) kennen, der zu einem guten Freund Einsteins wurde: „Mit ihm ging ich jede Woche einmal feierlich ins Café Metropol am Limmatquai und sprach mit ihm nicht nur über das Studium, sondern darüber hinaus über alle Dinge, die junge Menschen mit offenen Augen interessieren können“, schrieb Einstein in seinen Erinnerungen an Zürich. Marcel Grossmann war es auch, der Albert Einstein mit seinen akribisch geführten Vorlesungsnotizen durch das Studium half. Einstein besuchte die Vorlesungen nur selten und war auf einen derartigen „Rettungsring“ angewiesen.

Eine weitere grosse Hilfe war Marcel Grossmann für Einstein, als dieser nach seinem Studium keine Stelle fand. Durch die Empfehlung von Grossmanns Vater kam Einstein zu einer Anstellung am Patentamt in Bern. Dort veröffentlichte Einstein 1905 innert weniger Monate bahnbrechende Arbeiten zur Lichtquanten-Hypothese, zur Realität und Grösse der Atome und zur Speziellen Relativitätstheorie.


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Hans Rudolf Ott (l.), Hauptautor der Ausstellung und Rudolf Mumenthaler, Leiter der Spezialsammlungen der ETH-Bibilothek. gross

„Einsteins Studium am Zürcher Polytechnikum hatte an diesen mit ungeheurer Intuition vollbrachten Geniestreichen seinen wesentlichen Anteil“, hält Hans-Rudolf Ott fest. Später, 1912 bis 1914, war die Professur für theoretische Physik an der ETH eine der Stationen von Einsteins unaufhaltsamem Aufstieg in den wissenschaftlichen Olymp.

„Kein verkanntes Genie“

Trotz der grossen Popularität Einsteins, wissenschaftlich wie auch gesellschaftlich, versagt sich die Ausstellung an der ETH jede Effekthascherei. Sie lädt die Besucher ein, sich auf die präzis herausgearbeiteten, wissenschaftlich kreativsten Jahre von Einsteins Biografie einzulassen. Dokumente wie Fotografien, Protokolle oder Briefe bilden den Leitfaden vom „Weg ans Poly“ (1895/96) bis zum „Angebot aus Berlin“ (1913/14) und schliesslich zu den „Bleibenden Verbindungen mit Zürich“.

Für Einsteins Werdegang wichtige Namen der Zürcher Ära erhalten Konturen: der oben erwähnte Freund, Studien- und spätere Professorenkollege Marcel Grossmann natürlich, aber auch ein Heinrich Zangger, Direktor des Gerichtsmedizinischen Instituts der Universität, der früh Einsteins Talent erkannte. Oder der grosse Ingenieur Aurel Stodola, der sich als Professor nicht zu schade war, Einsteins Vorlesungen zu hören. „Einstein war kein verkanntes Genie“, sagt Hans-Rudolf Ott; „wir dokumentieren, wie unmittelbar er in Fachkreisen Aufsehen erregte.“

Überdies macht die Ausstellung fünf von Einsteins epochalen Arbeiten – etwa die Lichtquanten-Hypothese – mit Experimenten nachvollziehbar. Zum Projekt inhaltlich wesentlich beigetragen haben Norbert Straumann, emeritierter Professor für theoretische Physik an der Uni Zürich sowie Rudolf Mumenthaler, Leiter der Spezialsammlungen der ETH-Bibliothek. Architekt der Ausstellung ist Raphaël Barbier, Chefdekorateur am Stadttheater Bern, die grafische Umsetzung stammt von Hanni Hediger vom ETH-Departement Physik.


Feierliche Eröffnung

Am Samstag, 1. Oktober wird die Ausstellung "Einstein in Zürich" im ETH Hauptgebäude feierlich eröffnet. Um 10.00 Uhr beginnt der Eröffnungsanlass mit einer Begrüssung durch Professor Meinrad K. Eberle, Projektleiter des ETH-Jubiläums. Professor Hans-Rudolf Ott führt danach in die Ausstellung ein. Robert Schulmann, Einstein-Kenner und Mitherausgeber von Einsteins "Collected Papers", spricht anschliessend darüber, wie Einsteins politische Ansichten in Zürich Wurzeln schlugen. Eröffnet wird die Ausstellung durch ETH-Präsident Olaf Kübler. Zu diesem Anlass und zur anschliessenden Ausstellungsbesichtigung ist jedermann eingeladen.






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