ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
Print-Version Drucken
Publiziert: 15.11.2004 06:00

Stelle für Chancengleichheit der ETH lud zum Thaeaterabend ein
Ein Drama in unzähligen Akten

Die Aula des ETH-Hauptgebäudes verwandelte sich letzte Woche zum Theatersaal. Anlässlich der eQual!-Jubiläumsreihe traten auf der Bühne vor gut 80 Zuschauern das männliche und das weibliche Geschlecht mit Holzschwert und Teppichklopfer gegeneinander an.

Von Claudia Naegeli

„Wenn sie gleich sagt, meint er später…“ - Der sinnige Titel des Zwei-Personen-Stücks bringt dessen Thematik auf den Punkt: Die schwierige Balance zwischen Mann und Frau. In einer Collage, die sich aus zahlreichen Szenen aus der Arbeitswelt, der Erziehung und der Partnerschaft zusammensetzt, wird das alltägliche Zusammenleben von Frau und Mann während einer Stunde beleuchtet. Kantinen-Rituale, Mitarbeitergespräche, die Wahl eines neuen Klassenchefs, ein Gespräch beim Berufsberater oder das Zusammentreffer zweier Hundehalter werden mit einem Minimum an Requisiten realistisch und humorvoll dargestellt.

Das Mitarbeitergespräch

Ein Angestellter sitzt auf einem Stuhl. Man sieht ihm die Anspannung und Nervosität förmlich an. Vor ein paar Sekunden ist er zum Mitarbeitergespräch gebeten worden. Während ihm aus dem Hintergrund Fragen zur Einschätzung seiner Arbeitsweise gestellt werden, klopft er mit zwei Messern auf die vorderen beiden Stuhlbeine. „Wie steht es mit ihrer Belastbarkeit?“, „Wie beurteilen sie ihr Teamverhalten?“, „Sind sie zufrieden mit ihrem Arbeitsplatz?“ Die Fragen aus dem Hintergrund erklingen immer energischer und in immer kürzeren Abständen und sein Klopfen passt sich diesem steigenden Rhythmus an. Auf die letzte Frage „Sind sie zufrieden mit ihrer Aktivität und Initiative?“ antwortet der Angestellte schliesslich: „Mit einem besseren Stuhl wäre ich noch besser.“

Einige Szenen später, gleiche Situation: Auf dem Stuhl sitzt diesmal eine weibliche und „unbewaffnete“ Angestellte. Neben ihrem Stuhl steht ein niedriger Hocker, auf welchem sie zuerst Platz nehmen will. Auf die Fragen aus dem Off regiert sie mit immer schneller werdenden Verrenkungen und Kunststücken, vollzieht am Schluss sogar einen Spagat. Auf die Frage nach ihrer Aktivität und Initiative antwortet sie: „Ein paar Dinge könnte ich wohl schon noch optimieren.“

Verwandlungsstarke Schauspieler

Verschiedenste solcher Szenen wechseln sich während des Stücks Schlag auf Schlag ab. Die Schauspielerin Marion Mühlebach und der Schauspieler Jan Weissenfeld schlüpfen innerhalb kürzester Zeit in die unterschiedlichsten Rollen und verkörpern diese Glaubhaft und ohne grossen Kostümwechsel. Marion Mühlebach überzeugt mit ihrem kabarettistischen Geschick als viel beschäftigte Familienfrau, gleichgültiges Mädchen beim Berufsberater oder als gescheiterte Karrierefrau. Aber auch ihr Kollege Jan Weissenfeld sorgt für einige Lacher aus dem Publikum.

Auch ihre gesanglichen Fähigkeiten stellen die beiden unter Beweis. Zwischen einzelnen Szenen geben sie immer wieder kurze humorvolle Lieder zum Besten. Beispielsweise über die Vorzüge eines Lebens als Regenwurm, weil der sich nicht mit dem anderen Geschlecht herumärgern muss.


weitermehr

Brachten verschiedenste Facetten der schwierigen Balance zwischen Mann und Frau auf die ETH-Bühne: Die Schauspielerin Marion Mühlebach und der Schauspieler Jan Weissenfeld. gross

Klischees vermeiden

Die Lieder und einzelnen Szenen hat die Regisseurin Esther Uebelhart mit der Unterstützung der beiden Schauspieler selbst geschrieben. „Zum Teil sind die Szenen durch Improvisation entstanden, oder ich hatte eine Idee und die Schauspieler haben einen Text dazu geschrieben“, erklärt sie. Die grösste Herausforderung habe für sie persönlich die Vermeidung von Klischees dargestellt. „Das ist besonders schwierig, da ich schon viel im Bereich von Gleichstellung gemacht habe“, sagt die Regisseurin.

Die Vermeidung von Klischees gelingt im Stück häufig, aber nicht immer. Den Beginn der Aufführung, in welchem die weibliche Darstellerin mit einem Teppichklopfer und der männliche Part mit einem Holzschwert bewaffnet sind, hätte man vielleicht umgekehrt inszenieren können. Doch stellt eine gänzliche Vermeidung von Klischees in einem Bereich, der auch im Alltag von gegenseitigen Vorurteilen geprägt ist ein eher ambitiöses Ziel dar.

An Alltag erinnert

Schliesslich betonte auch die ETH-Gleichstellungsbeauftragte Carla Zingg in ihrer Begrüssung, dass die Zeiten des Geschlechterkampfes passé seien. Von Begriffen wie Frauenförderung habe man sich verabschiedet. In grossen Firmen spreche man auch nicht mehr von Gleichstellungsbüros, sondern vom „Diversity Management“. „Das ist ein spannender Ansatz. Man nimmt die Vielfalt und Verschiedenheit als etwas Positives wahr“, erklärt sie. „Heute sind die Probleme ohnehin so komplex, dass die Männer sie nicht mehr allein lösen können.“

Ein Umstand, der Piero Cereghetti, dem Personalleiter der ETH schon lange klar ist. Er fand das Stück „sehr schön und spannend“. Vorallem die Szenen aus dem beruflichen Umfeld seien für ihn sehr aufschlussreich gewesen. „Das dargestellte Mitarbeitergespräch hat mich an Szenen aus meinem beruflichen Alltag erinnert“, sagt er.


"Wenn sie gleich sagt, meint er später..."

Das Theaterstück wurde im Jahr 2000 anlässlich des SKV-Gleichstellungsjahres vom Kaufmännischen Verband Zürich entwickelt. Die aktuelle Neuinszenierung wird durch die Fachstelle eQual! Chancengleichheit zwischen Frau und Mann der ETH Zürich gefördert. Die Fachstelle wird von Carla Zingg und Brigitte Manz-Brunner geleitet. Im letzten Jahr konnte das Büro sein zehnjähriges Bestehen feiern. Eine weitere Aufführung in der ETH findet am 16. März 2005 statt. Alle Interessierten können das Ensemble für Weihnachtsfeiern oder Vergleichbares buchen (1).




Fussnoten:
(1) Informationen zum Stück: www.management3.ch



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!