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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 24.02.2006 06:00

Europäisches Institut für Technologie
Ein Flaggschiff für Europa

Die EU plant ein Europäisches Institut für Technologie (EIT), um der US-Vorherrschaft in der Forschung die Stirn zu bieten. Die virtuelle Universität soll aus einem Netzwerk von mehreren Hochschulen bestehen. Während das Flaggschiff-Projekt bei einigen Hochschulen wenig Begeisterung auslöst, stösst es bei der ETH auf offene Ohren.

Claudia Naegeli

Am Mittwoch präsentierte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso die Pläne für das Europäische Institut für Technologie (EIT), das in den Gebieten Energie, Nano- und Informationstechnologie Schwerpunkte setzen soll. Das EIT soll einerseits die europäische Spitzenforschung vorantreiben und andererseits die Partnerschaften zwischen Wissenschaft und Wirtschaft intensivieren. Barroso erhofft sich von dem Spitzenforschungsprojekt auch eine Steigerung des europäischen Forschungsprofils auf internationaler Ebene. Exzellenz brauche ein Flaggschiff, liess er im Januar an einer Rede an der Delft University of Technology verlauten.

IDEA League als Nukleus

Das EIT ist nicht als ein zentrales Forschungsgelände zu verstehen, sondern als ein Netzwerk von bestehenden Hochschulen. Das Konzept erinnert stark an die bereits seit 1999 bestehende, von der ETH Zürich mitbegründete IDEA League (1). Hier haben sich das Imperial College London, die Delft University of Technology, die RWTH Aachen und die ETH Zürich zusammengeschlossen, um dank gegenseitigem Austausch sowohl in der Forschung wie auch in der Lehre höchsten internationalen Anforderungen gerecht zu werden. „Die IDEA League begrüsst die Bestrebungen der EU-Kommission für ein Europäisches Technologieinstitut“, sagt ETH-Rektor Konrad Osterwalder. Die Organisation hoffe, dass sie bei der Planung und Umsetzung des EIT eine aktive Rolle übernehmen könne. „Die IDEA League ist bereits ein europäisches Technologieinstitut und bietet sich als Nukleus an“, fügt er an.

Keine Kopie des MIT

Die Schaffung eines Zentrums für Spitzenforschung bietet sich für den ETH-Rektor aus zwei Gründen an: Forschungsgelder könnten effizienter eingesetzt und die Wirtschaft besser eingebunden werden. Die Schaffung eines neuen Spitzenforschungszentrums im Sinne einer neu gebauten Universität lehnt Osterwalder allerdings ab. Innerhalb der EU werde eine solche Möglichkeit zwar ebenfalls diskutiert und in Genua habe man vor gut einem Jahr das Italian Institut of Technology (IIT) gegründet, doch ihm erscheine es effizienter, ein Netzwerk von bestehenden Hochschulen zu unterstützen, als von Null an etwas Neues aufzubauen.


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Ein Flaggschiff für die europäische Forschung: Das EIT soll Bewegung in Wissenschaft, Lehre und Technologietransfer bringen. (Bild: E. Ramseier) gross

Bei manchen Hochschulen im europäischen Raum löst weder die eine noch die andere Variante Begeisterung aus. Die League of European Research Universities (LERU), zu der auch die Universität Zürich gehört, äusserte sich in einer Stellungnahme im letzten November kritisch bezüglich eines europäischen Technologieinstituts. Ein einziges EIT werde für Europa keinen signifikanten Nutzen stiften und einem Netzwerk ermangle es an Anpassungsfähigkeit an eine sich ständig ändernde Forschungsagenda, heisst es darin. Und genau diese Anpassungsfähigkeit mache die Leistungsfähigkeit amerikanischer Hochschulen wie etwa des Massachusetts Institute of Technology (MIT) aus.

Bill Gates als Donator?

Obwohl EU-Kommissionspräsident Barroso mit dem EIT klar den Forschungsrückstand gegenüber den USA aufholen und damit auch Spitzenforscher an Europa binden möchte, so will man laut Konrad Osterwalder amerikanische Hochschulen wie etwa das MIT nicht kopieren. Wie jedoch die Chancen für ein EIT als Netzwerk stehen, mochte Konrad Osterwalder noch nicht abschätzen. „Die Weichen werden im März an der Sitzung der EU-Kommission gestellt“, sagte er.

Die Medienmitteilung der EU-Kommission löste gestern einigen Wirbel in der Presselandschaft aus. Neben zahlreichen deutschen Zeitungen und Schweizer Medien berichtete auch die „Financial Times“ vom geplanten Forschungsinstitut. Dem Bericht zufolge hat bereits Bill Gates seine Unterstützung für das EIT zugesichert. Damit hätte das „Flaggschiff der europäischen Forschung“ einen äussert finanzkräftigen Partner aus der Wirtschaft an Bord. Doch vorerst wird der Europarat über das EIT beraten. Die EU-Kommission will bis Ende 2006 einen formalen Antrag vorlegen.


Fussnoten:
(1) Zur Website der IDEA League: www.idealeague.org



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