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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 28.10.2005 06:00

„Das Weltbild der Astronomie“
Faszinosum Universum

Mit seinem neuen Buch „Das Weltbild der Astronomie“ bietet der emeritierte ETH-Professor Harry Nussbaumer einen tiefen Blick ins Universum. Dabei werden dem Leser nicht nur viele Zusammenhänge klar gemacht, sondern er erfährt auch, wie diese im Laufe der Geschichte gefunden wurden.

Christoph Meier

„Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt, der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir." Dieser Satz stammt von Immanuel Kant und steht auch auf seinem Grab. Er ist ein Beispiel, wie Menschen vom Universum fasziniert sein können. Begeisterung für den bestirnten Himmel spürt man auch bei Harry Nussbaumer. Der emeritierte ETH-Professor für stellare Astrophysik am Institut für Astronomie bringt sie in seinem neuen Buch „Das Weltbild der Astronomie“ zum Ausdruck (1)(2).

Wie der Titel besagt, ist das Buch nicht eine Sammlung von Sternbildern, sondern es stellt die naturwissenschaftliche Sichtweise auf das Universum dar. Zudem zeichnet Nussbaumer nach, wie ausgehend von Schöpfungsmythen, welche immer um die Frage kreisen „Woher kommen wir?“, sich das astronomische Weltbild bis in die Gegenwart geändert hat. Dazwischen finden sich Erklärungen für alltägliche Phänomene, deren Ursache vielen Laien nicht bekannt sein dürfte. So wird beispielsweise erläutert, dass der Himmel blau ist, weil blaues und violettes Licht in der Erdatmosphäre stärker gestreut wird als das restliche Sonnenlicht.

Mit Gottes Hilfe bei Erklärungsnotstand

Das Nachzeichnen der Geschichte der Astronomie lässt erkennen, wie bei den zunehmenden naturwissenschaftlichen Erkenntnissen Gott häufig nicht gerade als Lückenbüsser diente, aber doch mit Fähigkeiten ausgestattet wurde, die halfen, Erklärungsschwierigkeiten der Theorien zu überwinden. So war bei Newton Gott dafür verantwortlich, dass die vermeintlich ruhenden Sterne sich am Himmel halten konnten. Denn gemäss seiner Gravitationstheorie hätte die Sternenwelt zusammenfallen müssen. Erst später wurde das Dilemma gelöst, indem man nachweisen konnte, dass sich die Sterne bewegen. An Newton lässt sich auch das Allzumenschliche zeigen. Robert Hooke hatte bereits vor Newton das Gravitationsgesetz propagiert. Doch letzterer erwähnte Hooke in seinen „Principia“ mit keinem Wort.

Neben erhellenden Beiträgen dazu, wie neue Erkenntnisse gewonnen werden, erläutert Nussbaumers Buch das moderne Weltbild der Astronomie. Obwohl sicher schon gehört, kennt man als Leser nach der Lektüre die genauere Bedeutung des Begriffs „Supernova“, nämlich die explosionsartige Endphase eines Sterns. Ebenfalls wird klar, dass ein schwarzes Loch das ultimative Ende eines massereichen Sterns ist und dieses nicht zu verwechseln ist mit dunkler Materie oder Energie. Die Materie nämlich stellt erst ein spekulatives Konzept dar, was dokumentiert, dass die Erforschung des Universums nicht abgeschlossen ist.


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Erlaubt einen tiefen Blick ins Universum, das neue Buch des emeritierten ETH-Professors Harry Nussbaumer.

Sprachlich und graphisch überzeugend

Aufgebaut ist das Buch in zehn Kapiteln, deren erster Teil jeweils einen Überblick gibt. Am meisten zur Verständlichkeit trägt aber die Sprache bei. Da findet man wunderbar lakonische Sätze wie „die Sonne ist gutes Mittelmass“ bei einem Grössenvergleich mit anderen Sternen. Obwohl das Buch keine Formeln enthält und kein spezielles Vorwissen verlangt, erleichtern Physikkenntnisse die Lektüre. Beispielsweise versteht man die Erläuterungen zur Sternentstehung besser, wenn man weiss, was ein elastischer Stoss bedeutet. Wem gewisse Kapitel zu sehr ins Detail gehen, der kann mit Gewinn auch einzelne Teile des Buches lesen. Illustriert ist das Werk mit hilfreichen Graphiken und wunderschönen Bildern, von denen einige aus dem Schatz der ETH-Bibliothek stammen.

Das Thema „Astrologie“ greift Nussbaumer in einem kurzen Kapitel auf und kommt zum Schluss, dass die heutige Astronomie keine Gemeinsamkeiten mit jener hat. In einem Ausblick warnt der Wissenschaftler zudem vor falschen Analogien, etwa davor, eine Entsprechung der Gravitationskraft im Zwischenmenschlichen zu suchen. Ganz am Ende des Buches, das sich zurecht als Beitrag zur Kulturgeschichte sieht, stellt sich Harry Nussbaumer selbst die Frage nach dem Woher und Warum sowie dem Sinn. Er glaubt, dass der Kosmos zu keinem Zweck geschaffen wurde und sieht keinen Sinn in der Existenz des Universums. Das schliesst aber für ihn nicht aus, dass wir der eigenen Existenz einen Sinn geben und uns dann auch zum entsprechenden Handeln verpflichten. Diese Wendung hin zum Moralischen erinnert irgendwie an einen Satz von Immanuel Kant.


Fussnoten:
(1) ETH-Institut für Astronomie: www.astro.phys.ethz.ch/home_nf.html
(2) Harry Nussbaumer: Das Weltbild der Astronomie. 1. Auflage 2005, 288 Seiten, CHF 59.00 / EUR 39.80 (D), ISBN 3-7281-2989-5



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