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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 11.05.2007 06:00

Tagung des Instituts für Nutztierwissenschaften
Futter wissenschaftlich verdaut

„Futterbewertung im Umbruch?“ – Dies ist ein Thema, das die Nutztierwissenschafter und -halter bewegt und entsprechend viele Personen diesen Mittwoch an die gleichnamige Tagung an die ETH Zürich lockte. Die Referate zeigten auf, dass die Fütterung von Schwein und Rind nicht völlig umgestellt werden muss, doch neue Forschungsergebnisse und Methoden Anpassungen erfordern.

Christoph Meier

Hört der Laie „kontrolliert“ bei der Landwirtschaft, denkt er wahrscheinlich an kontrollierten biologischen Landbau. Dass aber die Landwirtschaft und ihm speziellen die Futterqualität sehr detailliert analysiert und kontrolliert werden, geht dabei manchmal vergessen. Die Fachtagung „Futterbewertung im Umbruch?“ des ETH-Instituts für Nutztierwissenschaften rief in Erinnerung (1), dass Tierfütterung eine lange wissenschaftliche Tradition hat und auf viel Datenmaterial zurück greifen kann.

Das Fazit der Tagung gleich vorweg: Zu einer Umwertung aller Futterwerte kam es dabei nicht. Doch die Futterbewertung hat Verbesserungspotenzial, und es wäre auch wünschenswert, wenn es dabei zu einer Harmonisierung unter den verschiedenen Ländern kommt, meinte Michael Kreuzer, ETH-Professor für Tierernährung in seinen Eingangsworten. Uneinigkeit herrsche beispielsweise darüber, welche Energie man anschauen soll. Die, welche das Tier aus dem Futter verdaut, umsetzt oder die, welche schlussendlich im Fleisch beziehungsweise der Milch steckt? Für den ETH-Wissenschaftler zeigte auch das rege Interesse – die Tagung konnte einen neuen Teilnehmerrekord verzeichnen -, dass das Thema virulent ist.

Die Kohlehydrate schwierig zu bewerten

In zwei Blöcken – der Vormittag war den Wiederkäuern und der Nachmittag den Nicht-Wiederkäuern gewidmet – schätzten Referenten aus verschiedenen Blickwinkeln die heutige Situation ein. Die Entwicklungen der Fütterungsempfehlungen für Wiederkäuer in der Schweiz legte Frigga Dohme von der ALP Posieux dar. Sie erwähnte, dass die Futterbewertung, wie sie im einschlägigen „Grünen Buch“ vorhanden sei, immer noch ihre Berechtigung habe. Doch die Schätzung der Verdaulichkeit der organischen Substanz von Silomais bedürfe der Überarbeitung. Überarbeitungspotential erkannte auch Karl-Heinz Südekum von der Universität Bonn. Speziell die Kohlehydrate, die den Hauptteil des pflanzlichen Futters darstellen, würden bei der Futterbewertung ungenügend erfasst. Verbesserung könnte erreicht werden, wenn statt der üblichen polarimetrischen Bestimmungsmethoden enzymatische eingesetzt würden.

Marc Boessiger von der landwirtschaftlichen Beratungsstelle des Bundes, Agridea, in Lindau zeigte sich grundsätzlich zufrieden mit der momentanen Situation. Er machte darauf aufmerksam, dass bei der Futterbewertung berücksichtigt werden sollte, dass in der Schweiz der Futteranbau gewollt verschieden intensiv bewirtschaftet wird. Ob für extensive Landwirtschaft das amerikanische Milchfütterungsprogramm CPM-Dairy geeignet ist, stellten einige Tagungsteilnehmer im Anschluss an den Vortrag von Peter Kunz von der Berner Fachhochschule in Frage. Der Referent selbst erachtet dieses als gutes Programm, da es dem Anwender ein besseres Verständnis der Ernährungsphysiologie ermögliche.


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Ihr Futter wurde bereits eingehend untersucht, doch sind noch nicht alle Fragen gelöst, wie Kühe beispielsweise Gras verwerten. ((Bild: www.mcasutt.ch) gross

Hat die Fettzahl ihre Pflicht erfüllt?

Mit neuen Empfehlungen nicht an die Schweine, sondern deren Futter begann der Nachmittag. Marcus Rodehutscord von der Universität Halle führte aus, was in Deutschland heute dabei neu bewertet wird. Beispielsweise ist für Proteine und Aminosäuren entscheidend, wie viele von ihnen vor dem Erreichen des Dickdarms verdaut werden. Wie das Futter des Schweins sich auf das Essen beim Menschen auswirkt, kam im Vortrag des ETH-Lebensmittelwissenschafter Martin Scheeder zur Sprache. Nach einem Rückblick auf die 20jährige Geschichte der Fettzahl, erläuterte er, wie dieses Mass für die Fettqualität in neueren Tests überprüft wurde. Diese ergaben, dass trotz relativ hoher Fettzahlen keine Geschmacksunterschiede oder Produktionsschwierigkeiten entstanden. Eventuell ist das aber auch eine Folge davon, dass man in der Vergangenheit konsequent die Fettzahl angewendet hat und dadurch die Schweinefleischqualität in der Schweiz gestiegen ist. Scheeder kam auf jedem Fall zum Schluss, dass die Fettzahl die Fettkonsistenz nur beschränkt beschreibt, jedoch mit der Nahinfrarot-Spektroskopie eine Methode bereit stünde, die eine differenziertere Beurteilung ermöglicht.

Mit einem Vortrag zur Erstellung der europäischen Nährwertdatenbank „EuroFIR“ von Paolo Colombani schloss die Tagung (2), die auch eine grosse Posterausstellung umfasste. Der ETH-Lebensmittelwissenschaftler wies darauf hin, dass das Herzstück einer Datenbank die Dokumentation der Daten ist. Wichtig sei auch, dass weiterhin wissenschaftliche hochwertige Daten erhoben würden. Das dies nicht immer aus wissenschaftlicher Gründen ganz einfach ist, ging aus einer Randbemerkung von Marcus Rodehutscord hervor. Er meinte, dass der entsprechenden Forschung immer mehr die Mittel gekürzt würden. Eigentlich erstaunlich, geht es doch schliesslich um unser Essen.


Fussnoten:
(1) Institut für Nutztierwissenschaften: www.inw.agrl.ethz.ch/
(2) EuroFIR: www.eurofir.net/index.asp?id=1



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