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Rubrik: Tagesberichte |
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Erstes Holcim-Forum an der ETH Zürich Bauen an der Zukunft |
Letzte Woche fand an der ETH Zürich das erste Forum der neu gegründeten Holcim-Foundation statt. Die Stiftung, an der sich auch Fachleute der ETH beteiligen, möchte dem nachhaltigen Bauen weltweit zum Durchbruch verhelfen. Von Felix Würsten Nachhaltige Entwicklung, so ist inzwischen auch aus Wirtschaftskreisen immer wieder zu hören, ist für die Zukunft der Menschheit von zentraler Bedeutung. Eine Schlüsselstellung, auch da sind sich die meisten im Grundsatz einig, kommt dabei dem Bauwesen zu. Denn der Bau und Betrieb von Gebäuden und Infrastrukturanlagen benötigt nicht nur beschränkte Güter wie Rohstoffe, Energie und Raum, sondern prägt auch direkt unsere Lebensweise. Wer sich umschaut, wie heute im In- und Ausland konkret gebaut wird, erkennt allerdings rasch einmal, dass man von den hochgesteckten Zielen der Nachhaltigkeit noch weit entfernt ist. Zweistufiger Wettbewerb Der in 70 Ländern tätige Holcim-Konzern (1), ein global player im Zementgeschäft, möchte dem nun mit einer neuen Stiftung entgegenwirken. "Die Holcim-Foundation (2) soll zum Denken und Handeln anregen und dem nachhaltigen Bauen weltweit zum Durchbruch verhelfen", erklärte Markus Akermann, CEO des Konzerns, letzte Woche am ersten Holcim-Forum. Dass die Tagung an der ETH stattfand, ist kein Zufall, fungiert die Hochschule doch als technisches Kompetenzzentrum der Stiftung. Die Holcim-Foundation verfolgt ihre Ziele auf zwei Wegen: Zum einen will sie regelmässige Tagungen durchführen, an denen Experten aus aller Welt miteinander diskutieren können. Die Teilnehmer sollen dabei insbesondere auch von den Erfahrungen, die in anderen Ländern gemacht wurden, lernen und profitieren. Zum zweiten schreibt die Stiftung im November 2004 erstmals den Holcim-Award aus. Dabei handelt es sich um einen zweistufigen Wettbewerb: In einer ersten Phase werden weltweit insgesamt fünf regionale Preise vergeben. Aus den siegreichen Projekten wird dann im darauf folgenden Jahr der globale Preisträger ermittelt. Pro Wettbewerbszyklus stellt die Stiftung ein Preisgeld von 2 Mio. Franken zur Verfügung. Verbaler Konsens – wenig konkrete Taten Den Organisatoren des ersten Forums gelang es, illustre Referenten nach Zürich zu holen. Simon Upton, Chairman des OECD Round Table on Sustainable Development (3) "warnte" die Zuhörer, dass Nachhaltigkeit ein äusserst heikles politisches Terrain sei. Es bestehe zwar unter Politikern ein breiter Konsens, dass es Nachhaltigkeit brauche. Doch was unter dem Begriff konkret zu verstehen ist, sei höchst umstritten. Kritisch bewertete Upton die Versuche, die realen Probleme – beispielsweise die Zerstörung der Umwelt oder die Armut in der Dritten Welt – mit möglichst umfassenden Lösungsansätzen anzugehen. Solche Ansätze seien häufig akademischer Natur; sie führten nur dazu, dass verbal zwar immer wieder ein Konsens erzielt werde, in der Realität aber nichts Konkretes unternommen werde. Man habe in den letzten zehn Jahren eine Vielzahl von internationalen Vereinbarungen getroffen. Doch er habe den Verdacht, so meinte Upton pointiert, dass viele Politiker gar nicht richtig verstehen, was sie eigentlich unterzeichnet haben.
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Eine ungewohnte Position zum Thema Nachhaltigkeit nahm auch Winy Maas vom holländischen Planungsbüro MVRDV (4)(5) ein. Anhand von provokativen Entwicklungsvorschlägen, die zuweilen für Heiterkeit im Publikum sorgten, versuchte Maas aufzuzeigen, dass Nachhaltigkeit ein durchaus relativer Begriff ist. Die Bedürfnisse der Gesellschaft änderten sich laufend, und es sei heute schwer absehbar, was für die kommenden Generationen richtig sei. Studierende präsentieren Projekte Abgerundet wurde die Tagung durch einen Wettbewerb für Nachwuchskräfte. Studierende aus verschiedenen Ländern konnten am Forum ihre Projekte vorstellen, welche dann von den Teilnehmern beurteilt wurden. Das Spektrum der Arbeiten reichte von der Beseitigung von Bauabfällen in Brasilien bis hin zu neuen baumartigen Gebäudekonstruktionen in China. Am Wettbewerb nahmen, neben anderen Teams der ETH Zürich, auch Ivica Brnic, Florian Graf und Wolfgang Rossbauer teil. Die drei hatten mit ihrem Projekt bereits den ETH-Jubiläumswettbewerb "Luftschloss" (6) gewonnen und wurden nun auch beim Holcim-Forum als Sieger ausgezeichnet.
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