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Rubrik: Tagesberichte Das AOZ begeistert mit Koldály Wenn Geigen und Bratschen richtig ticken |
Published: 13.06.2001 06:00 Modified: 12.06.2001 22:14 |
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Im Mittelpunkt standen nicht etwa die sattsam bekannten Stücke, die "Moldau" oder die Zweite Brahms, sondern die tänzerische Umsetzung der Háry-János-Suite von Zoltan Kodály. Das Akademische Orchester Zürich unter Johannes Schlaefli setzte dieses Stück in die Mitte seines Programms, das es letzten Dienstagabend in der gut besuchten Tonhalle darbot, und an ihm konnte es auch am überzeugendsten sein Können demonstrieren. Von Christoph Meier (mailto:christoph.meier@sl.ethz.ch) Die Kodály-Suite wurde aber nicht einfach nur orchestral, sondern durch den 33-jährigen Deutschen Tänzer Norbert Steinwarz zusammen mit dem Orchester auch szenisch umgesetzt. So stürzte er gleich zu Beginn auf die Bühne, blieb liegen und wurde dann mit den Orchesterklängen wieder in Bewegung versetzt. Strip hinter TrompeternIm zweiten Satz, betitelt "Wiener Spielwerk", wandelten die Musizierenden ihre Geigen und Bratschen in Pendel um - eine wunderschöne bildliche Umsetzung für ein Spielwerk. Mit den Armen pendelte Steinwarz aus und über zum nächsten Satz. Im Folgenden mutierten Geigen zu Pfeil und Bogen, Bratschen und Celli zu Schildern, Dirigent Schlaefli zu König Johannes und der Tänzer via einen Strip hinter den Trompetern zum Feldherrn. Beeindruckend war das theatralische Talent der Orchestermitglieder. Denn ein verlegenes Lachen bei den ungewohnten Aufgaben hätte die kunstvoll erzeugte Komik zusammenbrechen lassen.
Es gäbe noch eine Fülle von einprägsamen Bildern zu beschreiben, doch sollte die Musik nicht vergessen werden. Dem akademischen Orchester gelang es, verschiedenste Stimmungen zu erzeugen, und das vor allem durch musikalisches Können (als Beispiel sei nur das Saxophon-Solo beim Trauermarsch Napoleons erwähnt) und nicht nur durch das reiche Instrumentarium. Trotzdem war es nötig, dass König Schlaefli gelegentlich energisch ordnend eingriff, damit die kleinen Unstimmigkeiten sich nicht auswuchsen. Natürlich kann bei szenischen Umsetzungen orchestraler Werke immer die Frage gestellt werden, inwiefern eine solche Umsetzung der Musik dient. Doch das Resultat von Steinwarz' Umsetzung war so schlüssig, dass man eher Mühe bekundete sich vorzustellen, dass das Szenische nicht dazugehören sollte. Romantische WogenZu Beginn liess das Orchester Bedrich Smetanas "Moldau" erklingen. Bei den Quellen kam das Stück nicht mit seinen etwas gar trockenen Pizzicato-Spritzern noch nicht so richtig ins Fliessen, sondern erst im Bachbett der Streicher.
Bei den folgenden Szenen fiel das schwere Horngeschütz bei der Jagd und der sehr gesittete Bauerntanz auf. So wurde das Flöten-Klarinetten-Gemurmel dabei etwas gar akademisch absolviert. Die wunderschöne Zurücknahme der Tonströme kurz vor Schluss zurück ins Piano zeigte aber nochmals die Flexibilität des Orchesters. Nach der Pause Brahms Zweite: Viele musikalische Details wurden erkennbar; im zweiten Satz erzeugten die Celli zusammen mit den sonoren Fagotten zu Beginn einen dramatischen Gestus, und die Reprise im vierten gelang überzeugend. So gab es manch schöne Momente, doch insgesamt wünschte man sich grössere musikalische Bögen und Transparenz. Die Grösse der Werks forderte hier ihren musikalischen Tribut. Zum Beispiel dialogisierten im ersten Teil des zweiten Satz Horn - dieses bewies im gesamten Werk bemerkenswerte Nerven - und Oboe sehr gepflegt, doch zerfledderte die Stimmung mit den weiteren Holzbläsern. Zum Schluss erzeugte das Orchester aber nochmals richtiggehende romantische Wogen, in denen sich die Zuhörenden mittreiben lassen konnten. Diese bedankten sich beim Orchester mit einem grossen Applaus. Professionalität bewiesen die Musizierenden in Johannes Brahms Ungarischem Tanz Nummer 5, den sie als Zugabe spielten. Denn sie spielten mit Verve und einer Präzision, die nach einem solch anstrengendem Programm nicht als selbstverständlich erachtet werden kann.
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