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Rubrik: Tagesberichte

Internationale Konferenz des Crisis and Risk Network (CRN)
Risiken managen

Published: 22.06.2007 06:00
Modified: 21.06.2007 11:59
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Die modernen, hochkomplexen Gesellschaften sind durch vielfältige Risiken bedroht. Wie Staaten, Unternehmen und internationale Institutionen damit umgehen sollen, diskutieren Experten letzte Woche an einer internationalen Konferenz in Brunnen.



Beat Habegger (1)

Moderne Bedrohungen wie eine globale Pandemie, der Zusammenbruch kritischer Infrastrukturen oder der Terrorismus sind in der öffentlichen Diskussion allgegenwärtig. Unsere eng vernetzten und hochkomplexen Gesellschaften sind äusserst verwundbar geworden. Wir sind einer Vielzahl von Risiken ausgesetzt, die eine Verwirklichung von gesellschaftlichen und privaten Zielen behindern oder gar verunmöglichen können. Ein rasches, effizientes und wirksames strategisches Risikomanagement wird damit zu einer zentralen Herausforderung für Staaten, Unternehmen und internationale Institutionen.

Wie lässt sich mit sicherheitspolitischen Risiken, bei denen sowohl Ursachen wie Folgen häufig unklar und nur vage zu umschreiben sind, am besten umgehen? Wie sollen Experten und Entscheidungsträger in einer unsicheren Welt für eine ungewisse Zukunft planen? Wie lassen sich Risiken rechtzeitig identifizieren, korrekt bewerten und ihr Eintreten verhindern? – Rund 55 Experten aus dem In- und Ausland haben sich vom 14. bis zum 16. Juni 2007 an einer Konferenz in Brunnen intensiv mit diesen Fragen beschäftigt. (2) Organisiert wurde der Anlass vom Crisis and Risk Network (CRN), das zum Center for Security Studies (CSS) gehört und sich dem sicherheitspolitischen Dialog, der strategischen Risikoanalyse und dem Krisenmanagement widmet. (3)

Welche Informationen sind relevant?

Um möglichen Risiken gezielt zu begegnen, müssen sie erst erkannt werden – eine Aufgabe, die schwieriger ist, als es auf den ersten Blick scheint. In einer Welt des Informationsüberflusses besteht das Problem häufig nicht mehr darin, an Daten und Fakten zu gelangen. Vielmehr gilt es aus diesen die wirklich relevanten herauszufiltern, sie korrekt zu analysieren und zielgerichtet zu verwerten. Mehrere Referenten betonten übereinstimmend, dass man wissen müsse, aus welchen Quellen Informationen stammen, wie glaubwürdig diese sind und welche kognitive Schlagseiten (biases) die Analysten aufweisen.

Ein weiteres wichtiges Konferenzthema war der oft ungenügende Wissenstransfer zwischen Analysten und Entscheidungsträgern, wobei es meistens um Kommunikationsdefizite geht: Analysten richten ihre Botschaften ungenügend auf die Bedürfnisse ihrer Zielgruppe aus oder verlieren sich in technischem Jargon.

Im Jahre 2005 verwüstete der Hurrikan Katrina und die nachfolgenden Fluten die Stadt New Orleans. Zu schaffen machte den Versicherungen in erster Linie nicht die direkten Schäden des Sturms, sondern die Folgeschäden, welche von allen Beteiligten unterschätzt wurden. (Bild: pbs.org)

Entscheidungsträger ihrerseits pflegen gern den Stereotyp des detailbesessenen Experten, dessen Informationen für die Praxis untauglich seien, nur um dann in eigenen Aktivismus zu verfallen und die häufig bessere interne Expertise zugunsten der extern zugekauften zu vernachlässigen. Eine verbesserte Risikokommunikation verlangt deshalb von alle Beteiligten, die eigenen Annahmen, gemäss denen sie handeln, offen zu legen, klare Kommunikationsregeln zu befolgen und einen fest verankerten Prozess des gegenseitigen Lernens einzurichten.

Unterschätze Folgen

Trotz aller Präventivmassnahmen entwickeln sich manche Risiken zu Krisen oder gar Katastrophen. Eine interessante Beobachtung der Konferenz war, dass die Folgeschäden oft schwerer wiegen als die durch das Ereignis unmittelbar verursachten. So waren etwa die Versicherungsgesellschaften für Grosskatastrophen wie die Terroranschläge vom 11. September 2001 oder den Hurrikan "Katrina" im Jahr 2005 recht gut gerüstet. Unterschätzt hatten sie jedoch die enormen Verluste, die für die versicherten Unternehmen aus den langen Betriebsunterbrüchen resultierten. Ausserdem sind die sozialen und psychischen Folgen für die Opfer von Katastrophen (und deren Angehörigen) vermehrt zu beachten. Die Bedeutung von Folgeschäden zweiter, dritter oder gar vierter Ordnung dürfte bei einer vermehrten Krisenanfälligkeit in eng vernetzten und hochkomplexen Gesellschaften in Zukunft noch deutlich zunehmen.

Footnotes:
(1 Beat Habegger ist Mitarbeiter des Crisis and Risk Network, Center for Security Studies, ETH Zürich.
(2 Weitere Informationen zur Konferenz finden sich auf der Konferenzwebsite (www.crn.ethz.ch/events/past-events/eventdetails.cfm?eventid=35), auf der in den nächsten Wochen auch ein ausführlicher Konferenzbericht publiziert wird.
(3 Crisis and Risk Network (CRN): www.crn.ethz.ch; Center for Security Studies (CSS): www.css.ethz.ch.


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