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Rubrik: Tagesberichte

ETH beteiligt an Gentechweizen-Versuch
Nationalfonds unterstützt Freilandversuche

Published: 31.05.2007 06:01
Modified: 31.05.2007 08:57
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Der Schweizerische Nationalfonds hat im Nationalen Forschungsprogramm „Nutzen und Risiken der Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen“ (NFP 59) 27 Projekte bewilligt, die ein breites Spektrum von Forschungsfragen untersuchen. Erforscht werden gemäss der Medienorientierung von diesem Mittwoch nicht nur biologische, sondern auch wirtschaftliche, rechtliche und ethische Aspekte von GVP (1) .



Christoph Meier (mailto:christoph.meier@sl.ethz.ch)

Die ETH Zürich nimmt mit vier Projekten am Programm teil. Der eine will die Frage klären: Wie verhält sich die Pilzresistenz von transgenem Weizen im Freiland? Der Hintergrund dazu ist, dass der Mehltau zusammen mit anderen Pilzen bei der Weizenproduktion grossen Schaden anrichtet und den Einsatz von Spritzmitteln nötig macht. Indem man in das Weizengenom ein spezielles Gen der Gerste einbaut, kann man das vielleicht vermeiden. Dieses Gen produziert Eiweisse, welche die Zellwände von Pilzen abbauen und damit die Schädlinge zerstören können.

Wirksamkeit von Mehltauresistenz im Freiland

Das von Christof Sautter, Forscher am ETH-Institut für Pflanzenwissenschaften, geleitete Projekt will untersuchen, wie sich Pilzresistenzen in gentechnisch verändertem Weizen im Freiland verhalten. Dabei soll zum einen ihre Wirksamkeit gegen Pilzkrankheiten gemessen werden und zum andern abgeschätzt werden, wie gross der potentielle Nutzen für die Landwirtschaft in Wirklichkeit ist.

Die Wirksamkeit der Mehltauresistenz wird während drei aufeinander folgenden Jahren im Rahmen des Feldversuchs mit transgenem Weizen untersucht. Der Versuch ist Teil eines grösseren Feldversuchs des Konsortium-Weizen (2) . Dieses umfasst Forschungsgruppen der Uni Zürich und der ETH Zürich sowie weiterer Forschungspartner. Die Feldversuche werden in den Forschungsanstalten Zürich-Reckenholz und Pully bei Lausanne durchgeführt. Beim ETH-Versuchteil werden unter anderem die Aktivität der Resistenzgene und die Produktivität der Weizenlinien gemessen. Parallele Experimente überprüfen die Ergebnisse der Feldexperimente unter Gewächshausbedingungen.

Wie reagieren Nützlinge auf Gentechweizen?

Der Versuch „Einfluss von genetisch modifiziertem Weizen auf die Diversität und Funktion von Pflanzenwachstum fördernden Bodenbakterien“ wird von Monika Maurhofer vom ETH-Institut für Integrative Biologie zusammen mit einem Kollegen aus Lausanne durchgeführt. Die Forscher untersuchen dabei Bakterien der Gruppe Pseudomonas, die an den Wurzeln Wachstumshilfe für Nutzpflanzen leisten und wichtig für die Bodenfruchtbarkeit sind. Sie stellen den Pflanzen Nährstoffe wie Phosphor zur Verfügung und unterdrücken Pilzkrankheiten, welche die Pflanzen vom Boden her schädigen. Gentechnisch veränderte Nutzpflanzen verfügen oft über Resistenzen – zum Beispiel gegen den Mehltau-Pilz – die nicht nur die Schädlinge an den Blättern, sondern auch Bodenbakterien beeinflussen könnten.

Das Projekt soll klären helfen, ob transgener Weizen im Vergleich zu herkömmlichen Weizensorten die Zusammensetzung und die nützliche Aktivität von Pseudomonas-Bakterien im Boden anders beeinflusst. Diese Untersuchungen sollen Rückschlüsse erlauben auf Wechselwirkungen zwischen transgenen Pflanzen und Bakterien, welche die Bodenfruchtbarkeit fördern. Im Rahmen des Feldversuchs des Konsortium-Weizen wird für transgene und herkömmliche Weizenpflanzen der Einfluss auf das Vorkommen und die Diversität der Pseudomonas-Bakterien auf den Wurzeln bestimmt. In Laborexperimenten wird zudem unter verschiedenen Bedingungen gemessen, wie stark diese Bakterien ihre Rolle als Nützlinge für Pflanzen wahrnehmen können. Das Projekt liefert somit auch Grundlagendaten zur Frage, ob nützliche Bakterien im Wurzelraum von Kulturpflanzen als Indikatoren für Bodenfruchtbarkeit geeignet sind.

Beide ETH-Versuche mit dem Gentechweizen müssen noch vom Bundesamt für Umwelt bewilligt werden (3) .

Gentechmais simuliert

Der dritte Versuch der ETH Zürich wird von ETH-Professor Peter Stamp geleitet. Er simuliert mit einer blauen Maisvariante das Verhalten von Gentech-Mais. Werden transgene Kulturpflanzen im Freiland neben herkömmlichen Kulturpflanzen angebaut oder über dieselben Wege verarbeitet und verteilt, kann sich das Saatgut zu einem gewissen Grad vermischen.

Mit farbigen Maiskörnern will der ETH-Forscher Peter Stamp die Verbreitung von Gentech-Mais simulieren.

Besonders in der kleinräumigen Schweizer Landwirtschaft könnten solche Saatgutverunreinigungen ein Problem darstellen. Um abzuschätzen, wie sich ein bestimmtes Mass an Saatgutverunreinigung im Erntegemisch niederschlägt, braucht es spezielle statistische Methoden.

Das Ziel des Projektes ist es, die farbigen Körner im Saatgut von konventionellem Mais von der Saat bis zur Ernte der Pflanzen zu verfolgen. Daraus soll dann abgeschätzt werden, wie sich Saatgutverunreinigungen in der Ernte manifestieren. Bei den Experimenten kommen ausschliesslich konventionelle Maissorten zum Einsatz. Das Prinzip besteht darin, dass die farbigen Körner, mit denen Saatgut versetzt wird, schliesslich in einem bestimmten Ausmass an den Kolben der geernteten Pflanzen auftauchen werden. Um die Methode unter realen Bedingungen zu testen, soll das Saatgut von 40 Schweizer Maisproduzenten mit 1% blauen Körnern versetzt werden. Ausgewertet werden bei der Ernte die Maispflanzen mit gefärbten Körnern. Das Projekt dauert auch drei Jahre.

Wie hast du’s mit der grünen Gentechnologie

Die Zukunft der Gentechnologie hängt massgeblich von der Akzeptanz in der Bevölkerung ab. Welche Rolle dabei die Fairness des Entscheidungsprozesses, die Ängste und das Vertrauen der Bevölkerung spielen, ist Inhalt des Projektes von Professor Michael Siegrist vom ETH-Institut für Umweltentscheidungen.

In der Kommunikation von potentiellen Risiken der Gentechnologie haben die Akteure bis anhin vor allem auf die Information der Bevölkerung gesetzt. Wenig Aufmerksamkeit wurde hingegen der Rolle von fairen Entscheidungsprozessen sowie den Ängsten und dem Vertrauen der Bevölkerung gewidmet. Es wird vermutet, dass Fairness die Akzeptanz von risikobehafteten Technologien in der Bevölkerung erhöhen könnte. Als fair wird ein Entscheidungsprozess dann erlebt, wenn die Autoritäten glaubwürdig sind, alle Beteiligten respektvoll behandeln und ihnen ein Mitspracherecht einräumen.

In der neuen Studie soll die Rolle von Fairness, Ängsten und Vertrauen in der Kommunikation von Gentechnologie untersucht werden. Eine der Hauptfragen ist, ob ein faires Entscheidungsverfahren automatisch zu mehr Akzeptanz führt. Oder ob unter Umständen einzig das Resultat ausschlaggebend ist; was möglicherweise der Fall sein könnte, wenn Menschen die Anwendung von Gentechnologien zu einer wichtigen moralischen Frage erheben.

Um die Zusammenhänge zu ergründen, präsentiert Siegrist und seine Mitarbeiter einer repräsentativen Anzahl Personen aus der Deutschschweiz fiktive Geschichten über die Freisetzung von gentechnisch veränderten Pflanzen (GVP). Darin wird entweder ein fairer oder ein unfairer Entscheidungsprozess dargestellt, und in Variationen werden die Pflanzen am Ende einmal freigesetzt, einmal nicht. Danach werden die Probanden entsprechend befragt. Dieselben Fragen werden auch einer Anzahl Personen gestellt, die in der Nähe des grossen Freilandversuches mit genverändertem Weizen wohnen. Zudem wird ein neues computergestütztes Verfahren entwickelt, mit dem sich die persönlichen Einstellungen gegenüber GVP erheben lässt.

Footnotes:
(1 Übersicht über die Projekte des NFP 59: www.snf.ch/SiteCollectionDocuments/NFP59_rapports_d.pdf
(2 Homepage des Konsortium-Weizen: www.konsortium-weizen.ch/ und Interview „Wir wollen konstruktive Beiträge zur Gentech-Diskussion liefern“ mit Beat Keller von der Uni Zürich, der auch am Feldversuch mit transgenem Weizen beteiligt ist: www.unipublic.uzh.ch/magazin/umwelt/2007/2557.html
(3 Vgl. „ETH Life“-Bericht „ETH und Uni wollen aufs Feld“: /articles/news/freisetzungeNFP59WG.html


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