www.ethlife.ethz.ch |
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() |
![]() Rubrik: Tagesberichte Universitäres Begegnungszentrum Bamiyan Schweres Gerät nach Afghanistan |
![]() Published: 15.03.2006 06:00 Modified: 15.03.2006 08:48 ![]() |
|||||
Die Armee schenkt der ETH für ihr Bamiyan-Projekt schweres Gerät: einen Unimog, einen Pneutrax, sechs Lastwagen und einen Kran-Lastwagen. Jetzt üben Freiwillige den Umgang mit den Maschinen und werden diese im kommenden Frühling und im Herbst nach Afghanistan bringen. Peter Rüegg (mailto:peter.rueegg@cc.ethz.ch) Dieselgeruch hängt in der Luft. Schwere Motoren brummen. Drei grosse Kran-Lastwagen stehen auf dem Betonplatten-Platz auf dem Gelände des AMP in Othmarsingen, direkt neben der Autobahn A1. Sorgfältig drehen die Kranführer, alles Männer im Alter von 60 Jahren und darüber, den Arm des Krans, am 120-Kilo-Haken hängt ein Betonblock von einer Tonne Gewicht. Noch türmen sich auf dem AMP-Gelände Schneehaufen, Überreste des grossen Schnees. Heftiger Westwind bläst. Ideale Bedingungen um für einen Reise zu trainieren, die mit Ferien nichts gemein hat. Armeegeschenk überführenDie drei Maschinenführer gehören zu einem Trupp von 20 Freiwilligen, die im Frühling respektive Herbst zu einem abenteuerlichen Trip aufbrechen werden. Sie wollen das schwere Gerät, welches die Schweizer Armee dem ETH-Projekt für ein universitäres Begegnungszentrum in Bamiyan nach Afghanistan als Schenkung vermacht hat, überführen. Dazu gehören ein Unimog S, sechs 2DM-Lastwagen und ein Kran-Lastwagen der Marke Saurer-Gottwald sowie ein Pneutrax, der auf einem Anhänger nach Zentral-Afghanistan gelangt. Während der Unimog und die 2DM eher ältere Modelle sind, gehört der Kran-Lastwagen zum aktuellen Inventar der Schweizer Armee. 90 Stück hat diese angeschafft, jedes kostete eine sechsstellige Summe. Jetzt sind viele dieser Kran-Laster überzählig, weil die Armee mittlerweile stark geschrumpft ist. „Zum Teil haben diese Maschinen nur 28 Betriebsstunden auf dem Konto“, sagt Karl Schürpf, einer der Freiwilligen, der das schwere Gerät nach Afghanistan überführen wird und die Gruppe von Kranführern an diesem Donnerstag leitet. Othmarsingen-Antwerpen-Iran-BamiyanDer 65-jährige ist ehemaliger Chef des Zürcher Zivilschutzes und seit kurzem pensioniert. Er wird voraussichtlich im September nach Bamiyan reisen und mit Mechaniker Ernst Halbheer den Kran-Lastwagen steuern. Schürpf sagt, ihn habe es motiviert, an einen Ort zu gehen, wo normale Touristen nicht hinkommen. Mit der Geschichte von Afghanistan habe er sich schon früher beschäftigt.
Von Othmarsingen werden Schürpf und sein Freiwilligen-Trupp die Fahrzeuge in zwei Tagen ins belgische Antwerpen bringen. Dort wird das schwere Gerät eingeschifft. In einer 30-tägigen Seefahrt gelangen die ehemaligen Armee-Fahrzeuge nach Bandar Abbas am Golf von Hormuz im Süden Irans. Dorthin fliegen via Teheran auch die Schweizer Motorfahrer. Auf einem langen und beschwerlichen Landweg sollen sie dann die Fahrzeuge im Konvoi über Teheran und Herat im Westen von Afghanistan nach Bamiyan fahren. „Der letzte Teil der Reise wird der Schwierigste“, schätzt Schürpf. Der Weg führt durch Gebiete, wo die Strassen schlecht, bei Regenwetter sogar unbefahrbar und nachts unsicher sind. Geplant ist, die Lastfahrzeuge in zwei Staffeln nach Bamiyan zu bringen, die kleinere mit drei Lastwagen im Mai, die grössere mit dem Unimog, den restlichen drei Lastern und dem Kran-Lastwagen im September. Für den Einsatz in Afghanistan wurden die Fahrzeuge umgespritzt – von feldgrün auf neutralweiss. Mit dem Material unterstützt die ETH auch das Ministerium für Höhere Bildung Afghanistans bei seinen Projekten in Bamiyan. Ernstfall schon geprobtBegleitet wird Schürpf unter anderem von Oscar Hempele, der an diesem stürmischen Donnerstag ebenfalls den Umgang mit dem Kran übt. Der 60-jährige ist noch berufstätig und muss, um das Abenteuer mitzumachen, unbezahlten Urlaub beziehen. Er wird einen der 2DM-Lastwagen fahren und ist als Ersatzmann für den Kranlaster vorgesehen. Hempele ist für seinen Einsatz schon jetzt Feuer und Flamme. „Ich bin von dieser Aktion voll überzeugt“, sagt er. Vor vier Jahren war er zum letzten Mal in Kabul, „ferienbedingt“, fügt er an. Ob das gut gehe, vom ruhigen Büro in den Führerstand eines Lastwagens, quer durch eine der unruhigsten Gegenden der Erde? Er sei mit Motoren aufgewachsen. Im Militär habe er gelernt, mit schweren Maschinen umzugehen; das Training mit dem Kran sei eine Auffrischung, sagt er. Und auch interkulturelle Kompetenzen habe er während seines Berufslebens aneignen können. Und die Ehefrau, hat sie keine Angst um ihn? „Die ist mein wildes Globetrotter-Leben gewohnt“, schmunzelt Hempele. Und richtet seinen Blick auf den Betonblock, den er zwischen zwei roten Verkehrskegeln zielgenau platziert, wieder hebt und schliesslich auf einen Lastwagen-Anhänger stellt. Einen Ernstfall konnten die drei Männer während der Fahrschule gleich in natura üben. Am Nachmittag rutschte ein Kran-Lastwagen von der Fahrbahn ab und blieb im morastigen Ackerboden stecken. Eine Bergung wurde nötig. Besser kann man sich auf einen Einsatz in Afghanistan nicht vorbereiten. ![]() |
![]() |