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Rubrik: Tagesberichte

“Villa-Lanna-Workshop” in Prag
„Sprachen der Wissenschaft“

Published: 09.01.2007 06:00
Modified: 09.01.2007 10:30
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30 Forscherinnen und Forscher kommen am nächsten Wochenende zu einem exklusiven Anlass zusammen: dem 9. Villa-Lanna-Workshop in Prag. Im Mittelpunkt steht die Rolle von Metaphern in der Wissenschaft.



Rolf Probala

Jede Wissenschaft hat ihre Fachbegriffe. Doch ihre Hypothesen und Erkenntnisse beschreibt sie oft in Bildern, Metaphern und Modellen, wie wir sie auch in der Umgangssprache verwenden. Beliebt sind die Metaphern der „Sprache“ und des „Baums“. So sprechen wir z.B. von der „Programmiersprache“ in der Computerwissenschaft oder vom „Lebensbaum“ in der Entwicklungsbiologie. Welche Rollen spielen solche Metaphern in der Wissenschaft? Wie entstehen sie und wie beeinflussen sie den Erkenntnisprozess? Mit diesen Fragen beschäftigen sich rund 30 Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Tschechien, Deutschland und der Schweiz am diesjährigen „Villa-Lanna-Workshop“ vom 13. und 14.Januar in Prag.

Metaphern und Modelle

„Alle, auch die exakten Wissenschaften, verwenden Metaphern und Modelle. Aber ihre Verwendung ist nicht immer reflektiert. Mich interessiert sehr, von Chemikern und Physikern zu erfahren, wie sie Metaphern verwenden.“ sagt der Prager Philosoph Petr Kouba. Er arbeitet als Forscher am Zentrum für Theoretische Studien der Karlsuniversität und war im Sommer 2006 während drei Monaten akademischer Gast am Collegium Helveticum. Seit dem letzten Jahr koordiniert er den „Villa-Lanna-Workshop“. Getragen und organisiert wird dieses interdisziplinäre Treffen vom Collegium Helveticum von ETH und Universität Zürich, dem Zentrum für Theoretische Studien der Karlsuniversität und der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag. Das Zentrum für Theoretische Studien wird vom Physiker Ivan Havel geleitet, dem Bruder des Schriftstellers und ehemaligen Tschechischen Staatspräsidenten.

Eine Brücke Zürich-Prag

Der „Villa-Lanna“ Workshop, der dieses Jahr zum neunten Mal stattfindet, geht zurück auf eine Initiative des ehemaligen Präsidenten der Tschechischen Akademie der Wissenschaften, Rudolf Zahradnik. Er wünschte sich Mitte der Neunziger Jahre ein Forum, auf dem Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaftler aus Tschechien, Deutschland und der Schweiz aktuelle Fragen rund um das Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft diskutieren und Erfahrungen tauschen. Die Kommunikation der Hochschulen mit der Öffentlichkeit, der Wirtschaft und der Politik stand ebenso auf der Themenliste wie die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen selbst.

Der Prager Philosoph Petr Kouba koordiniert den "Villa-Lanna-Workshop". (Bild: R. Probala)

Zahradnik stiess bei den beiden ETH-Professoren Vladimir Pliska und Gerd Folkers auf offene Ohren. Im Januar 1999 wurde der Workshop zum ersten Mal durchgeführt. Tagungsort war die Villa Lanna, das Gästehaus der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Prag. Seither treffen sich dort jedes Jahr am zweiten Wochenende im Januar Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus drei Ländern zum interdisziplinären Gedankenaustausch. Die Zahl der Teilnehmer ist bewusst klein gehalten, um die direkte Begegnung und einen vertieften Diskurs zu ermöglichen. Referenten und Workshopgäste werden von den Organisatoren persönlich eingeladen.

„Enorm inspirierend“

Aus den „Villa-Lanna-Workshops“ hat sich inzwischen eine enge partnerschaftliche Kooperation zwischen dem Zentrum für Theoretische Studien in Prag und dem Collegium Helveticum in Zürich entwickelt, die Anfang 2005 mit einem Kooperationsvertrag offiziell festgeschrieben wurde. Doch der tragende Pfeiler dieser Brücke zwischen Zürich und Prag ist nach wie vor das „Villa-Lanna-Treffen“ im Januar. Petr Kouba vom Zentrum für Theoretische Studien freut sich denn auch auf das bevorstehende neunte Meeting: „Für unser Zentrum ist der „Villa-Lanna-Workshop“ ein wichtiges Ereignis: Zum einen, weil wir ausländische Kollegen treffen, die etwas Ähnliches machen wie wir. Zum andern, weil das Konzept des Workshops uns zwingt, die Grenzen unserer eigenen Disziplin und unseres eigenen Denkens zu überschreiten. So entsteht ein echter Diskurs. Das ist nicht immer einfach, aber enorm inspirierend.“


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