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Rubrik: Tagesberichte

Tageslicht-Award an Swissbau 07
Leuchtendes Beispiel für Nachhaltigkeit

Published: 30.01.2007 06:00
Modified: 30.01.2007 10:17
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Der Tageslicht-Award zeichnet Architekten für einen originellen und ökologisch innovativen Umgang mit Tageslicht im Bau aus. Der höchst dotierte Architekturpreis der Schweiz ging dieses Jahr an Bob Gysin für das neue EAWAG-Bürogebäude in Dübendorf. Der ETH-Professor Dietmar Eberle war Jurypräsident des Wettbewerbs und betonte bei der Preisvergabe die zunehmende Bedeutung eines gezielten Tageslichteinsatzes in der zeitgenössischen Architektur.



Samuel Schlaefli (mailto:samuel.schlaefli@cc.ethz.ch)

Der Tag für die Verleihung eines Tageslicht-Awards hätte nicht besser gewählt sein können: Am vergangenen Dienstag trug der Himmel ein Grau so dicht wie eine Betonwand, scheinbar undurchlässig für jegliches Tageslicht, welches die Sonne diesem Planeten normalerweise zukommen lässt. Die eigene Stimmung dümpelt an solchen Tagen oft irgendwo zwischen Lustlosigkeit und einer gewissen inneren Leere. Nur schwer kann man sich dann gegen die bedrückende Einflussnahme der Witterung auf die eigene Befindlichkeit wehren.

Die Velux Stiftung Schweiz (1) will diesen Phänomenen auf den Grund gehen und fördert Projekte, die sich mit dem Tageslicht als Basis für das menschliche Leben und Wohlbefinden befassen. Der Tageslicht-Award, der letztes Jahr von der Stiftung ins Leben gerufen wurde, soll Architekten für ihren bewussten und zukunftsweisenden Umgang mit Tageslicht honorieren. Er wurde vergangenen Dienstag am Rande der Messe Swissbau im Hotel Ramada Plaza in Basel zum ersten Mal vergeben. Das ETH-Wohnforum (2) unter der Leitung von Professor Dietmar Eberle wurde von der Stiftung mit der anonymen Preisausschreibung für den Award betraut. Eine Jury aus drei Architekten, darunter auch der Novatlantis-Leiter Roland Stulz und zwei Stiftungsvertreter, beurteilte die 19 eingegangenen Architekturprojekte. Die Kriterien waren unter anderem: Das Gebäude musste nach 2000 in der Schweiz fertiggestellt worden sein und sich durch einen innovativen, originellen sowie einen ökologisch nachhaltigen Einsatz von Tageslicht auszeichnen. Zudem sollte die Nutzung des Tageslichts im Bau direkt zur Steigerung der Lebensqualität der Gebäudenutzer beitragen.

Dietmar Eberle, stellvertretender Vorsteher des Departements Architektur, präsentierte den Jurybericht zum Tageslicht-Award 2007.

100`000 für EAWAG-Gebäude

Die Preissumme von 100`000 Franken ging an das Architekturbüro Bob Gysin + Partner BGP Architekten aus Zürich für die Planung des „Forum Chriesbach“. Der Büroneubau für die Eidgenössische Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz (EAWAG) überzeugte die Jury durch seine gestalterische und funktionale Nutzung des Tageslichts. Zudem gelang den Architekten beim Tageslichteinsatz zur Energieversorgung des Gebäudes ein Meilenstein. So richten sich zum Beispiel die fein gerasterten Glaslamellen, welche gleichzeitig als äussere Fassade dienen, automatisch nach dem Sonnenlicht aus und regulieren damit die Intensität der Sonneneinstrahlung ohne den Ausblick der EAWAG-Mitarbeiter zu behindern. Das Tageslicht wird zusätzlich zum Betrieb einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach genutzt, welche einen Drittel des Strombedarfs des Gebäudes abdeckt. Sonnenkollektoren liefern Warmwasser und der Einbau einer Heizung war aufgrund der Nutzung von Erdwärme in Kombination mit der Sonnenenergie gar nicht erst nötig.

Aussenfassade des „Forum Chriesbach“ des Architekturbüros Bob Gysin + Partner BGP Architekten. (Bild: Velux Stiftung Schweiz)

Eberle wies in seiner Laudatio darauf hin, dass das „Forum Chriesbach“ kein Hightech-Gebäude sei, schliesslich wurde es aus konventionellen Materialien wie Glas und Beton gebaut und kostete deshalb auch nicht mehr als vergleichbare Verwaltungsbauten.

Anne-Margrete Ogstrup-Pedersen, Tochter des Velux-Stiftungsgründers, überreichte Bob Gysin den Tageslicht-Award.

Die Preiskrönung des EAWAG-Gebäudes kam nicht ganz überraschend, war doch der Bau in den vergangenen drei Monaten bereits mit vier weiteren Preisen ausgezeichnet worden. Trotzdem zeigte sich Gysin sehr erfreut über die zugesprochene Anerkennung und den Check. Drei Viertel des Preisgelds (75`000 Franken) sind als Förderbeitrag gedacht und sollen der weiteren Wirkungserforschung des Tageslichts zugute kommen. Gysin versprach am Dienstag, er werde das Geld für die Erforschung der Wirkung von Tageslicht auf ältere und behinderte Menschen einsetzen.

Anerkennung für Weingut und Bahnhof-Passarelle

Die Jury verlieh zwei weiteren Projekten eine undotierte Anerkennung: Das Weingut Gantenbein in Fläsch der Bearth & Deplazes Architekten aus Chur überzeugte die Jury durch die Anwendung neuster Bautechnologien und die subtile Nutzung des Tageslichts. Das aus 72 Elementen bestehende Mauerwerk, welches als raffinierter Lichtfilter fungiert, wurde von Professor Andrea Deplazes an der ETH Zürich durch einen Industrieroboter gefertigt. „Noch nie waren sich Entwurf und Fertigung so nahe“, drückte Eberle seine Faszination für die angewandte Technologie aus. Die zweite Anerkennung ging an Cruz & Ortiz aus Sevilla und Giraudi & Wettstein aus Lugano für die Planung der Passarelle des Bahnhofs SBB in Basel.

Raffiniertes Spiel mit Licht und Schatten: Weingut Gantenbein der Bearth & Deplazes Architekten aus Chur. (Bild: Velux Stiftung Schweiz)

Neue Möglichkeiten der Tageslichtnutzung

Im Vorfeld der Preisverleihung fand eine Podiumsdiskussion zum Thema „Tageslicht und Architektur“ statt. Oskar Jenni vom Kinderspital Zürich betonte dabei die medizinische Bedeutung von Tageslicht für das menschliche Wohlbefinden. Nicht umsonst komme die saisonale Depression besonders im Herbst und Winter sowie gehäuft in nördlichen Ländern vor. Der Architekt Eberle sah dementsprechend eine wichtige Aufgabe der zeitgenössischen Architektur darin, Tageslicht durch eine sinnvolle Gebäudeplanung für das Wohlbefinden der Bewohner so gut wie möglich zu erschliessen. Dabei eröffnen die Fortschritte in der Glastechnik laut Novatlantis-Leiter Stulz neue Möglichkeiten. Er betonte, dass ein Gebäude wie der Basler Messeturm wegen der Glasfassade und den damit verbundenen Wärmeverlusten vor 20 Jahren noch eine Energieschleuder gewesen wäre. Durch Materialinnovationen und neuen Technologien in der Glasverarbeitung sei der Wärmeverlust in Gebäuden faktisch kein Problem mehr – im Gegenteil, stünden heute vor allem Systeme zur nachhaltigen Raumkühlung im Vordergrund der Forschung. Gerade der Photovoltaik komme in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu, da der Wirkungsgrad bei der Nutzung des Sonnenlichts als Energiequelle stetig verbessert würde, so Stulz.

Die zahlreich anwesenden Besucher konnten sich an diesem grauen Tag gleich selbst davon überzeugen, dass Tageslichtentzug nachweislich zu einer Leistungsminderung beim Menschen führt: Trotz der spannenden Thematik und dem interdisziplinären Austausch der Lichtspezialisten fehlte der Diskussion die nötige Dynamik, um auch Laien fürs Thema zu begeistern. Vielleicht würde selbst der Tageslicht-Award in Zukunft von etwas mehr Tageslicht profitieren.

References:
•  (1) Informationen zur Velux Stiftung Shweiz: www.veluxstiftung.ch
•  (2) Das ETH-Wohnforum: www.arch.ethz.ch/wohnforum


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