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Rubrik: Tagesberichte |
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30Jahre interdisziplinäre Ringvorlesung von Uni und ETH Die Hochschule lädt zur Selbstreflexion |
Zum 30-jährigen Bestehen der interdisziplinären Ringvorlesung von Universität und ETH thematisiert sich die Hochschule selbst: Wie soll die Universität des 21. Jahrhunderts aussehen? An zehn Abenden haben Referentinnen und Referenten die Möglichkeit, mit ihrer Vision einen Denkanstoss zum anstehenden Reformprozess zu geben. Mit der Bologna-Reform steht eine der revolutionärsten Veränderungen des Schweizer Hochschulwesens der letzten Jahrzehnte vor der Tür. Die Universität Zürich hat mit der Anpassung der Studiengänge bereits begonnen und wird sie in den kommenden drei bis vier Jahren schrittweise vollenden, an der ETH ist die Umstellung auf Bachelor und Master heute bereits in 18 von 25 Studiengängen Realität. Aus diesem Anlass hat die Kommission für Interdisziplinäre Veranstaltungen (KIV) die traditionelle Ringvorlesung dem Thema "Was ist das – die Hochschule?" gewidmet. Und sie feiert damit gleich auch ihr 30-jähriges Bestehen: 1974 wurde sie unter diesem Namen eingeführt. Wissensprodution versus Freies Denken? "Die kommende Ringvorlesung über die Hochschule ist keine Informationsveranstaltung", betont Georg Kohler, Mitglied der KIV und Ordinarius für Philosophie an der UniZürich. Die Vorlesungen sollen zu einer inhaltlichen Debatte über Sinn und Zweck der Hochschule anregen und gestaltend auf die zukünftige Universität wirken. Kohler hat die Vorlesungsreihe inhaltlich konzipiert und organisiert. "Die Reform hat eben erst begonnen, vieles ist noch im Fluss", gibt er zu bedenken. "Das eröffnet den Instituten die Möglichkeit, aktiv in den Reform-Prozess einzugreifen." Zum Auftakt werden die beiden Rektoren von Universität und ETH, Hans Weder und Konrad Osterwalder, ein Gespräch zum Stand der Zürcher Hochschulen führen. Doch die Reihe will auch externen Akteuren Gelegenheit geben, sich zum Thema zu äussern. Eine Veranstaltung wird sich beispielsweise der Frage widmen, ob die Universität nicht mehr primär ein "Ort des freien Denkens" ist, sondern vielmehr eine Art "Firma zur Produktion von Wissen", wie es Kohler formuliert. An der Diskussion werden mehrere Bildungspolitikerinnen und -politiker teilnehmen. Eine weitere Veranstaltung thematisiert die Universität im Umfeld von Medien und Marketing: Wie aussagekräftig sind Rankings wirklich? Ganz allgemein müssten sich die Universitäten darüber klar werden, wie weit sie einer "Amerikanisierung" des hiesigen Bildungssystems stattgeben wollen, sagt Kohler. Ein Kind der 68er Die breite Auslegeordung des Themas "Hochschule" ist ganz im Sinne der KIV. Ihr Auftrag ist es, interdisziplinäre Veranstaltungen zu koordinieren. Alle Hochschul-Angehörigen sind berechtigt, bei der Kommission Vorschläge für eine Ringvorlesung einzureichen. : Die Miglieder werden von der Universität und der ETH zu gleichen Teilen gestellt.Alle Hierarchiestufen sind vertreten "Eigentlich ist die interdisziplinäre Ringvorlesung ein Kind der 68er Bewegung", sagt Felix Escher, Präsident der KIV und Professor für Lebensmitteltechnologie an der ETH. Damals sei deutlich geworden, dass Themen wie Umweltbelastung oder Armut in Entwicklungsländern die Kapazitäten einer einzelnen Disziplin übersteigen.
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"Die Einsicht wuchs, dass solche Probleme nur interdisziplinär gelöst werden können", erklärt Escher. Dies bedeutete aber, dass Universität und ETH vermehrt Wissen austauschen mussten, um zu aussagekräftigen Ergebnissen zu gelangen. Fenster zur Öffentlichkeit Heute ist die Zusammenarbeit der beiden Hochschulen selbstverständlich geworden, und es sind zusätzliche Plattformen des interdisziplinären Austausches entstanden. Als Escher 2002 das Präsidium übernahm, initiierte er eine Standortbestimmung der KIV, welche sich auch die Frage stellte, ob die Ringvorlesung noch immer ihre Berechtigung habe. "Wir konnten diese Frage mit einem sehr deutlichen Ja beantworten", erinnert sich Escher. Mit der inzwischen traditionellen Ringvorlesung können die Hochschulen laut Escher einiges zu aktuellen gesellschaftlichen Debatten beitragen.. "Ausserdem ist diese Veranstaltung heute eine willkommene Gelegenheit für Universität und ETH, ihre Forschungs- und Bildungsanliegen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen". Dieser "PR-Effekt", meint Escher sei keineswegs zu unterschätzen.
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