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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 18.12.2006 06:00

Abschiedsvorlesung Professor Olaf Kübler
Die Macht der Inhalte

Im voll besetzten Auditorium Maximum hielt am 14. Dezember der ehemalige ETH-Präsident Olaf Kübler seine Abschiedsvorlesung. Ein Jahr nach dem Rücktritt als Präsident tritt er als Professor auch aus dem Departement Informationstechnologie und Elektrotechnik D-ITET aus. Das Thema des Vortrags waren die Berufungsverfahren an der ETH.

Gabrielle Attinger

Von zehn Jahren ETH werde er berichten, meinte Olaf Kübler einleitend, von einem Jahr als Vizepräsident Forschung, acht Jahren als Präsident und einem Jahr als „Zeitzeuge und Beobachter“, wie er sein letztes Jahr umschrieb. Dann bedankte er sich zunächst bei den Weichenstellern, die seinen Weg durch die ETH bestimmten, so Heinrich Ursprung, der ihm eine Rolle an der ETH gegeben habe. Francis Waldvogel gehört dazu, weil er ihn animiert hatte, sich ums Präsidium zu bewerben, Und der ETH-Ratspräsident Alexander Zehnder habe es ihm leicht gemacht, den Entschluss, nach acht Jahren als Präsident zurückzutreten, durchzuziehen. „Ich habe immer in meinem Leben sehr gerne nach einer bestimmten Zeit Türen geschlossen“, fügte er an, und er sei den Leuten dankbar, die seine Entscheidung dazu gefestigt hätten.

International anerkannte Stärke

Olaf Kübler hat während seiner Amtszeit als Präsident 237 Berufungsverfahren von Professoren an die ETH geleitet. Dies entspricht mehr als zwei Dritteln der rund 350 heutigen Professuren an der ETH. Der Physiker hat damit international grosse Anerkennung erhalten, gelang es ihm doch, viele weltbekannte und begehrte Wissenschaftler nach Zürich zu holen.

In seiner zweiten Amtszeit, so erzählte er, sei er deshalb oft von anderen Hochschulen eingeladen worden, um zu erläutern, wie die ETH Zürich bei der Professorenwahl vorgehe. In seinem Vortrag ging er detailliert auf diese Kriterien und Vorgehensweise ein, die er über die Jahre mit Erfolg anwandte. Es sei ein Teil der spezifischen Kultur der ETH Zürich, dass der Präsident die Berufung von Professoren in letzter Instanz verantworte, erklärte er, und angesichts der Investitionen dafür sei dies auch gerechtfertigt. Mehr als die Hälfte der Professuren kamen während Küblers Amtszeit durch direkte Anfragen an Wunschkandidaten zustande. Die Verhandlungen verglich Kübler mit einer mündlichen Prüfung, die er zu bestehen hatte, weil er nie wusste, ob er die Arbeit des Kandidaten überhaupt erfassen könne. Und er fügte an: „Bei den Mathematikern gelang es mir nie.“

Weltweite Präsenz

Mit teilweise poetischen Worten umschrieb er das Suchbild des idealen Kandidaten für eine Professur an der ETH: Eine Passion brauche es, zu verstehen und zu gestalten. Ausserdem Reichtum und Stärke des Geistes, Urteilsvermögen, Willensstärke und Treue zu seinem Thema. In der Lehre sollte man spontane Begeisterung auslösen können.


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Rückblick auf sein Leben als ETH-Präsident: Olaf Kübler. gross

Als Beispiel dafür zeigte Kübler ein Bild der Aktion „150 Professoren und Professorinnen im Gespräch“, bei der Lehrende im Jubiläumsjahr über 20’000 Passanten mit ihren Inhalten spontan in den Bann schlagen konnten. Und schliesslich: „Ohne eine erste Liebe zur ETH wird es sehr schwierig werden.“

Anhand des Departements MTEC schilderte er, was es heisst, ein neues Departement zu gründen. Am Beispiel des Departements Architektur, dem grössten der ETH, zeigte er stolz, was gute Berufungen auslösen können. Kübler hat seit 1998 27 der heute 34 Professoren berufen. Mit Jacques Herzog und Pierre de Meuron, den beiden bekanntesten von ihnen, ist die Schweizer Architektur heute weltweit präsent und zeigt ihre Wirkung.

Berkeley als Vorbild

Im zweiten Teil des Vortrags ging Olaf Kübler auf sein Jahr als Beobachter ein und darauf, in welche Richtung sich die ETH entwickeln sollte. Die Macht sollte vermehrt von den Inhalten her ausgehen, postulierte er. Ausserdem habe die ETH kulturelle Eigenarten, die es zu pflegen gelte: die schweizerische Verlässlichkeit, den Mut und die Treue zu Inhalten und Themen von morgen und übermorgen, die Einführung der Forschungskommission, das Berufungssystem sowie auch die Symbiose mit der Stadt Zürich.

Zum Schluss plädierte er für ein friedliches Nebeneinander der einzelnen ETH-Schulen, in dem jeder Teil seine eigenen Spezialitäten und seine Kultur pflegen kann. Genau so funktioniere die beste öffentliche Universität der Welt, die University of California, mit heute zehn verschiedenen Campi. Olaf Kübler wird der ETH weiterhin nahe stehen: Seit dem 1. Januar 2006 ist er Direktor von “Society in Science: The Branco Weiss Fellowship”.




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