ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
Print-Version Drucken
Publiziert: 03.10.2006 06:00

Landmanagement-Tagung an der ETH
Land umlegen statt zerstückeln

Der Fall Galmiz machte es deutlich: Die Siedlungsentwicklung in der Schweiz läuft aus dem Ruder. An der Fachtagung "Landmanagement für Infrastrukturanlagen" an der ETH wollen Experten deshalb Instrumente des Landmanagements einsetzen, um die Zersiedlung des Landes zu bremsen.

Peter Rüegg

"Die heutige Situation befriedigt nicht", sagte Fritz Wegelin, Vizedirektor des Bundesamtes für Raumentwicklung (ARE) Mitte September an der Landmanagement-Tagung des ETH-Instituts für Raumentwicklung(1). Bekomme man die Bauzonensituation nicht in den Griff, so seien Zersiedelung und Verkehrskollaps vorprogrammiert. Damit bestätigte er das ungute Gefühl, dass einen beim Anblick des schweizerischen Mittellandes beschleicht. Überall stehen Häuser, Siedlungen, Industrieanlagen; das Verkehrsnetz ist dichter denn je, die "freie Landschaft" gibt es kaum noch.

Dezentrale Konzentration gescheitert

Früher habe die Raumplanung den Anspruch gehabt, Kulturland zu erhalten und dazu die Siedlungen geordnet und konzentriert zu entwickeln. Aus staatspolitischen Gründen habe man aber bewusst die Siedlungen nicht nur an einem Ort konzentrieren wollen, sondern in wenigen Zentren. "Man sprach von dezentraler Konzentration", betonte Wegelin.

Heute aber stehen die Raumplaner des Bundes vor einer schier unlösbaren Aufgabe. "Die Raumentwicklung ist nicht nachhaltig, weder für das ganze Land noch für die Agglomerationen, die Alpen und die ländlichen Gebiete", formulierte es der ARE-Vizedirektor geradezu vorsichtig. Der Verkehr wachse gigantisch, es gebe zu viele Bauzonen an den falschen Orten, der Flächenverbrauch sei anhaltend hoch. Die Kosten der Zersiedelung seien sehr hoch. "Je disperser die Siedlung sich entwickelt, desto aufwändiger werden Bau und Betrieb von Infrastrukturen".

Landmanagement propagiert Landumlegung

Für Jörg Amsler vom Bundesamt für Landwirtschaft liegt eine der möglichen Lösungen für die anstehenden Probleme im Instrument der Landumlegung, einem klassischen Ansatz des Landmanagements respektive des Kulturingenieurwesens. Rechtsgrundlagen hierfür seien bereits vorhanden. "Es kann doch nicht sein, dass Flächen in der Grössenordnung des Kantons Genfs als Industriebrachen abgewrackt werden, zusätzlich Klein- und Kleinstflächen in gesamthaft ähnlichem Umfang fraktioniert und kaum vernünftig nutzbar sind", sagte Amsler. Gleichzeitig werde das Fehlen grosser Zonen beklagt, um grössere Infrastrukturbauten zu erstellen. Laut ARE stehen schweizweit 15,6 Mio. Quadratmeter umnutzbare Industrie- und Gewerbeareale zur Verfügung, die zudem häufig gut erreichbar sind.


weitermehr

Landmanager fordern, Industriebrachen zu nutzen statt freie Äcker zu überbauen. gross

"Da drängen sich Überlegungen über Flächentausch auf", so der diplomierte Kulturingenieur ETH. Landumlegungen sollen so weiterentwickelt werden, dass ein Nutzen- und Interessensausgleich über institutionelle Grenzen hinweg erfolgen kann. Der Einwand, dass Flächenumlegungen komplex seien, müsse man jedoch ernst nehmen. Ein Landumlegungs-Verfahren müsste gemäss Amsler eine Bestandesaufnahme, eine Bewertung der Zonen, eine Zuteilung nach Entwicklungsschwerpunkten und Anbindung an Verkehrsachsen, eine Abgeltung der Mehr- und Minderwerte und einen Kostenverteiler nach dem Vorteilsprinzip enthalten. Der oft diskutierte Handel mit Flächenzertifikaten (2) könnte eingeschlossen oder für den Austausch nutzbar gemacht werden.

Flächenzertifikate kommen ins Spiel

Die Regelung zu Landumlegungen könnte in einem Gemeindeverbund vertraglich erfolgen und müsste auf einer gesetzlichen Grundlage in den kantonalen Planungs- und Baugesetzen abgestützt werden. Als "interessantes Beispiel" bezeichnete Amsler die Güterzusammenlegung Mont-sur-Lausanne. Dabei habe die Gemeinde Umzonungen von der Bau- in die Landwirtschaftszone und umgekehrt sowie Nutzungsänderungen innerhalb von Bauzonen vorgenommen und dies mit einem Finanzausgleichssystem gelöst.

Bestehendes stärken

Für ARE-Vizedirektor Fritz Wegelin ist allerdings klar, dass es bei der Raumplanung nicht nur neue Instrumente braucht. "In erster Linie gilt es, die bestehenden Instrumente konsequenter anzuwenden und ihre Möglichkeiten besser auszuschöpfen", sagte er. Und meinte damit unter anderem die Richtpläne der Kantone, Sachpläne des Bundes und Nutzungspläne. Regeln für gute Planung, Koordination und Zusammenarbeit müssten verstärkt und verbindlicher werden.


Fussnoten:
(1) Referate und Tagungsprogramm unter: http://lep.ethz.ch/index.php?id=459&first_item=0
(2) vgl. ETH Life-Bericht "Landverschleiss bremsen": www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/flaechenzertifikate.html



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!