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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 13.03.2006 06:00

Frühjahrstagung der Militärakademie
Motiviert im Militär

Motivation stand dieses Jahr im Zentrum der traditionellen Frühjahrstagung der Militärakademie an der ETH Zürich (MILAK). Dass diese Thematik nicht nur im militärischen Kontext eine wichtige Rolle spielt, zeigte schon ein Blick auf die Referentenliste. Eine Professorin, ein Fussballtrainer und ein Unternehmer beleuchteten die „Motivation zwischen Anspruch und Realität“ aus ihren unterschiedlichen Perspektiven.

Claudia Naegeli

„Motivation basiert nicht nur auf Vernunft, sondern auch auf Gefühlen“, sagte Brigadier Daniel Lätsch, Direktor der MILAK zur Eröffnung der Tagung am Samstag. Im Grunde sei sie nichts anderes als ein Konglomerat von verschiedenen Beweggründen, die einen Menschen veranlassen, sich in einer bestimmten Art zu verhalten oder eine bestimmte Haltung vorzunehmen. „Damit ist auch gesagt, dass es wohl für jede Situation, für jedes zu erreichende Ziel und für jeden Menschen andere, spezifische Rezepte braucht, wenn die Motivation eintreten, gesteigert oder erhalten bleiben soll“, erklärte Daniel Lätsch.

Ziel der Tagung war es denn auch nicht, ein allgemein gültiges Rezept für die Motivationssteigerung zu finden, sondern sich der Thematik von unterschiedlichsten Seiten anzunähern. Die Tagungsteilnehmenden sollten dadurch die Gelegenheit erhalten, sich einmal bewusst mit dem eigenen Motivationsverhalten auseinandersetzen zu können und gleichzeitig Anregungen für das Motivieren anderer Leute zu erhalten. Diskutiert wurde ausserdem die schwierige Situation, wenn Vorgesetzte ihre Untergebenen zu Dingen motivieren müssen, zu denen sie aus ethischen Gründen überhaupt nicht motiviert sein sollten. Hubert Annen, Dozent für Militärpsychologie und Militärpädagogik an der ETH Zürich sprach in diesem Zusammenhang von einer schwierigen Gratwanderung, wenn es beispielsweise um die Ausübung von Gewalt gehe.

Soldaten und Mitarbeitende

Nicht um die Motivation von Soldaten in Krisensituationen, sondern um diejenige von Mitarbeitenden im Unternehmensalltag ging es im Referat des Nationalrats und Unternehmers Johann Schneider-Ammann. Er betonte die Wichtigkeit von Unabhängigkeit und Freiräumen in Bezug auf motiviertes Arbeiten. „Je freier der Mensch, umso grösser ist sein Motivationsbeitrag“, konstatierte der Swissmem-Präsident. Er sei sich bewusst, dass die Äusserung an einer Militärtagung gewagt sei, doch er sei überzeugt, dass hierarchische Strukturen die Motivation von Mitarbeitenden untergrabe. Ausserdem wies Johann Schneider-Ammann auf die relevante Rolle der Kommunikation innerhalb einer Unternehmung hin. Hier sei es wichtig, dass Botschaften und Ziele einfach und verständlich formuliert seien, um eine möglichst grosse Motivation der Angestellten zu erreichen.

Die Motivation von Hubert Annen für eine abwechslungsreiche Tagung war deutlich sichtbar. Im Leibchen der "Schweizer Nati" kündigt er den Referenten Bernard Challendes an. gross


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Für einmal nicht auf der Spielerbank, sonder im Auditorium Maximum: Der Fussballtrainer Bernard Challandes (ohne Uniform). Rechts neben ihm die Professorin Margit Osterloh. gross

Margit Osterloh, Professorin für Betriebswirtschaftslehre der Universität Zürich, ging in ihrem Vortrag von einem theoretischeren Ansatz aus. Sie referierte zur Motivation aus Sicht der Wissenschaft und erläuterte, was Soldaten im Einsatz motiviert. Sie stützte sich dabei auf eine amerikanische Studie, in welcher die Kampfmotivation von Soldaten im zweiten Weltkrieg, im Vietnamkrieg und im Irakkrieg untersucht worden war. „Den Krieg beenden und nach Hause gehen“ wurde von den Kämpfern am häufigsten als Motivationsgrund genannt. Anschliessend folgten Beweggründe wie „Meine Kameraden beschützen“, „Angst vor Strafe“ oder „Für die gute Sache kämpfen“. Die Professorin wies wie ihr Vorredner Hubert Annen auf den Unterschied zwischen extrinsischer und intrinsischer Motivation hin. Während bei einem extrinsischen Antrieb die mittelbare Bedürfnisbefriedigung im Vordergrund steht und das Handeln somit instrumentell ist, zielt die intrinsische Motivation auf unmittelbare Bedürfnisbefriedigung, da heisst die Handlung wird nur ihrer selbst willen ausgeführt. Die Professorin betonte, dass man die extrinsische Motivation aber keinesfalls verachten solle, da sie durchaus auch zu positiven Auswirkungen führen könne. „Ausserdem wirken häufig beide Formen der Motivation gleichzeitig“, sagte Margit Osterloh.

Spass muss sein

Im Anschluss an die Professorin erzählte Bernard Challandes, der Trainer der U21 Fussballnationalmannschaft, wie er ein bunt zusammengewürfeltes Team von jungen Spielern auf ein Ziel ausrichtete. Anschaulich und engagiert machte Bernard Challandes deutlich, wie er Emotionen gezielt zur Motivation des Teams einsetzt. Mit eingespielten Filmen, Musik und Körpereinsatz demonstrierte der Coach seine Fähigkeiten als Motivationsförderer den Tagungsteilnehmenden gleich vor Ort. „Auf dem Fussballplatz ist es wichtig, dass sich der Einzelne hundertprozentig engagiert und die volle Verantwortung übernimmt“, betonte er. Ausserdem sei es unabdingbar, dass die Spieler lernen, auch unter Druck oder in unfairen Spielsituationen souverän zu reagieren. „Doch der wichtigste Baustein für die Motivation ist der Spass“, sagte Bernard Challandes abschliessend.

Zum Abschluss der Tagung diskutierten Brigadier André Blattmann, der Zugeteilte höhere Stabsoffizier des Chefs der Armee und Brigadier Bruno Staffelbach, der Kommandant der Infanteriebrigade 4 unter der Leitung von Hubert Annen zum Thema „Motivation – Konsequenzen für Ausbildung und Einsatz“. Die beiden Brigadiers nahmen zu den Inhalten der gehörten Referate aus militärischer Sicht Stellung. Sie erklärten, welchen Beitrag sie in ihrem Verantwortungsbereich zur Motivationsförderung leisten und welche Anregungen sie aus der Tagung mitnehmen. Für Bruno Staffelbach stand klar die Schaffung von Perspektiven für die Soldaten im Vordergrund. André Blattmann erklärte, dass es trotz Arbeit und Orientierung an Qualität wichtig sei, Erlebnisse zu ermöglichen. „Damit meine ich auch Erlebnisse nach der Arbeit“, sagte er.




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