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Rubrik: Tagesberichte |
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Klimastudie von ETH Zürich und Universität Reading Die Zukunft wird nass |
An heftigere und häufigere Starkniederschläge müssen wir uns gewöhnen. Das ist die Voraussage einer neuen ETH-Studie, die genauer als bisherige Modelle das zukünftige Klima voraussagt. Den ganzen vergangenen Sonntag hat es wie aus Kübeln gegossen. Wetter, an das wir uns wohl gewöhnen müssen. Neue Modellberechnungen zum zukünftigen Klima zeigen, dass extreme Regenfälle bis Ende des 21. Jahrhunderts häufiger und stärker werden – und sich entsprechend auf menschliche Infrastruktur und natürliche Systeme auswirken. Das ist das Fazit einer neuen Studie von Forschern der ETH Zürich und der britischen Universität Reading, die Ende März im Journal of Geophysical Research-Atmospheres publiziert wurde (1). Die Wissenschaftler kombinierten mehrere regionale Klimamodelle, um genauere Schätzungen über die Zunahme von Niederschlagsextremen über Europa zu erhalten. Die Analyse zeigt, dass bis zum Jahr 2100 über den Alpen und weiten Teilen Europas nördlich des 45. Breitengrades sehr wahrscheinlich häufiger starke Niederschläge vorkommen werden, die an Stärke im Vergleich zu heute sogar zunehmen dürften. Davon betroffen sind auch Grossstädte wie London, Berlin und Stockholm. Besonders zunehmen werden diese Extrem-Niederschläge im Winter, Frühling und Herbst. „Für den Sommer lassen sich keine Aussagen machen. Die Modelle sind noch zu unsicher”, sagt Christoph Frei, der Erstautor der Studie. Europas Norden kommt ins Schwimmen Skandinavien wird gemäss den neuen Berechnungen in Zukunft alle 20 bis 40 Jahre von einem Extremereignis heimgesucht, das nach heutigen Statistiken nur alle 100 Jahre vorkommt. Auch auf Zentraleuropa kommen häufiger solche Ereignisse zu. Heutige 10- bis 40-Jahres-Ereignisse dürften alle fünf Jahre für äusserst nasse Verhältnisse sorgen. Bereits frühere globale Klimamodelle und verschiedene, von einander unabhängige regionale Modelle haben vorausgesagt, dass aufgrund der Klimaerwärmung extreme Niederschläge zunehmen werden. Aber erst dank der Kombination von mehreren regionalen europäischen Modellen ist es den Klimaforschern gelungen, mehr Details und Verbesserungen für Verteilungsmuster, Ausmass und Unsicherheit von Niederschlagsveränderungen auszuarbeiten. Beobachtungsdaten stützen Modell Die Befunde stimmen überdies mit Beobachtungsdaten aus dem Regenmessnetz in den Alpen überein. Obwohl diese nur einen kleinen Teil des Modellgebiets bedecken
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und die Resultate nicht auf andere Regionen übertragen werden könnten, stimmt das Modell aussergewöhnlich gut mit den Daten der Beobachtungsstellen überein, obwohl die Messstationen Daten für eine feinere Auflösung bieten als die gängigen globalen Modelle. Vorhersage verlässlicher als bisherige Die Studie wirke sich auch auf die Klimaforschung mit Modellen aus, sagt Frei, der seit August letzten Jahres bei MeteoSwiss arbeitet. Sie bestätige unter anderem, dass sich regionale Klimamodelle eignen, um zukünftige Szenarien für Klimaextreme abzuleiten. Sie könne zwar nicht alle Unsicherheiten bezüglich künftiger Klimaentwicklung ausschliessen, so der Autor, und solle als mögliches Szenario für die Zukunft interpretiert werden. Allerdings als eines, das verlässlicher sei als die bisherigen. |
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Fussnoten:
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