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Rubrik: Tagesberichte |
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Start der Informatik-Veranstaltungsreihe Open Class. Informatik für alle |
Letzten Mittwochabend startete im Informatikgebäude der ETH die neue Veranstaltungsreihe "Open Class". Während des Wintersemesters sollen Interessierte ab 15 Jahren auf überraschende, spannende und unterhaltende Art in die sieben Wunder der Informatik eingeführt werden. Die Auftaktveranstaltung stiess auf grosses Interesse. "Ich möchte Sie an den folgenden Abenden auf eine Entdeckung der Informatik mitnehmen, sodass Sie ein tiefes Verständnis für diese Wissenschaft erlangen", begrüsste der ETH-Informatikprofessor Jurai Hromkovic letzten Dienstagabend um 18 Uhr die rund 150 Teilnehmenden an der "Open Class"-Auftaktveranstaltung im Informatik-Hörsaal IFW A 36. Hromkovic setzte sich gleich zu Beginn hohe Ziele: Die Zuhörenden sollen an den folgenden zehn Abenden durch den Nachvollzug der Experimente der Entdecker vertiefte Kenntnisse über die Informatik erlangen. Um das Gehörte weiter zu vertiefen, bieten Hromkovic und sein Team den Zuhörenden begleitend zur Vorlesung eine interaktive Mitarbeit und die Korrektur von Hausaufgaben an. Offen bezüglich Alter und Interaktivität Die offene Informatik-Klasse richtet sich gemäss Konzept einerseits an intensive "Mitmacher", anderseits aber auch an Leute, die zu bestimmten Themen wie etwa Kryptographie einfach kurz reinhören wollen, worum es da überhaupt geht. Offen sind auch die Altersklassen. Obwohl auch einige fleissig mitschreibende Schüler ab 15 Jahren den Weg in die offene Informatik-Klasse fanden, bildeten neben den Berufstätigen ETH-unüblich Senioren die grösste Gruppe im gut gefüllten Informatik-Hörsaal. ETH-üblich war hingegen der tiefe Frauenanteil, was wohl weniger an der Demographie, als vielmehr am Fachgebiet liegen könnte.
"Wir zeigen Informatik als eine Wissenschaft, die Wunder hervorbringen kann - faszinierende Resultate und Methoden, an deren Existenz niemand geglaubt hat", erklärte Hromkovic in der Medienmitteilung zur Veranstaltung. In der ersten Hälfte philosophierte der Professor dann auch über die Einbettung der Informatik ins Wissenschafts-System; an der Schnittstelle zwischen den Naturwissenschaften, den Ingenieurwissenschaften und der Mathematik. Aufgrund ihrer Vielfältigkeit von der abgehobenen Theoretischen Informatik bis zur praktischen Software-Entwicklung scheint die Informatik für Hromkovic aber nicht so recht ins klassische Wissenschafts-Raster zu passen. Zukunfts-Entscheidungen durch Online-Algorithmen Statt wie von einigen Zuhörern erwartet, folgte im zweiten Teil des Abends nicht ein klassischer historischer Rückblick über die Entwicklung der Informatik im 20. Jahrhundert, sondern eine - durchaus viel versprechende - Vorschau auf die kommenden zehn Abende. Während je drei bis fünf Minuten präsentierte Jurai Hromkovic zu jedem Abend ein Teilbereich der Informatik, sowie als illustrierendes Beispiel eine dazugehörige einfache Fragestellung (siehe Kasten). So sollen beispielsweise mittels Online-Algorithmen gute Entscheidungen für die Zukunft getroffen werden, ohne die Zukunft zu kennen. Nach eineinviertel Stunden war die erste offene Klasse an der ETH zu Ende. Obwohl die Besucherzahl und die Konzentriertheit während der Vorlesung von grossem Interesse am begeisterungsfähigen und humorvollen Dozenten, sowie am neuen Konzept einer offenen Informatik-Klasse zeugten, so äusserten einige Befragte nach "Schulschluss" auch vorsichtige Verbesserungsvorschläge. Der Einladungstext versprach, dass Open Class insbesondere darum offen sei, weil komplexe Zusammenhänge so darstellt und vermittelt würden, dass sie für jedermann verständlich seien. Die eher theorielastige Lehrstunde schien für einige der 15-jährigen Schüler und für diejenigen Senioren ohne mathematische Hochschulbildung eher am oberen Schwierigkeitslevel zu liegen. Mühe machten ihnen beispielsweise Erläuterungen über Ableitungen, Limes, Algorithmen, Instanzen und Exponential-Funktionen, die nur sehr spärlich durch illustrierende Folien, Skizzen oder Schemen illustriert wurden.
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Theorie statt Tipps und Tricks Teilweise kamen die Zuhörer aber auch einfach mit völlig anderen Erwartungen in die offene Klasse. So etwa der Teenager Tibor, der sich von der neuen ETH-Veranstaltung konkrete Tipps und Tricks für seine Arbeit am Computer erhofft hatte. Trotzdem will er auch die kommenden zehn Mittwochabende alle besuchen. Denn schon morgen Mittwochabend geht es konkreter um die Arbeit mit dem Computer. Unter dem Titel "Algorithmik" erklärt Professor Hromkovic morgen ab 18 Uhr die Gemeinsamkeiten zwischen Programmieren und Kuchenbacken (siehe Kasten).
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Literaturhinweise:
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