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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 19.05.2006 06:00

Start der ETH-Kommunikationsplattform "PolyPhone"
Ein Netz fürs Leben

Heute Freitagmittag wird im ETH-Hauptgebäude die neue Kommunikationsplattform "PolyPhone" vorgestellt. Dadurch bietet die ETH als weltweit erste Hochschule allen Angehörigen eine legenslange persönliche "Telefonnummer", über die sie jederzeit und überall per Video, Sprache oder Kurzmeldung erreichbar sind. "ETH Life" testete die Weltpremiere.

Jakob Lindenmeyer

"Ich möchte bei den ETH-Angehörigen den Stolz fördern, Teil dieser Hochschule zu sein", antwortete ETH-Präsident Ernst Hafen in einem Interview zum Zukunftsprozess "ETH 2020" (1) auf die Frage, wie er der ETH-Kommunikation neue Impulse verleihen möchte. (2) Heute Mittag präsentieren Armin Brunner, Leiter Kommunikation und Projektleiter PolyPhone zusammen mit Andreas Dudler, Direktor der Informatikdienste, ein mögliches Werkzeug, um dieses Ziel zu erreichen (siehe Kasten).

Mehr als nur Internet-Telefonie

PolyPhone besteht primär aus einer Netzwerk-Infrastruktur und einem eigens für die ETH entwickelten Software-Client für die Sprach- und Video-Telefonie sowie Instant-Messages. Ausserdem werden in einer Buddy-Liste die Präsenz-Informationen von ausgewählten Partnern angezeigt. Die technischen Grundlagen wie das Session Initation Protocol (SIP) wurden bereits in einem früheren "ETH Life"-Artikel zum Projekt PolyPhone thematisiert. (3) Im Unterschied zur bekannten und in Privathaushalten bereits heute breit eingesetzten Internet-Telefonie besteht die innovative Vision des Projekts "PolyPhone" darin, die Internet-Kommunikation nicht nur ortsunabhängig zu ermöglichen, sondern die Kommunikations-Möglichkeiten auch zeitlich zu erweitern.

Beziehungsnetz mitnehmen

„Wir wollen die sozialen Netzwerke aus der Studizeit in die Welt hinaustragen“, so Projektleiter Brunner. „Wenn ein Mitarbeiter oder ein Studierender die ETH verlässt, soll er über die lebenslange PolyPhone-Erkennungs-Nummer für seine weitere Karriere auch sein gesamtes Beziehungsnetz virtuell mitnehmen können.“ Dadurch will die ETH ihren Campus überall dorthin erweitern, wo sich ihre Studierenden, Mitarbeiter und Ehemaligen aufhalten. Bis zum Herbst dieses Jahres läuft PolyPhone noch als Pilotprojekt, kostenlos für alle ETH-Angehörigen. Danach will Brunner die Dienstleistung auf alle ehemaligen Studierenden und Mitarbeiter der ETH ausweiten.

Mangelware "coole" Nummern

Zum Auftakt der Pilotphase wagte "ETH Life" einen Selbsttest. Die Registrierung der Telefonnummer ist zwar gut dokumentiert, doch gestaltete sich die Suche nach einer leicht einprägsamen Nummer als schwierig. Vorgegeben ist die fixe Vorwahl "044 658". Die letzten vier Ziffern sind frei wählbar. Doch alle "coolen" Zahlenkombinationen scheinen bereits reserviert zu sein. Kein Wunder, denn in den ersten Wochen haben sich bereits über 1'000 Benutzer angemeldet. Doch der eigentliche Grund liegt wohl darin, dass Brunner bereits vor der Aufschaltung alle gleich lautenden Zahlenkombinationen und alle aufeinander folgenden Zahlenreihen für VIPs und für Projekte reserviert hat."

Eine Entscheidung fürs Leben

Die Wahl der Nummer ist nicht zu unterschätzen. Denn sie soll ja lebenslang gültig sein und einen überall hin begleiten. Die analoge interne Kurzwahl der ETH-Telefonnummer ist nicht garantiert, sondern es gilt das Prinzip "first come - first served". Da die PolyPhone-Nummer auch für die Nach-ETH-Zeit nutzbar bleibt, scheint eine Analogie zur privaten Telefonnummer eine sinnvolle Alternative. Nach einem Dutzend erfolglosen Versuchen mit coolen Zahlenkombinationen wählt der Autor mit 2266 diese Alternative.


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Das elegante Design des Polyphone Software-Clients: Links oben das Videobild der Anruferin (gross) und das eigene Bild (klein), darunter die Instant Messages, sowie rechts der Nummernblock zum Einwählen. gross

Problemlose Installation

Die Installation des Software-Clients für Internet-Telefonie und der Kamera klappt problemlos. Die ersten Anrufe auf interne Telefone und PolyPhone-Nummern funktionieren, doch das Bild bleibt aus. Erst eine Neu-Installation des Clients behebt dieses Problem. Doch trotz der hohen Bandbreite innerhalb der ETH zeigt das Videobild gegenüber dem Ton störende Verzögerungen. Für den Heim-Empfang empfiehlt Projektleiter Brunner für Gespräche mindestens eine Upstream-Bandbreite von 128kBit/s und für die Video-Telefonie das Doppelte.

Noch unbefriedigende Gesprächsqualität

Doch sogar an der ETH erinnern die Gespräche teilweise eher an einen schlechten Handy-Empfang als an die Festnetz-Telefonie: Sprechverzögerungen, Hintergrundrauschen und Gesprächsunterbrüche. Ungewohnt ist auch das Verhalten vor der Kamera. Obwohl der Tester anstelle seiner sonst farbenfrohen und gemusterten Kleidung für den Test wie von den Videokonferenz-Spezialisten empfohlen (4) eine eher dezente Garderobe gewählt hat, irritiert das Gesicht der Gesprächspartnerin und erst recht das eigene.

Wichtiger Zukunftsschritt

Obwohl noch an einigen Stellen verbesserungswürdig, vermochte die neue Dienstleistung im Gesamturteil doch zu überzeugen. Zu verbessern wäre beispielsweise der Bereich Dial-Out - also der Anruf in fremde Telefonnetze auf eigene Kosten. PolyPhone empfiehlt in der Dokumentation zwar zwei externe Service-Carrier, doch die Details dazu muss sich der Nutzer – teilweise aus juristischen Gründen – mühsam selbst zusammensuchen. Etwa dass 10787 nur einen Drittel des Minutentarifs des anderen Anbieters verrechnet. Oder dass es - je nach Zahlungsart - mehrere Tage dauert, bis der Dial-Out überhaupt aktiviert wird. Hier könnten juristisch unabhängige Studentenvereine durch Zusatzinformationen Abhilfe schaffen.

Wie sich Qualität und Stabilität von PolyPhone entwickeln, wenn sich die Nutzerzahlen multiplizieren, wird sich wohl bereits in den nächsten Wochen zeigen. Doch mit der Möglichkeit zur Kommunikation und Kooperation unabhängig von Zeit und Ort liefert PolyPhone einen wichtigen Baustein für die ETH der Zukunft.


Präsentation von PolyPhone

Heute Freitagmittag präsentieren Armin Brunner, Leiter Kommunikation und Projektleiter PolyPhone und Andreas Dudler, Direktor der Informatikdienste um 12:15 im Foyer E-Nord des ETH-Hauptgebäudes die neue Kommunikationsplattform “PolyPhone”. Die Veranstaltung ist kostenlos und ein anschliessender Apéro soll Raum für Diskussionen und Erfahrungsaustausch bieten.




Literaturhinweise:
Website des Projekts „PolyPhone – Internet-Telefonie und mehr für die ETH-Community“: www.polyphone.ethz.ch

Fussnoten:
(1) Weblog zum Zukunftsprozess "ETH 2020": www.eth2020.ethz.ch/
(2) "ETH Life"-Interview mit Ernst Hafen zum Zukunftsprozess ETH 2020: www.ethlife.ethz.ch/articles/zukunftsprozessETH2020/takeoff2020.html
(3) Der erste "ETH Life"-Artikel zum Projekt “PolyPhone”: www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/polyphone.html
(4) Empfehlungen des NET zum Verhalten vor der Kamera: www.net.ethz.ch/services/teleteaching/presentation



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