ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
Print-Version Drucken
Publiziert: 02.09.2003 06:00

Die ETH an der Forstmesse
Bäumige Raritäten

Mit dem Projekt zur „Förderung seltener Baumarten“ SEBA und einem Infostand zum neuen Studiengang hin zum Master in Wald- und Landschaftsmanagement präsentierte sich die ETH an der 17. internationalen Forstmesse Ende August in Luzern. Der SEBA-Mitarbeiter Peter Schwab erläutert das Projekt und den Auftritt an der Forstmesse.

Von Christoph Meier

Manchmal sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Doch es gibt auch den Fall, dass man im Wald die einzelnen Bäume nicht mehr sieht, beziehungsweise erkennt. Diese Erfahrung machten auch die ETH-Forstingenieure Andreas Rudow, Philippe Wohlhauser und Peter Schwab mit ihrem Projekt „Förderung seltener Baumarten“ SEBA. Bei einer Befragung von Forstleuten zeigte sich nämlich, dass je seltener eine Baumart ist, desto weniger wird sie erkannt. Die Wildbirne zum Beispiel wird häufig verwechselt oder übersehen.

Eine Mehlbeere auf einen Personenwagen

An der internationalen Forstmesse von Ende August in Luzern sensibilisierten die Projektmitarbeiter die Besuchenden auf das Thema seltene Baumarten mit einer oben offenen Kiste, deren Wände den Umriss der Schweiz aufgriffen. In der Kiste waren massenhaft - biologisch abbaubare - Verpackungschips aus Altpapier sowie Stärke und darunter gemischt schematische Blätterdarstellungen von zwei seltenen Baumarten. Deren Anteil am gesamten Inhalt der Kiste entsprach ihrem Vorkommen im Schweizer Wald. Hier wurde klar, dass das Auffinden gewisser Baumarten wie zum Beispiel der Wildbirne fast der Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen gleicht. Die ETH-Aussteller versuchten aber auch noch mit anderen Vergleichen das Vorkommen seltener Bäume aufzuzeigen. So konnte man auf einem Poster lesen, dass auf eine Mehlbeere ein Personenwagen kommt.

Diskussion an der Forstmesse: Der ETH-Forstingenieur Peter Schwab (rechts) spricht mit einem Gast über das Projekt zur „Förderung seltener Baumarten“ SEBA. gross

Biodiversität als Service public

In Anbetracht der vielen Personenwagen mag man einwenden, dass die Mehlbeere gar nicht so selten sei. Peter Schwab stimmt auch zu, dass Seltenheit ein relativer Begriff sei. Trotzdem möchte er sich nicht einschränken auf Arten, von denen es nur noch weniger als 10’000 Exemplare gibt. Denn ein effektiver Artenschutz beginne nicht erst, wenn eine Art sehr selten geworden ist. Schwab findet es darum richtig, dass ihr Projekt an der Forstmesse unter dem Titel Biodiversität läuft. Diese wird entsprechend dem neuen Waldprogramm des Bundes als Service public verstanden. Wie aber sieht Schwab seinen den Beitrag von SEBA zum Service public? Der Forstingenieur antwortet darauf, dass sie mit ihrer Bereitstellung von Wissen eine Dienstleistung für Forstleute bieten, die indirekt dann wieder der Allgemeinheit in Form eines artenreichen Waldes zugute komme.

Merkblätter für die Praktiker

Dass das klappt, glaubt Schwab aus den Gesprächen mit Forstleuten an der Messe heraushören zu können. Einige, die der Forstingenieur schon durch die Projektarbeit kennen gelernt hatte, bestätigten ihm, dass sie die Merkblätter des SEBA-Projektes benutzen würden. Doch wie kam es überhaupt zu diesen Merkblättern? Sie sind das Resultat von SEBA1, dass die ETH-Professur Waldbau in Zusammenarbeit mit dem Buwal durchführte. In diesem wurde zwischen 1997 bis 2000 anhand von rund 1000 Interviews mit Forstleuten die Verbreitung von zehn seltenen Baumarten wie Speierling, Flatterulme oder Eibe bestimmt.


weitermehr

Mit dieser "Schweizer-Kiste" wurde an der Forstmesse das Problem der seltenen Baumarten illustriert. gross

Basierend auf diesem Wissen, ergänzt mit dem Literarstudium zur Ökologie und waldbaulicher Behandlung, erstellte das Projektteam ein Merkblattdossier zu den verschiedenen Arten. Dieses verteilten sie an die Praktiker in der Waldpflege und dem Naturschutz. Zudem führten sie Weiterbildungskurse mit rund 400 Forstleuten durch.

Bereits nächstes Jahr geht auch SEBA2 zu Ende. In dieser Projektphase sind Wohlhauser, Schwab und Rudow dabei, die Verbreitung von weiteren 24 Baumarten zu bestimmen. Die Auswahl der Baumarten gründet auf einer Umfrage bei Forst- und Naturschutzfachleuten. Erneut wird ein Katalog mit Häufigkeit, Standortansprüchen, Gefährdung und Förderungsstrategien für die untersuchten Baumarten erstellt. Dabei stützt sich aber die Erhebung nur noch auf bestehende Datenbanken und nicht mehr auf Befragungen. Das führt dazu, dass die Datenqualität abnimmt. Doch können dadurch mehr Arten bearbeitet werden und im Gegensatz zu SEBA1 wird nicht nur die Alpennordseite sondern die ganze Schweiz erfasst.

Nur noch 700 Schwarzpappeln?

Doch die Forstingenieure verlieren sich nicht in all den Bäumen. Denn neben dem viele Arten umfassenden Projektteil, steht bereits ein neuer vor der Tür, SEBA-POP. Dieser ist alleine der Schwarzpappel gewidmet. Anfragen aus den Kantonen Bern, Aargau und Thurgau beweisen, dass Grundlagen für die Schwarzpappel erwünscht sind, insbesondere im Rahmen der Auenschutzprogramme. Da die Art hoch gefährdet ist – grobe Schätzungen gehen von rund 700 Individuen aus – wird bei SEBA-POP wieder auf das Expertenwissen zurückgegriffen. Zudem kann auch nicht auf eine aufwändige Erhebung im Feld verzichtet werden. Für Peter Schwab ist es zwar überraschend, dass für eine einzelne Baumart plötzlich ein eigenes Teilprojekt möglich ist, doch freut er sich als Forscher natürlich über die Gelegenheit, so detailliert arbeiten zu können.

Bedingt durch eine Departementsfusion an der ETH (1) konnte man am allgemeinen Stand des ETH-Departements Forstwissenschaften nicht allzu viele Details in Erfahrung bringen. Interessierten wurde einfach aufgezeigt, dass der neue Ausbildungsweg zum Forstingenieur über einen Bachelor in Umweltnaturwissenschaften geht. Anschliessend besteht dann die Möglichkeit einen Master in Wald- und Landschaftsmanagement zu erlangen.

Eine mächtige Schwarzpappel im ehemaligen Überschwemmungsbereich der Thur. Dieser Baumart gilt das Projekt SEBA-POP. (Foto: Projekt SEBA) gross


Literaturhinweise:
Projekt Förderung seltener Baumarten SEBA: www.seba.ethz.ch/
Internationale Forstmesse Luzern vom 21. bis 25. August 2003: www.fachmessen.ch/forst/

Fussnoten:
(1) Vgl. „ETH Life“-Bericht „Mit vereinten Kräften“: www.ethlife.ethz.ch/articles/SLzuUmweltsystemen.html



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!