ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
Print-Version Drucken
Publiziert: 20.11.2002 06:00

SiROP - ein Team von ETH-Studenten will studentische Forschungsbeteiligung ankurbeln
Studenten früher in die Forschung

(Click "SIROP -Students for research" to get the english version of this text.)

Studierende, die schon im zweiten Semester in die Forschungsarbeit der Institute eingebunden werden? - Am MIT ist dies seit den sechziger Jahren üblich. Was dort unter dem Kürzel UROP (Untergraduate Research Opportunities Program) Tradition hat und von 80 Prozent aller Studierenden genutzt wird, soll an der ETH nun ebenfalls möglich werden. Dies jedenfalls ist die Absicht von fünf ETH-Studenten.

Von Norbert Staub

Auch das gibt es: Studierende, die es nach Vorlesungsschluss nicht in die Ausgehmeilen des Niederdorfs oder von Zürich West zieht, sondern in die Labors der ETH. Dabei wollen sie Mithilfe bei "richtigen" Projekten leisten, um früh mit dem Forschungs-Ernstfall in Kontakt zu kommen. Am Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat dieses Konzept unter dem Namen UROP (Untergraduate Research Research Opportunities Program) (1)eine Jahrzehnte lange Tradition. Mit Blick auf das amerikanische Vorbild sind fünf ETH-Studenten zur Überzeugung gelangt, dass dies ein Potential wäre, das man an der ETH ebenfalls ausschöpfen könnte. So wurde SiROP (2) aus der Taufe gehoben.

Win-Win

Das vielleicht missverständliche Kürzel SiROP steht für "Student Research Opportunities Program". Die drei SiROP-Mitbegründer Simon Baumann, Pascal Kaufmann und Nicolas Stalder sprechen von einer "win-win"-Situation: Die Forschung an der ETH würde durch das Einspannen vifer und wissenshungriger Leute profitieren, die bislang eine ungenutzte Ressource der ETH darstellen. Und die jungen Studierenden von der Chance, enorm früh "echte" Laborluft zu schnuppern, Kreditpunkte zu sammeln und am persönlichen Netzwerk zu knüpfen.

Die Qualität der Lehre an der ETH sei hoch, rekapituliert Baumann, Biochemie-Student kurz vor dem Abschluss, seine Erfahrungen. Um hier aber eine Forschungsbegeisterung zu erzeugen, die mit jener von US-Spitzenhochschulen wie dem MIT mithalten könne, sei es nötig, die Studierenden praktisch von ihrem ETH-Eintritt an in die Labors zu integrieren.

Drei Köpfe, die hinter dem SiROP-Projekt stehen: Pascal Kaufmann, Simon Baumann and Nicolas Stalder. gross

ETH: Zu viel Frontalunterricht

Stark sei in der Frühphase eines ETH-Studiums die Tendenz, Studierende im traditionellen Stil frontal zu unterrichten, - zu stark, meinen die SiROP-Initianten. "Der Dozent agiert - der Student hört zu." Diesem Prinzip gehorche leider ein zu grosser Teil des Grundstudiums.

Auch der als aktiver Teil gedachte Übungsbetrieb verlaufe oft zu stereotyp, um Entdeckergeist und selbständiges Denken zu fördern. Wie so oft: der Blick über den grossen Teich zeigt, dass es auch anders geht. "An einigen US-Universitäten wird einem das selbständige Ausprobieren und praktische Umsetzen von Beginn an eingeimpft", sagt dazu Pascal Kaufmann. "Im Gespräch mit gleichaltrigen US-Studenten zeigt sich der grundlegende Unterschied im Approach an die Wissenschaft. Hier weiss man etwas, weil man es im Lehrbuch liest; dort braucht es den handfesten, im Labor überprüften Beweis."

Nur nicht zuviel Administration

Es könne nicht darum gehen, die US-Universitäten vorbehaltlos zu kopieren, relativiert SiROP-Teammitglied Nicolas Stalder. "Viele schätzen das etwas ‚Preussische' der ETH-Ausbildung - ich übrigens auch", so Stalder. Und an der ETH gäbe es zum Beispiel mit den Semesterarbeiten durchaus einen Ansatz, um frühes Forschen zu fördern. Trete ein Studierender mit diesem Wunsch an einen Professor, werde dies in der Regel sehr begrüsst, sagt der Mathematikstudent Nicolas Stalder. "Nur mangelt es noch an Anreizen", so Stalder. Und zwar von beiden Seiten. Studierende würden sich häufig nicht zutrauen, ohne solide theoretische Basis ein Labor zu betreten. Die ProfessorInnen, so hat eine von den SiROP-Initianten gemachte Umfrage gezeigt, seien vielfach offen dafür, doch erwarteten diese von Seiten der Studierenden den ersten Schritt.


weitermehr

Ein Ergebnis eines erfolgreichen SiROP-Projektes: der hangelnde Roboter von Dominic R. Frutiger (Bild: D. R. Frutiger). gross

„Wir wollen eine Vermittlungsstelle sein, die diese Hemmungen lösen hilft“, umreisst Simon Baumann eines der Ziele von SIROP. "Wir wollen Dozierende wie Lernende, die Interesse am frühzeitigen Forschungszugang haben, zusammenbringen." Das UROP-Programm am MIT ist mit mehreren fest Angestellten stark institutionalisiert. Das allerdings strebe man für die ETH nicht an, betonen die Initianten. "Uns geht es darum, das SiROP Konzept in einer ersten Phase möglichst ohne Administration zu erproben, um zu sehen, ob die ETH dafür offen ist", sagt Simon Baumann. Schliesslich haben die Initianten auch noch ein Studium zu bewältigen. Nicht zuletzt deshalb habe man das Vorgehen so stark wie möglich automatisiert. Baumann fügt aber an, dass bei entsprechendem Interesse in einer weiteren Phase eine feste Verankerung an der ETH angestrebt werden könnte.

Projekte aus verschiedenen Bereichen

Nun findet nicht jede Forschung im Labor statt. So stellt sich die Frage, ob sich ein Fach wie Mathematik überhaupt dazu eignet, Studierende schon in unteren Semestern für Forschungsprojekte zu gewinnen. Daran habe er erst auch gezweifelt, sagt der Mathematiker Nicolas Stalder; doch sei er von Eva Maria Feichtner, ETH-Assistenzprofessorin für Mathematik, eines Besseren belehrt worden. In den USA gebe es eine eigentliche, sehr aktive Studierenden-Forschungsszene, deren Resultate sich auch in Papers niederschlagen, vor allem zu experimenteller Mathematik.

Haben denn ETH-Studierende mit ihrem bereits recht vollen Stundenplan überhaupt Kapazitäten für ein Extra-Engagement? Dazu meint das SiROP-Team: "Klar, SiROP wendet sich eher an schnelle Studierende, die gut mit dem Stoff zurande kommen. Die Projekte sind jedoch sehr unterschiedlich was deren Umfang betrifft, so dass sich schliesslich für jeden interessierten Studenten etwas finden lässt." Zudem liefere das MIT den Beweis, dass ein Projekt wie SiROP durchführbar sei. "Klar aber ist auch, dass US-Studierende oft von der Campus-Ambiance profitieren, wo Leben und Studieren - anders als an einer ETH - über weite Strecken deckungsgleich sind."


Paradies und Killer-Roboter

Bei "SiROP" (Student Research Opportunities Program) werden Studierende aktiv in die Spitzenforschung eingespannt, indem ihre spezifischen Fähigkeiten angezapft oder solche zusätzlich gefördert werden. Ihr Gewinn: schriftlich bescheinigte, "echte" Forschungserfahrung bereits ab dem ersten Semester. Die Institute ihrerseits profitieren von motivierten und wissbegierigen Jungforschern.

Und so funktionierts: Forschende können auf der SiROP-Website geeignete, zeitlich befristete Projekte ausschreiben. Angehende "Sirops" bewerben sich via dieselbe Website darum. Kommt eine Zusammenarbeit zustande, muss dem "Sirop" als Gegenleistung eine Arbeitsbescheinigung für den Einsatz ausgestellt werden, die von der Forschungsleitung (möglichst einem Professor oder einer Professorin) unterzeichnet ist. Drei SiROP-Projekte sind bereits im Gang, elf werden derzeit offeriert. Sie tragen so spannende Titel wie "The Attack of the ‚Killer' Robots" oder "Parallel Paradigm Paradise". Angesprochen sind sämtliche Institute und alle Studierende der ETH.




Fussnoten:
(1) MIT's Untergraduate Research Research Opportunities Program: http://web.mit.edu/urop/
(2) Student Research Opportunities Program "SiROP": www.sirop.ethz.ch



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!