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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 26.09.2003 06:00

Molekularbiologie für Agronomen und Lebensmittelingenieure
Viele neue Werkzeuge

„Fortschritte in Molekularbiologie und Gentechnologie“ hiess eine Tagung vor einer Woche an der ETH Zürich. Der ETH-Professor Peter Stamp blickt mit „ETH Life“ zurück auf den Anlass.

Von Christoph Meier

Gentechnologie und Nahrungsmittel - eine Verbindung, die häufig in unfruchtbare Pro- und Kontra-Diskussionen mündet. Das wollte ETH-Professor Peter Stamp vermeiden, als er für den Schweizerischen Verband der Ingenieur-AgronomInnen und der Lebensmittel-IngenieurInnen (SVIAL) (1) eine Tagung zum Thema „Fortschritte in Molekularbiologie und Gentechnologie“ mitorganisierte. Blickt er auf die Tagung zurück, so hat er sein Ziel erreicht. Den verschiedenen Vertretern aus Wissenschaft, Handel und Politik gelang gemäss Stamp eine nüchterne Auslegeordnung.

Weniger gestresste Schweine

„Die Molekularbiologie liefert den Agronomen und Lebensmittelingenieuren viele wertvolle Werkzeuge an die Hand“, resümiert Stamp. Dabei geht es nicht nur um Gentechnologie, sondern beispielsweise auch um Marker-gestützte Selektion. Darunter versteht man eine Züchtungsform, bei der man die Organismen immer noch konventionell kreuzt. Die Elterntiere oder –pflanzen werden aber auf bestimmte Markergene, die mit gewünschten Eigenschaften gekoppelt sind, hin untersucht und dann selektioniert. Dies hat unter anderem dazu geführt, dass Stress-anfällige Schweine praktisch aus den Zuchtprogrammen verschwunden sind.

Gezieltere Analysen

Durch Genomik und Proteomik versteht man heute grundsätzlich besser, wie Lebewesen durch ihre Gene gesteuert werden. Für den ETH-Forscher führen diese Disziplinen auch zu einer Sensibilisierung in der klassischen Zucht. „Bis anhin kannten wir teilweise nicht einmal die Produkte der von uns selektionierten Gene“, erläutert Stamp. Erst mit der genetischen Charakterisierung sei dies möglich. Der Forscher glaubt, dass durch die Gentechnik Organismen zumindest viel gezielter analysiert und gegebenenfalls selektioniert werden können. Das Problem bei der konventionellen Züchtung sei nämlich, dass zusammen mit dem Ziel-Gen immer sehr viele Gene ausgetauscht werden, die mit der gewünschten Eigenschaft gar nichts zu tun haben.

Keine transgenen Zuchttiere in der Schweiz

Was wurde aber an der Tagung direkt zum Einsatz gentechnisch veränderter Organismen (GVO) in der Landwirtschaft und Ernährung besprochen? In Bezug auf Tiere sei klar, dass keine gentechnisch veränderten Tiere in der Schweiz in die Zucht gelangen würden. Bei den Pflanzen sieht es vergleichbar aus.


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Die Molekularbiologie liefert den Agronomen und Lebensmittelingenieuren viele wertvolle Werkzeuge“, meint ETH-Professor Peter Stamp. gross

Die Vertreter aus Handel und Industrie legten gemäss Stamp eine pragmatische Haltung an den Tag, indem sie nur Produkte anbieten wollen, die von der Mehrheit akzeptiert würden. Die anwesenden Politiker äusserten sich dahingehend, dass sie kein Forschungsverbot möchten, aber Gesetze zur strengen Kontrolle wünschten. Wenig Kredit wurde einem Moratorium für den kommerziellen Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen gegeben, da dies für viele ein falsches Signal wäre.

Reines Chymosin aus E. coli

Mögen die Sicherheitsbedenken bei Freilandversuchen mit GVO berechtigt sein, so gelten diese kaum bei Verfüttern von GVO an Zuchttiere. Für Stamp war es ein Anliegen, dass die Agronomen erfahren, dass es Nachweismethoden gibt, die zeigen, dass Fleisch von Tieren mit GVO-Futter selbst kein umstrittenes Erbmaterial mehr enthält. An der Tagung wurde den Teilnehmenden auch ins Bewusstsein gerufen, dass viele Enzyme oder Vitamine gentechnisch unter anderem in Bakterien hergestellt werden. So kann man zum Beispiel in E. coli Chymosin, den zentralen Baustein des Käselab, herstellen. Dieses Chymosin ist so rein, dass es vom Chymosin aus Kälbermägen nur unterschieden werden kann, indem man nach weiteren Kälberproteinen sucht. Trotzdem gibt es viele Käsereien, die kein gentechnisch hergestelltes Chymosin einsetzen wollen.

Zwischen Grundlage und Anwendern

Dieses Beispiel illustriert für Stamp, dass die Kommunikation zwischen Anwendern und Fachleuten teilweise nicht funktioniert. Damit dieses Defizit behoben werden kann, braucht es für Stamp genügend Agronomen und Lebensmittelingenieure. Sie sind die Personen, die das Know-how liefern müssen, wie die Fortschritte in der Molekularbiologie in der Praxis angewendet werden können. Der ETH-Forscher glaubt in Anbetracht der internationalen Entwicklung auch, dass es dabei nicht darum geht, ob man Gentechnik will oder nicht, sondern wie man damit umgeht.


Fussnoten:
(1) Schweizerischer Verband der Ingenieur-AgronomInnen und der Lebensmittel-IngenieurInnen: www.svial.ch/



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