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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 08.03.2006 06:00

Internationaler Tag der Frau
Die ETH aus Frauensicht

Frauen machen nicht einmal ein Drittel der ETH-Angehörigen aus. Dennoch sind sie von der Hochschule nicht wegzudenken. Zum internationalen „Tag der Frau“ erzählen drei ganz unterschiedliche ETH-Frauen von ihrem Alltag an der Hochschule.

Claudia Naegeli

„Einen typischen Arbeitstag zu beschreiben, ist schwierig“, sagt Carry Berendsen. Die administrative Angestellte arbeitet im Sekretariat des Departements für Mathematik im Hauptgebäude der ETH Zürich. Normalerweise überprüft sie am Morgen jeweils als erstes ihre elektronische Mailbox und geht dann die sonstige Post durch. „Seit es keine Stockwerkverantwortlichen mehr gibt, müssen wir die Briefe und Pakete selbst aus dem Postfach holen“, erklärt sie.

Nicht aus Bequemlichkeit, sondern aus sozialen Gründen bedauert sie die Sparmassnahme. „Ich finde es schade, dass vermehrt Stellen für weniger gut ausgebildete Personen gestrichen werden.“ Ausserdem habe sie den persönlichen Kontakt zu diesen Angestellten immer sehr geschätzt. Die Arbeitsprozesse haben sich in den 22 Jahren, in denen sie nun für die ETH Zürich tätig ist, grundsätzlich verändert. „Die Arbeit wird zunehmend in kleine Zwischenschritte aufgeteilt und somit auch etwas eintöniger.“ Dafür könne sie in „ihrem“ Sekretariat sehr selbständig arbeiten und sich ihre Arbeitszeit frei einteilen. „Was ich auch sehr schön finde, ist die Tatsache, dass man bei uns im Departement sehr gut und vielseitig informiert wird.“

Vorlesung, Mensa und Kondi

Während Carry Berendsen im Departementssekretariat Sitzungen organisiert, Schreibarbeiten erledigt oder Stundenpläne erstellt, sitzt Seline Trachsel mit grösster Wahrscheinlichkeit gerade in einer Vorlesung. Sie studiert im siebten Semester am Departement für Agrar- und Lebensmittelwissenschaften. „Meistens besuche ich vormittags und nachmittags Vorlesungen“, sagt die 22-Jährige. Den Mittag verbringt sie häufig in der Mensa oder geht ins „Kondi“. Abends besucht sie oftmals Veranstaltungen oder Vorträge und engagiert sich im VSETH, dem Verein der Studierenden der ETH Zürich.

29.2 Prozent der ETH-Studierenden sind weiblich. Seline Trachsel ist eine von ihnen. gross

„Mir gefällt die Atmosphäre an der ETH. Man trifft viele spannende Leute und kann häufig interessante Diskussionen führen“, sagt die Studentin. „Das Einzige, was mir an meinem Alltag nicht so gefällt, ist das viele Sitzen.“ Gerne würde sich Seline Trachsel häufiger körperlich betätigen. Doch das gehe wohl allen Studierenden so, vermutet sie. Ansonsten müsse sie schon lange überlegen, um etwas Negatives über ihren ETH-Alltag erzählen zu können, sagt die Studentin.

Tausend Dinge am Tag

Genauso zufrieden scheint auch Christine Giger zu sein. Nach knapp sechs Jahren an der ETH fällt ihr ausser den für eine Universität typischen, etwas festgefahrenen Strukturen nichts Nachteiliges zur Institution ein. Die Professorin am Institut für Geodäsie und Photogrammetrie beginnt ihren Arbeitsalltag auf dem Hönggerberg genau wie die Sekretaritatsangestellte im ETH Zentrum. Sie bearbeitet als Erstes die Post. Dann erledigt sie „tausend Dinge“ wie sie selbst sagt. Dazu gehören Besprechungen mit Doktoranden, Sitzungen in Fachgremien sowie das Prüfen und Verfassen von wissenschaftlichen Papers.


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Der Frauenanteil beträgt beim technisch-administrativen Personal 39 Prozent. Carry Berendsen arbeitet im Sekretaritat des Departements für Mathematik. gross

„Mir gefällt, dass in unserem Departement kein Massenbetrieb herrscht“, sagt die Professorin. Sie geniesse den engen Kontakt zu den Studierenden und den Mitarbeitenden. „Wenn man sich kennt, traut man sich auch eher, Fragen zu stellen. Das ist wichtig, wenn man gemeinsam forscht.“ Ausserdem schätze sie die technische Infrastruktur der ETH.

Auf dem Weg, aber nicht am Ziel

So unterschiedlich die Tätigkeiten der drei Frauen auch sind, so scheinen sie doch alle etwas gemeinsam zu haben: Ihre positive Einstellung zur Institution ETH und die Freude an dem, was sie tagtäglich leisten. Keine scheint es zu stören, in einem Umfeld zu arbeiten, das doch mit einer Zweidrittels-Mehrheit von Männern dominiert wird. „Das Institut für Lebensmittelwissenschaften mag nicht typisch sein, doch bei uns sind die Frauen in der Überzahl“, sagt Seline Trachsel. Vielleicht sei deshalb Frauenförderung für sie nie ein Thema gewesen. „Frauen sollten die gleichen Chancen und auch die gleichen Löhne wie die Männer erhalten, aber ich finde auch, dass die Qualifikationen und Fähigkeiten stimmen müssen.“

Frauen könnten grundsätzlich nicht genug gefördert werden, meint Christine Giger. „Die Benachteiligung von Frauen ist aber kein spezifisches ETH-Problem, sondern ein gesellschaftliches“, fügt sie an. Die Massnahmen, welche an der ETH zur Frauenförderung getroffen werden, zielen ihrer Meinung nach in die richtige Richtung. „Es freut mich, dass auch Ernst Hafen, der neue Präsident die Frauenförderung in sein Programm aufgenommen hat“, sagt die Professorin. „Die ETH ist auf einem guten Weg, doch sie hat das Ziel noch nicht erreicht – sie kann es auch nicht allein erreichen.“

Eine Aussage, die Carry Berendsen nur unterstreichen kann. Ihrer Meinung nach soll in Sachen Frauenpower nichts forciert werden. Sie ist davon überzeugt, dass man in Zukunft nicht mehr an den gut ausgebildeten und kompetenten Frauen vorbeikommt, weil diese auch immer zahlreicher werden. „Die Förderung sollte deshalb am besten schon vor dem Studium beginnen, dann sind Frauen in Top-Positionen die automatische Folge.“ Carry Berendsen spricht als Einzige die Problematik von Familie und Karriere an. „Sobald Frauen Kinder haben möchten, müssen sie zumindest eine gewisse Zeit lang beruflich kürzer treten.“ Das sei häufig ein Problem. „Schliesslich muss auch ein Mann 200 % arbeiten, wenn er Karriere machen will“, sagt die Sekretariatsleiterin.

Christine Giger trägt dazu bei, dass der Anteil Professorinnen an der ETH bei 6.9 Prozent liegt. gross




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