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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 26.05.2001 01:00

Albert Waldvogel zum SEP-Delegierten ernannt
Eine Perle zur Karrieren-Krönung

Er tritt zurück als Vizepräsident Forschung und Wirtschaftsbeziehungen und übernimt eine neue Schlüsselfunktion an der ETH-Spitze: Der bald sechzigjährige Albert Waldvogel wird Delegierter für die Strategischen Erfolgspositionen (SEP) der ETH. ETH Life hat sich mit ihm über die Motive des Wechsels und den Reiz der neuen Aufgabe unterhalten.

Interview: Norbert Staub

Herr Waldvogel, wie kam es zur Schaffung Ihrer neuen Stelle als Delegierter für die Strategischen Erfolgspositionen?

Prof. Albert Waldvogel: Bei der Definition der vier Strategischen Erfolgspositionen hat man realisiert, dass der Arbeitsaufwand, um diese konzentriert zu organisieren und zu führen, für den Vizepräsidenten Forschung allein schlicht zu gross wäre. Gleichzeitig war unklar, wo die Koordination der SEPs liegt, denn diese werfen Fragen der Strategie, der Forschung, Planung und der Finanzen auf. Dies alles hat die Schulleitung nun in dieser neuen Funktion zusammengefasst.

Sie übernehmen nun also den Managerposten für vier Zukunftsbereiche der ETH?

Waldvogel: Ganz richtig. In grösseren Konzernen ist es übrigens gang und gäbe, für solche Projekte einen Konzerndelegierten einzusetzen - ausgestattet mit den entsprechen Kompetenzen, die sozusagen quer zu den bereits bestehenden Strukturen verlaufen. Das mag für Leute, die an starre Zuständigkeiten glauben, ungewohnt sein, ist aber bei so komplexen Aufgaben nicht anders lösbar.

Was reizt Sie an Ihrem neuen Job?

Waldvogel: In meinen vier Jahren als Vizepräsident Forschung hatte ich es vor allem mit einem sehr weiten und ausserordentlich vielfältigen Feld von Problemen und Anliegen zu tun. Im Gegensatz dazu kann ich mich in den kommenden Jahren auf einige äusserst spannende Aufgaben konzentrieren; denken Sie nur an das Potential, das wir hier in Zürich mit Uni und ETH im Feld Life Science und Medical Engineering haben: eine riesige Chance für unseren Hochschulplatz! Darauf freue ich mich.

albert waldvogel
Freut sich darauf, in der Forschungslandschaft noch einmal Akzente zu setzen: Albert Waldvogel. gross

Sie feiern demnächst Ihren sechzigsten Geburtstag. - Ihre neue Position also: der krönende Abschluss Ihrer Karriere?

Waldvogel: Ja, absolut. Als Professor für Atmosphärenphysik habe ich vor Jahren eines der grössten internationalen Wettermodifikations-Experimente geleitet. Der Challenge war, dieses unter teilweise schwierigen Bedingungen - gut 200 Wissenschaftler machten mit – zu einem guten Abschluss zu bringen. Ich denke, das ist mir recht gut gelungen. Ich wollte immer ganz gerne noch einmal so etwas machen, und als ich die Möglichkeit sah, den vier SEP's zum Erfolg zu verhelfen, war der Fall für mich klar. Ich kann damit meinen bisherigen Tätigkeiten nochmals eine "Perle" hinzufügen.


Die vier SEP's

Die ETH-Schulleitung hat im Sommer 2000 vier Forschungsgebiete zu strategischen Zukunftsbereichen erklärt: Biowissenschaften und Medizinaltechnik (Life Science and Medical Engineering), Informationswissenschaften (Information Science), rechnergestützte Wissenschaften (Computational Science) und Unternehmenswissenschaften (Entrepreneurial Science). Die ETH will diese Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts an führender Position vorantreiben und arbeitet dafür mit den Universitäten Zürich, Basel, St. Gallen und der Universita della Svizzera Italiana zusammen. Der ETH Rat hat zu diesem Zweck der ETH Zürich für die nächsten drei Jahre 44,5 Millionen Franken aus der Autonomiedividende zur Verfügung gestellt.




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albert waldvogel
Albert Waldvogel wechselt von der Zuständigkeit für die ganze Breite der Forschung zur Konzentration auf die strategischen Zukunftsgebiete der ETH. gross

Mit Ihnen als Delegiertem für die SEP’s und Ihrer Nachfolgerin oder Ihrem Nachfolger im Vizepräsidium hat die ETH nun zwei Führungspersonen im Forschungsbereich. Entstehen da keine Abgrenzungsprobleme oder gar Konkurrenz?

Waldvogel: Wissen Sie, der Kuchen in der Forschungslandschaft ETH ist dermassen gross, dass es hier keine Probleme geben wird. Und zudem wäre ich als Vizepräsident Forschung immer froh gewesen, wenn ich die SEP‘s einem Partner hätte abgeben können - nicht weil das mich nicht interessiert hat, sondern weil das ausufernde Tagesgeschäft kaum Raum liess, sich dieser anspruchsvollen Aufgabe gebührend zu widmen.

Die SEP’s wurden vorerst lanciert für die Jahre 2001, 2002 und 2003. Es geht also nicht um eine Institutionalisierung, sondern um einen Prozess, der auch wieder ein Ende haben kann?

Waldvogel: An eine Fortsetzung wird bereits gedacht, aber es ist schon so: die SEP‘s haben eine dynamische Struktur. Der Begriff "Erfolgsposition" enthält den Auftrag bereits: diese Projekte werden regelmässig auf Herz und Nieren überprüft, immer im Sinne der langfristig gefassten Strategie. Dann wird entschieden: wird das Projekt verlängert, wird es nicht verlängert, oder wird es gar in den Grundauftrag integriert. Die Idee dabei ist: die ETH schafft sich so Freiräume und wird flexibler.

Was heisst denn hier "Erfolg" genau, und wie wird er gemessen?

Waldvogel: Bei diesen vier stark übergreifenden Projekten bedeutet Erfolg, wenn innerhalb der Forschungslandschaft eine Veränderung, ein neuer Akzent gesetzt wird. Das Ziel ist, dass die Wissenschaft weltweit aufhorcht und sagt: ‚Hoppla - da bewegt sich etwas mit grossem Drive‘ - und das neben den üblichen Forschungsanstrengungen. Die Messung des Erfolgs wird mit den klassischen wissenschaftlichen Mitteln erfolgen: Publikationen, citation index, Preise, Patente und Spin-offs.

Gehe ich aber recht in der Annahme, dass der Erfolg bei den SEP‘s auch sehr stark ein wirtschaflicher sein soll?

Waldvogel: Selbstverständlich. Einer der vier Bereiche ist ja Entrepreneurial Science. Da besteht naturgemäss eine sehr starke Verbindung zur Wirtschaft, aber auch bei Life Science and Medical Engineering ist die Vernetzung nach aussen weit fortgeschritten: Novartis zum Beispiel macht einen bedeutenden Input beim Zentrum für Neurowissenwschaften - wir streben aber noch auf einen Ausbau dieses Austauschs hin. Dasselbe gilt für die Computer- und Informationswissenschaften.

Was ist Ihr grösster Wunsch für Ihre neue Tätigkeit?

Waldvogel: Dass die Strategischen Erfolgspositionen auch zu einem echten Erfolg werden. Wenn ich zurückschaue auf mein bisheriges Berufsleben, hat immer das am meisten Freude gemacht, was man zu einem guten Abschluss bringen konnte.


Zur Person

Der demnächst 60 Jahre alt werdende Albert Waldvogel ist ETH-Vizepräsident Forschung und Wirtschaftsbeziehnungen. Er studierte an der ETH Zürich Mathematik und Physik und spezialisierte sich auf die Forschungsbereiche Radarmeteorologie und Wolkenphysik. Nach 1972 war er zuerst als Operationsleiter und schliesslich als Direktor im grössten Wettermodifikationsexperiment Europas verantwortlich. 1985 wurde er ordentlicher Professor für Atmosphärenphysik an der ETH. 1985–1992 beteiligte er sich an einem grossen interdisziplinären Feldexperiment zur Erforschung der Einwirkung atmosphärischer Schadstoffe auf aquatische und terrestrische Ökosysteme. Seit Dezember 1997 ist Albert Waldvogel Vizepräsident Forschung der ETH.






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