ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Campus Life
English Version English Version
Print-Version Drucken
Publiziert: 01.10.2003 06:00

Neuausrichtung in der Semper-Sternwarte
Stachel im Fleisch der Hochschule

Anhand von konkreten, transdisziplinären Projekten will sich das Collegium ab dem Herbst 2004 neu ausrichten. Neuer Leiter wird Gerd Folkers, bislang Professor für pharmazeutische Chemie an der ETH Zürich und Präsident des Wissenschaftlichen Beirats des Collegium Helveticum. ETH und Uni Zürich tragen künftig das Collegium als gemeinsame Einrichtung.

Von Christoph Meier

„Es ist ein Akt der Normalität“, beurteilte Gerd Folkers an einer Medienkonferenz am Dienstag die Neuausrichtung des Collegium Helveticum (1). Genauso, wie zum Beispiel die Zeit wissenschaftlich reif für ein Functional Genomics Center beider Hochschulen gewesen sei, sei jetzt ein Zusammengehen von Uni und ETH beim Collegium sinnvoll erschienen. So sollen grundlegende Fragen der Wissenschaft neu an konkreten Forschungsprojekten diskutiert werden. Als so genannte Fellows werden künftig Professoren oder Postdoktorierende der beiden Zürcher Hochschulen langfristige transdisziplinäre Projekte durchführen. Das Thema „Schmerz“ wäre ein mögliches Thema für eine solche Untersuchung, meinte Hans Weder, Rektor der Uni Zürich. Hier könnten Geistes- und Naturwissenschaften zu einer mehrdimensionalen Betrachtungsweise führen.

Relevanz fürs Ganze erkennen

Neue Erkenntnisse von transdisziplinären Projekten verspricht sich auch der neue Leiter des Collegiums, Gerd Folkers. Als Forscher in den pharmazeutischen Wissenschaften sei ihm seit längerem klar, wie wichtig ein solcher Ansatz ist. Für ein erfolgreiches Arzneimittel genüge das Verständnis molekularer Mechanismen nicht, da der Erfolg auch von der gesellschaftlichen Akzeptanz abhänge. Der neue Leiter verkennt aber auch nicht, dass in den modernen Wissenschaften eine starke Fragmentierung geschieht. Das zeige sich darin, dass pro Monat ein neues Journal auf den Markt kommt. In diesem Umfeld sei es schwierig, die Relevanz für das Ganze zu erkennen. Eine Aufgabe des Collegiums könnte es darum sein, zuerst zu überprüfen, wo Interdisziplinarität etwas bringt. Zudem müssten die Forschenden immer wieder zurück in ihre Disziplinen, um sich über allfällige Differenzen klar zu werden.

Keine Kritik an Vergangenheit

„Gerd Folkers hat interdisziplinäre Antennen“, schätzt Hans Weder den neuen Leiter ein.


weitermehr

Neuer Leiter des Collegiums ab Herbst 2004: ETH-Professor Gerd Folkers. gross

Der Rektor der Uni glaubt auch, dass die konkreten Projekte des Collegiums es verhindern, dass sich die neue Initiative in einer „diffusen Metadiskussion über das Wesen der Interdisziplinarität“ verliert. Davon ist auch Konrad Osterwalder überzeugt. Wer weiss, vielleicht erhält man mit dem neuen Ansatz neue Antworten auf alte Fragen: So könnte die Hirnforschung dazu beitragen, philosophische Auseinandersetzungen neu zu beleuchten – die Frage etwa, ob es eine klare Trennung in Geist und Materie wie bei Descartes gibt, oder ob die “res cogitans“ und „res extensa“ nur Attribute von einem sind. Für den ETH-Rektor bedeutet die Neuausrichtung des Collegiums keine Kritik an der Vergangenheit. Es sei richtig, dass sich das Collegium immer neu in Frage stellt. Zum Wesen der Einrichtung gehört für Osterwalder auch, dass das Collegium „ein Stachel im Fleisch“ der Hochschulen ist.

Auch für die Öffentlichkeit

Trotz der Neuausrichtung erhält gemäss Osterwalder das Collegium nicht mehr Geld. Die Uni übernimmt den Beitrag, der bis anhin von Stiftungen und dem ETH-Bereich zur Verfügung gestellt wurde. Doch die Uni liefert nicht nur finanziellen Support. Als Volluniversität steuert sie Forschende aus allen Wissenschaftsdisziplinen bei. Die Uni beteiligt sich auch an Lehrveranstaltungen, die das Collegium innerhalb der Graduiertenprogramme beider Hochschulen durchführen wird. Weiterhin wird das Collegium öffentliche Veranstaltungen durchführen wie zum Beispiel die Veranstaltungsreihe „Wissenschaft kontrovers“, die bereits diesen Winter beginnt. Bis zum Antritt von Gerd Folkers im Herbst 2004 wird weiterhin Peter Rieder das Collegium leiten. Infolge seiner Neuausrichtung wird ab diesem Herbst auch das bisherige Programm mit den Kollegiaten aufgelöst.


Fussnoten:
(1) Collegium Helveticum: www.collegium.ethz.ch/



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!