Als Teammitglied eines multidisziplinären Programmes für übergewichtige Kinder erlebe ich gerade eben, wie unglaublich schwierig es ist, finanzielle Mittel für die Therapie von Adipositas zu bekommen. Ich begrüsse daher die Veröffentlichung von Ergebnissen der Studie von Jakob Lindenmeyer in Form des vorliegenden Printtextes(1), da sie das Thema 'warm hält', Laien sensibilisiert und mögliche GeldgeberInnen motiviert. Heikel finde ich die einseitige Beschränkung auf einige wenige Ursachen, da sie dem vielfältigen Geschehen nicht gerecht wird und bagatellisiert, was wiederum für SponsorInnen unattraktiv wirkt. Der Bereich Bewegung steht auch für die Praktikerin im Vordergrund, wir machen jedoch zudem die Erfahrung, dass die Erziehenden einen gewaltigen Einfluss auf die Aufrechterhaltung (Ursachen) der Adipositas und natürlich auch auf die Behandlung haben.

Als Mitarbeiter einer kantonalen Gesundheitsförderungsstelle wehre ich mich gegen die hier etwas deplazierten Rolltreppen- und Lifthypothesen sowie gegen die einseitige Herausstellung von Massnahmen auf der individuellen Verhaltensebene. Präventionsfachleute sind sich heute darüber einig, dass präventive und gesundheitsfördernde Massnahmen in und mit Lebenswelten sowie auf politischer/struktureller Ebene effektiver und effizienter umgesetzt werden. Also auch hier gilt: Prävention ist wichtig, aber bitte nicht als 'Kampf' und mit Hilfe von banalen Tipps. Sport wird übrigens oft mit Leistungssport gleich gesetzt und dies wäre dann eher kontrapoduktiv für übergewichtige Kinder, da sie sehr oft unter einem hohen Leistungsdruck stehen!

Zum Schluss eine wichtige Adresse: Schweizerischer Fachverein Adipositas im Kindes- und Jugendalter (akj), Sekretariat akj, Migros-Genossenschaftsbund, Kulturprozent/Life & Work, Postfach, 8031 Zürich. Hier sind alle schweizerischen Programme Mitglied.

Marcus Townend, "now or never" - Gruppenprogramm für übergewichtige Kinder und Jugendliche, Bootshaus, 6062 Wilen