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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
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Publiziert: 30.06.2004 06:00

Brückenbauerin@ETH Zürich

Von Brigitte Manz-Brunner und Carla Zingg

Was die Anzahl Frauen in naturwissenschaftlichen Berufen anbelangt, steht die Schweiz im europäischen Kontext immer noch am Schluss: mit der Wanderausstellung „ETH Zürich – wo Welten sich öffnen“ wollen wir junge Frauen für technische und naturwissenschaftliche Studienrichtungen begeistern. Damit soll der Stereotypisierung von Männern und Frauen, die nach wie vor in der Gesellschaft verankert ist, entgegen gewirkt werden. Es führen verschiedene Wege zur Universität: Informationstage, Studienwochen oder Tage der offenen Tür können interessierten Mittelschülerinnen und Mittelschülern Eindrücke von der Hochschule verschaffen. Die ETH Zürich beschreitet mit Ihrer Wanderausstellung einen innovativen Weg. Erstmals geht sie zu ihrer künftigen Klientel, nämlich in die Gymnasien. Während einer ganzen Woche finden rund um die Ausstellung diverse Veranstaltungen statt, die bei den angehenden Maturandinnen und Maturanden das Interesse an Forschung und Technik wecken sollen.

Mit einem Brückenbauwettbewerb werden technische Inhalte durch eine praktische Aufgabe lustvoll vermittelt. Die Herausforderung besteht darin, nach bestimmten Vorgaben - 100 Gramm Material, max. 1000 mm lang - ein möglichst tragfähiges Brückenmodell zu konstruieren. Dieser Wettbewerb stiess jedes Mal auf sehr grosses Interesse: was am Anfang von den meisten Gymnasiastinnen und Gymnasiasten für unmöglich angesehen wird, entpuppt sich regelmässig als faszinierendes Erlebnis.


Zu den Personen

Brigitte Manz und Carla Zingg leiten im Jobsharing seit 2000 die Stelle für Chancengleichheit an der ETH. Beide sind ETH-Absolventinnen: Brigitte Manz hat Agronomie studiert, Carla Zingg ist Forstingenieurin. Es gehe heute beim Thema Gleichstellung ganz pragmatisch um Kooperation, sagt Carla Zingg: „Die Zeiten des Geschlechterkampfs sind passé.“ Gerade an einer ETH sei an sich allen klar, dass es darum gehe, mit den besten Köpfen, egal ob Frau oder Mann, komplexe Probleme anzugehen. Doch dass die Hochschule die Frauen braucht, gerade weil sie anders sind, stösst auch ein gutes Jahrzehnt nach der Gründung der Stelle für Chancengleichheit nicht auf vorbehaltlose Zustimmung. „Seien wir ehrlich: Mit der Gleichstellungsfrage ist innerhalb der Academia kein Staat zu machen“, sagt Brigitte Manz. Es gebe stilles, aber immer noch weit verbreitetes Ja zur Männerbastion Professur. Die Hypotheken seien längst auf dem Tisch: die fehlende Integration weiblicher Lebensläufe in die akademische Karriere, wenig tragfähige Netzwerke und hartnäckige Vorurteile. Eines ihrer wichtigen Anliegen ist die Förderung weiblicher Role Models. An die ETH sollen nicht nur die besten Männer, sondern auch die besten Frauen berufen werden, fordern die Fachfrauen. Daneben ermutigt die Stelle für Chancengleichheit Akademikerinnen, sich Verbündete zu suchen, offeriert Mentoringprogramme und Informations-Events für den Nachwuchs. Aktuelles Beispiel: die Wanderausstellung zur ETH an Schweizer Gymnasien. - Die „ETH Life“- Kolumnen von Brigitte Manz und Carla Zingg sind ein Spiegel ihrer Arbeitsweise; sie zeichnen gemeinsam dafür verantwortlich.




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Carla Zingg (l.) und Brigitte Manz-Brunner sind Gleichstellungsbeauftragte der ETH Zürich.

Zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Kolumne hält übrigens ein Werk aus Frauenhand den Rekord: ein Team des Gymnasium Leonhard in Basel baute eine 960 mm lange und knapp 100 Gramm schwere Miniaturbrücke, die einer Belastung von 96.3 Kilogramm standhielt. Die Spitzenmodelle aus den zwölf besuchten Gymnasien werden im Herbst im Baulabor ders Departements BAUG an einem gesamtschweizerischen Finale teilnehmen. Als Preis winkt eine Führung durch die Neat-Baustelle.

Höhepunkt der Ausstellung ist der „Action Day“, an dem ETH-Angehörige aus den fünf beteiligten Departementen, meistens Studierende und Doktorierende sowie EMPA Leute und Vertreterinnen von „Engineers Shape our Future (INGCH)“, als Ansprechpersonen präsent sind. Vor Ort erhalten junge Menschen einen Einblick in die Welt der Wissenschaft, ins Studium und in eine Vielzahl von Berufen. Eine erste Zwischenbilanz zeigt, was bei den Schülerinnen und Schülern am besten ankommt: Ausstellungsobjekte zum Ausprobieren, die Demonstration einer schwebenden Kugel, die fliegende Untertasse oder die Hightechgeräte für die Landesvermessung. „Es hat mich überrascht, wie kreativ und abwechslungsreich die Beschäftigungsgebiete von Naturwissenschaftlerinnen sein können“, lautete eine der zahlreichen positiven Reaktionen. „Die ETH hat einen schlechten Ruf unter Jugendlichen, sie gilt als strenge Universität. Eine solche Ausstellung erlaubt es, ein anderes Bild von der ETH zu vermitteln. Jetzt habe ich eine ganz andere Einstellung gegenüber dieser Hochschule“. Besonders geschätzt wurde der direkte Kontakt zu den Exponentinnen und Exponenten der ETH. Die guten Feedbacks und die positiven Rückmeldungen von den Rektoren beweisen, dass tatsächlich Brücken entstanden sind.

Sie werden sich fragen, warum sich ausgerechnet die Stelle für Chancengleichheit im Hochschulmarketing engagiert. Wir betreiben nicht einfach Nachwuchsförderung, sondern richten unseren Fokus speziell auf junge Frauen. Denn es gibt an der ETH Studiengänge, für die sich Frauen kaum interessieren, zum Beispiel Informationstechnologie und Elektrotechnik sowie Maschinenbau. Dort beträgt der Frauenanteil unter den Studierenden nur 6 beziehungsweise 7 Prozent. Da gerade in den Ingenieurdisziplinen die Zahlen der Neueintretenden stagnieren oder gar rückläufig sind, drängen sich Massnahmen auf. Da liegt es nahe, sich vermehrt um die Frauen zu kümmern, denn gut die Hälfte der Maturazeugnisse gehen an Frauen.




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