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Rubrik: Mittwochs-Kolumnen |
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Brückenbauerin@ETH Zürich |
Von Brigitte Manz-Brunner und Carla Zingg Was die Anzahl Frauen in naturwissenschaftlichen Berufen anbelangt, steht die Schweiz im europäischen Kontext immer noch am Schluss: mit der Wanderausstellung „ETH Zürich – wo Welten sich öffnen“ wollen wir junge Frauen für technische und naturwissenschaftliche Studienrichtungen begeistern. Damit soll der Stereotypisierung von Männern und Frauen, die nach wie vor in der Gesellschaft verankert ist, entgegen gewirkt werden. Es führen verschiedene Wege zur Universität: Informationstage, Studienwochen oder Tage der offenen Tür können interessierten Mittelschülerinnen und Mittelschülern Eindrücke von der Hochschule verschaffen. Die ETH Zürich beschreitet mit Ihrer Wanderausstellung einen innovativen Weg. Erstmals geht sie zu ihrer künftigen Klientel, nämlich in die Gymnasien. Während einer ganzen Woche finden rund um die Ausstellung diverse Veranstaltungen statt, die bei den angehenden Maturandinnen und Maturanden das Interesse an Forschung und Technik wecken sollen. Mit einem Brückenbauwettbewerb werden technische Inhalte durch eine praktische Aufgabe lustvoll vermittelt. Die Herausforderung besteht darin, nach bestimmten Vorgaben - 100 Gramm Material, max. 1000 mm lang - ein möglichst tragfähiges Brückenmodell zu konstruieren. Dieser Wettbewerb stiess jedes Mal auf sehr grosses Interesse: was am Anfang von den meisten Gymnasiastinnen und Gymnasiasten für unmöglich angesehen wird, entpuppt sich regelmässig als faszinierendes Erlebnis.
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Zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Kolumne hält übrigens ein Werk aus Frauenhand den Rekord: ein Team des Gymnasium Leonhard in Basel baute eine 960 mm lange und knapp 100 Gramm schwere Miniaturbrücke, die einer Belastung von 96.3 Kilogramm standhielt. Die Spitzenmodelle aus den zwölf besuchten Gymnasien werden im Herbst im Baulabor ders Departements BAUG an einem gesamtschweizerischen Finale teilnehmen. Als Preis winkt eine Führung durch die Neat-Baustelle. Höhepunkt der Ausstellung ist der „Action Day“, an dem ETH-Angehörige aus den fünf beteiligten Departementen, meistens Studierende und Doktorierende sowie EMPA Leute und Vertreterinnen von „Engineers Shape our Future (INGCH)“, als Ansprechpersonen präsent sind. Vor Ort erhalten junge Menschen einen Einblick in die Welt der Wissenschaft, ins Studium und in eine Vielzahl von Berufen. Eine erste Zwischenbilanz zeigt, was bei den Schülerinnen und Schülern am besten ankommt: Ausstellungsobjekte zum Ausprobieren, die Demonstration einer schwebenden Kugel, die fliegende Untertasse oder die Hightechgeräte für die Landesvermessung. „Es hat mich überrascht, wie kreativ und abwechslungsreich die Beschäftigungsgebiete von Naturwissenschaftlerinnen sein können“, lautete eine der zahlreichen positiven Reaktionen. „Die ETH hat einen schlechten Ruf unter Jugendlichen, sie gilt als strenge Universität. Eine solche Ausstellung erlaubt es, ein anderes Bild von der ETH zu vermitteln. Jetzt habe ich eine ganz andere Einstellung gegenüber dieser Hochschule“. Besonders geschätzt wurde der direkte Kontakt zu den Exponentinnen und Exponenten der ETH. Die guten Feedbacks und die positiven Rückmeldungen von den Rektoren beweisen, dass tatsächlich Brücken entstanden sind. Sie werden sich fragen, warum sich ausgerechnet die Stelle für Chancengleichheit im Hochschulmarketing engagiert. Wir betreiben nicht einfach Nachwuchsförderung, sondern richten unseren Fokus speziell auf junge Frauen. Denn es gibt an der ETH Studiengänge, für die sich Frauen kaum interessieren, zum Beispiel Informationstechnologie und Elektrotechnik sowie Maschinenbau. Dort beträgt der Frauenanteil unter den Studierenden nur 6 beziehungsweise 7 Prozent. Da gerade in den Ingenieurdisziplinen die Zahlen der Neueintretenden stagnieren oder gar rückläufig sind, drängen sich Massnahmen auf. Da liegt es nahe, sich vermehrt um die Frauen zu kümmern, denn gut die Hälfte der Maturazeugnisse gehen an Frauen. |
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