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Rubrik: Mittwochs-Kolumnen |
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Debatti Bolognese |
Von Elias Mulky "Sag mir, was Du von ,Bologna' hältst, und ich sage Dir, wer Du bist." - Die Diskussion ums nicht mehr zu vermeidende Junggesellen-Meister-System hat schon fast religiöse Züge angenommen. Alle reden darüber, und es sieht so aus, dass es nur die Wahl zwischen Schwarz und Weiss gibt, zwischen verbiestertem Ewiggestern und ach so dynamischem Übermorgen. Dabei haben sich die Lager erwartungsgemäss entlang der politischen Bruchzonen formiert: Hier die Linke (und mit ihr die ZS-Redaktion), die die Hände verwirft, weil mit "Bologna" das Unisystem endgültig auf der neoliberal-studifeindlichen Überholspur davonbloche. Dort Economiesuisse, die der Studigemütlichkeit lieber heute als morgen den Garaus machen würde und die Unis in leistungsorientierte, Fachkraft Modell-T produzierende Fabriken umwandeln will. Einerseits ist die Idee Bologna eine gute Sache. Gegen eine Annäherung der Unis über nationale Grenzen hinaus kann niemand etwas haben.
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Der Systemwechsel wird vor allem auch für die Fachhochschulabsolventen den Vorteil haben, dass sie mit Bachelor und Master einen international akzeptierten Titel bekommen. Für ETH-Studierende bringt das Kreditpunktkonzept die Möglichkeit, ohne Probleme an eine Uni im Ausland zu wechseln, und dazu die Chance, mit der vielgepriesenen, aber stiefmütterlich behandelten Interdisziplinarität studientechnisch endlich Ernst zu machen. Der Teufel, wie könnte es anders sein, liegt im Detail. Die ETH, die sich mit dem Jungfraujochschen Siegel "Top of Europe" schmückt, will nach guter Orwellscher Tradition sagen können: "Alle Unis sind gleich, aber manche sind eben etwas gleicher als andere". - Was heisst das? Es wird trotzdem wieder versucht, ein eigenes Süppchen zu kochen. Und die mit Bologna drohende Studienzeitbeschränkung ist auch wieder so ein Happen, der vor allem für die Studenten der brotlosen Fakultäten alles andere als eine schöne Sache ist. Was tun? Informiere dich, bild dir deine Meinung und äussere dich (zum Beispiel mit einem Feedback auf diese Kolumne.), ich habe hier nämlich für einmal nicht vor, eine Lösung auf dem Serviertablett anzubieten. |
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