ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Mittwochs-Kolumnen
Print-Version Drucken
Publiziert: 18.05.2005 06:00

Vom Image der Bauingenieure

Von Rita Hermanns Stengele

Es geht also doch: Endlich einmal eine positive Schlagzeile über den Beruf (die Berufung?) BauingenieurIn: "Grosse Schweizer Bauingenieure im Haus Konstruktiv – Brücken zwischen Technik und Kunst" im „ETH Life“ vom 17.05.05 (1). Das tut doch richtig gut! Es ist in diesem Artikel die Rede von prägenden Lehrerfiguren, von einer hervorragenden Gruppe von Ingenieuren, die die kleine Schweiz hervorgebracht hat und von den grossen Werken dieser Männer (leider waren dazumal keine Frauen dabei) in Amerika. Auch die beeindruckenden Brückenbauwerke der Schweiz sind nicht weniger bedeutsam und prägend.

Leider wird dieses positive Image viel zu wenig beachtet und verbreitet: von den Medien, von den Hochschulen (die Bauingenieurwissenschaften werden nicht gerade durch Förderung der ETH überhäuft, man kann froh sein, dass es diesen Bereich überhaupt noch so in Zürich gibt), aber auch durch unseren eigenen Berufsstand.


Zur Autorin

Sie ist es gewohnt, ihren Weg abseits des Mainstream zu gehen. Aufgewachsen in der Lüneburger Heide, war Rita Hermanns Stengele eigentlich ein Sozialberuf vorgezeichnet. Sie entschied sich aber für ein Bauingenieur-Studium in Braunschweig, als eine von damals ganz wenigen Frauen. An die ETH kam sie Ende der achtziger Jahre über ihr Spezialgebiet Altlastensanierung und Deponietechnik, das in der Schweiz rasch an Aktualität gewann. 1992 erfolgte das Doktorat im Fachbereich Geotechnik, dann der Schritt in die Wirtschaft und 1997 die Berufung zur ETH-Assistenzprofessorin für Umweltgeotechnik. Mit dem Tonmineralogischen Labor der ETH führte Rita Hermanns Stengele einen ausgewachsenen Betrieb mit fünf Doktoranden.

Kürzlich hat die Mutter einer zehnjährigen Tochter eine neue Aufgabe angepackt: die Übernahme des Zürcher Beratungsbüros für Geotechnik, Altlasten und Umwelt FriedliPartner AG. Rita Hermanns Stengele engagiert sich zudem im Vorstand des SVIN (Schweizerischer Verband der Ingenieurinnen) und beim SIA (Schweizer Ingenieur- und Architekten-Verband), wo ihr Interesse speziell dem Nachwuchs gilt. Einblick in die unterschätzte Reichhaltigkeit ihres Berufs zu geben, das sei ein Ziel, das sie auch mit Besuchen in Primarklassen im Rahmen des v.a. von der Migros getragenen „KidsInfo“ zu erreichen versucht. Mehr weiblicher Einfluss würde der nach wie vor männlich geprägten Bauwelt gut tun, meint sie. Parkhäuser, Unterführungen und andere Infrastruktureinrichtungen würden anders aussehen, wenn bei deren Konzeption mehr Frauen mitreden könnten.




weitermehr

Expertin für Geotechnik, Unternehmerin und derzeit "ETH Life"-Kolumnistin: Rita Hermanns Stengele

Meldungen, wenn überhaupt, sind fast durchwegs negativer Natur: Sind nicht gerade erst wieder in Winterthur eine Fassade und ein Tunnel im Bau in Lausanne eingestürzt? Wie sieht es aus mit den Umweltbelastungen, wenn ständig neue Strassen gebaut werden? Und wer will schon ein neues Stadion? An diesem Dilemma sind offenbar meistens die Bauingenieure schuld. Beim Durchstich des Lötschbergtunnels wird eher etwas schadenfroh über den zweiten Anlauf zum Durchstich berichtet, als über die hervorragenden Ingenieurleistungen, die hinter diesen gewaltigen Bauwerken stecken.

Schade, wir müssen uns und unsere Leistungen nun wirklich nicht verstecken. Wir Bauingenieure sollten auch wieder stolz auf unseren Beruf und auf unsere Leistungen sein! Jammern - in den vielleicht im Moment nicht besten Zeiten der Bauwirtschaft - hilft auch nichts. Verglichen etwa mit der Situation in Deutschland geht es uns sicher deutlich besser. Wir dürfen uns bei grossen Projekten das Zepter auch nicht ständig aus der Hand nehmen lassen. Wir brauchen vielleicht auch wieder mehr Mut und Selbstbewusstsein. Vielleicht haben wir Bauingenieure ja bei der Planung und der Realisierung von Science City, neben den Architekten, auch die Chance, uns ins rechte Licht zu rücken. Ich bin durchaus zuversichtlich und appelliere an alle, egal ob Bauingenieur(in), Professor, Schulleitung und jede einzelne Person: Achten Sie den Beruf des Ingenieurs, geben Sie ihm zumindest ein wenig vom Image zurück, das die sechs im „ETH Life“-Artikel genannten Schweizer Ingenieure geniessen durften.

Um die Begeisterung junger Leute für technische Berufe zu wecken, wird bereits einiges getan: Zum Beispiel kids-info-Veranstaltungen in der Primarschule (SVIN), Meitlitag (Schulen), Mittelschülerinnentag an der ETH, Maturandentage an der ETH, Veranstaltungen an den Fachhochschulen, Technolgiewochen (IngCH) - um nur einige zu nennen.

Es bleibt zu hoffen, dass auch die ETH sich bewusst ist, wie wichtig der Berufsstand der Bauingenieure und damit verbunden eine exzellente Ausbildung für die Schweiz - und auch für das Ausland - ist.


Fussnoten:
(1) Dieser Link führt Sie zum Artikel: www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/Structuraldesign.html



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!