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Greifensee: Bromierte Flammschutzmittel belasten die Umwelt Anstieg ist beeindruckend |
(pd/res) Bromierte Flammschutzmittel sind zum Teil schwer abbaubar, und manche von ihnen stehen im Verdacht, in Säugetieren wie Hormone zu wirken. Seit 1980 nimmt die Konzentration an bestimmten bromierten Flammschutzmitteln in den Sedimenten des Greifensees rasant zu. "Der Anstieg ist beeindruckend", sagt Martin Kohler von der Empa Dübendorf. Im Rahmen des Nationalen Forschungsprogramms "Hormonaktive Stoffe" haben Kohler und seine Kollegen von der Eawag - unter ihnen auch Walter Giger, Leiter der Abteilung "Chemische Problemstoffe" der Eawag und Professor am ETH-Departement Umweltwissenschaften(1) - vor kurzem einen Bohrkern aus dem Grund des Greifensees untersucht. Ungefähr alle neun Jahre verdopple sich der Eintrag der häufigsten Verbindung, und ein Ende der Entwicklung ist vorerst nicht abzusehen, ist in einer Mitteilung des Schweizerischen Nationalfonds vom Dienstag zu lesen. "Wir haben aus den Sedimenten des Greifensees einen Kern entnommen, um das Umweltverhalten verschiedener problematischer Stoffe zu untersuchen", erklärt Walter Giger. "Der Sedimentkern ist ein Glücksfall für uns, denn die feinen Schichten dokumentieren die Entwicklung mit hoher zeitlicher Auflösung." In diesem aktuellen Forschungsprojekt untersuchten die Forschenden drei verschiedene Flammschutzmittel, die sich durch die Anzahl der Bromatome unterscheiden, genauer. Während Deca-BDE einen ungebremsten Anstieg verzeichnet, nimmt die Konzentration von Penta-BDE und Octa-BDE seit zehn Jahren wieder ab – so das Resultat der Untersuchungen.
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Deca-BDE, die am häufigsten benutzte Substanz mit 10 Bromatomen, gilt als vergleichsweise unbedenklich. Die beiden verwandten Verbindungen Penta-BDE und Octa-BDE mit niedrigerem Bromgehalt stehen demgegenüber im Verdacht, hormonaktive Stoffe zu sein. Ob der stark ansteigende Eintrag von Deca-BDE wirklich unproblematisch ist, ist Inhalt weiterer Forschung. Experimente mit Klärschlamm haben bereits gezeigt, dass unter sauerstofffreien Bedingungen ein Teil des Deca-BDE umgewandelt wird. "Es könnte sein, dass diese Abbauprodukte ebenfalls hormonaktiv sind", vermutet Walter Giger. Nicht auszuschliessen sei, dass auch in den Seesedimenten eine gewisse Umwandlung stattfinde, weil die Zusammensetzung der bromierten Flammschutzmittel in den Sedimenten anders sei, als man dies aufgrund der industriell verwendeten Produkte erwarten würde. Die Empa-Forschenden wollen zudem untersuchen, wie die problematischen Stoffe in der Umwelt transportiert werden. Sie führen deshalb beim Thunersee umfangreiche Analysen durch. Basierend auf den Messdaten wollen sie anschliessend in Zusammenarbeit mit der Gruppe für Umwelt- und Sicherheitstechnologie der ETH Zürich den Fluss der Stoffe im Detail rekonstruieren. |
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