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Rubrik: News
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Publiziert: 04.12.2001 06:00

Organe aus dem Labor
Noch ein langer Weg

(bhu) Die Ehemaligenvereinigung der Werkstoffstudierenden hatte am vergangenen Freitag zu ihrem vierten Treffen eingeladen. Thema des Abends war die Herstellung von künstlichem Gewebe und in Zukunft vielleicht Organen im Labor (vergleiche hierzu den ETH-Life-Bericht voonm Freitag, 30.11. 2001:"Laborleber als Vision"). Da für die entsprechende Forschung auch embryonale Stammzellen als Hilfsmittel in Betracht gezogen werden, stellen sich gewichtige ethische Fragen, die an diesem Abend auch angeschnitten wurden.

Der Markt als Ziel

Als Referenten sprachen und stellten sich den Fragen Jeffrey Hubbell , Professor am Institut für Biomedizinische Technik der Universität und der ETH Zürich, der Mediziner William Pralong vom Waadtländer Universitätsspital in Lausanne sowie Klaus Rippe von der Arbeits- und Forschungsstelle für Ethik an der Universität Zürich. Die Veranstaltung, die in Englisch abgehalten wurde, lockte rund 100 Interessierte an.

Jeffrey Hubbell sprach über den Markt für Materialwissenschaftler in der Medizin. Das Ziel einer Produktentwicklung müsse der Markt sein, betonte Hubbell, und nicht die Technologie als solche. Um dabei erfolgreich zu sein, müssten die Forscher in der Ausbildung – zum Beispiel an der ETH - auch Biologie und andere Life Sciences belegen. Dies gelte vor allem für Biomaterialien. Ein Beispiel dafür: Knorpel kann man bereits gut im Labor herstellen. Bis hingegen etwa ein so komplexes Organ wie die Leber im Labor gezüchtet werden kann, dauert es laut Hubbell noch mehr als zehn Jahre.

Moralische Verpflichtung

William Pralong ging auf die Gentherapie ein. Seine molekularbiologischen Ausführungen waren wohl etwas schwere Kost für die Anwesenden. Klaus Rippe legte dar, dass die Medizin in diesem Bereich vor einem Problem steht: das Angebot an Organen könne den Bedarf bei weitem nicht decken. Es bestehe aber die "moralische Verpflichtung" hier eine Lösung zu finden.


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Rippe, Pralong, Hubbell
Lauschen der Frage eines Zuhörers: die drei Referenten Klaus Rippe, William Pralong und Jeffrey Hubbell an der Verantstaltung "Growing organs in the laboratory?". gross

Die Hoffnung bestehe nun darin, dass Organe, die im Labor etwa aus embryonalen Stammzellen gezüchtet würden, das Angebot vergrössern könnten. Damit tauche die Frage auf, ob Forschung mit embryonalen Stammzellen erlaubt sein könne oder nicht. Für Rippe besteht ein Grundproblem hierbei in der drohenden Instrumentalisierung des Lebens.

Wie nötig sind embryonale Stammzellen?

Die Referenten scheuten sich nicht, auch auf kritische Fragen offen zu antworten. So entgegnete Hubbell auf die Frage, ob er denn mit seiner Forschung aufhören würde, wenn diese in der Bevölkerung auf eine starken Ablehnung stossen würde, ohne zu Zögern mit Ja. Alllerdings sei die Akzeptanz eine Frage des Marketing. Der Computer sei auch einmal auf sehr grosse Ablehnung gestossen. Für Pralong und Rippe ist dagegen die Akzeptanz mehr eine Frage der Kommunikation. Forscher sollten nicht nur informieren, sondern auch das Feedback aus der Bevölkerung in ihre Arbeit aufnehmen. Wobei Pralong aus seiner Arbeit als Arzt zu berichten wusste, dass persönliche Betroffenheit die Einstellung eines Menschen sehr stark ändern könne.

Bei der Frage nach der Forschung mit embryonalen Stammzellen sieht der Ethiker Rippe grundsätzlich keine ethischen Probleme; der Respekt vor diesen speziellen Zellen müsse gewahrt werden. Jeffrey Hubbell dagegen geht davon aus, dass körpereigene Stammzellen den grössten Erfolg bringen werden und deshalb der Gebrauch embryonaler Stammzellen gar nicht nötig ist.




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