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Rubrik: News
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Publiziert: 14.03.2006 06:01

Christo und Jeanne-Claude an der ETH
Zwei Leben für die Kunst

(nst) In eher ungewohnter Umgebung haben die beiden weltbekannten New Yorker Künstler Christo und Jeanne-Claude gestern Montag Abend ihr Werk vorgestellt: im Hörsaal F 1 des Hauptgebäudes der ETH. Mehrere Hundert Interessierte lauschten gebannt ihrer auf Englisch gehaltenen Präsentation der aktuellsten Werke "The Gates" (2005) und "Over the River" (falls die Bewilligung kommt, ca. 2009). Das berühmte Power-Couple sprach mit Witz und Charme anlässlich der von der Grossbank Credit Suisse ermöglichten Ausstellung zu deren 150-Jahr-Jubuiläum. Ab kommendem Freitag kann sie im eigens errichteten Museumspavillon auf der Sechseläutenwiese am Zürcher Bellvue besucht werden. (1)

Stoffdach für den Arkansas River

Im Zentrum des Bildvortrags der Künstler - sie wurden beide am 13. Juni 1935 geboren - stand die bisherige Geschichte von "Over the River". Bei dem Projekt soll der Arkansas River im US-Bundesstaat Colorado auf einer Strecke von 60 Kilometern mit einem insgesamt 11 Kilometern langen transparenten Stoffdach überdeckt werden. Wenn alles gut geht, das heisst: falls die vielen behördlichen Hürden übersprungen werden, könnte "Over the River" im Sommer 2009 von der "software period" in die "hardware period" übertreten, wie es Jeanne-Claude formulierte.

Ein langer Atem ist bei den gigantischen Projekten, die das Paar sich in den Kopf setzt, Pflicht. Fast ein Vierteljahrhundert lang, von 1971 bis 1995, dauerte zum Beispiel die Überzeugungsarbeit des betont unpolitischen Duos bei politischen Entscheidungsträgern, bis der Berliner Reichstag in silbern glänzende Folie eingepackt werden konnte.

Hartnäckig verfolgte Ziele

Während des Vortrags an der ETH wurde klar, dass ihr Werk nur mit einem hartnäckig verfolgten Zusammenspiel von unendlich vielen technischen und logistischen Verhandlungsdetails zustande kommt. "Fast die Hälfte unserer Ideen konnten wir verwirklichen", so Jeanne-Claude. "Architekten wären froh, kämen sie auf diese Quote."


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Rückhaltlos engagiert für das eigene, grosse Werk: Christo und Jeanne-Claude bei ihrem Vortrag an der ETH. gross

Ihr Tatendrang ist ungebrochen; nichts kommt dabei aus der Schublade, bei jedem Werk beginnt die Arbeit bei Null. So erfordert "Over the River" ein umfangreiches Erarbeiten und Testen von massgeschneiderten Lösungen für das Gewebe der Panels sowie für deren Befestigung über dem Fluss. Ein Team von Spezialisten ist damit während Jahren beschäftigt.

Hommage an die Vergänglichkeit

Die Vergänglichkeit dieser Art von Kunst macht dem Publikum offenbar mehr zu schaffen als ihren Schöpfern. Warum der grosse Pavillon auf der Sechseläutenwiese nur zwei Wochen dort stehe, wollte ein Zuhörer wissen. "Weil die Stadt auf dem Platz etwas verbrennen muss", antwortete Christo ungerührt - und erntete damit viel Gelächter im Publikum. Seine Partnerin lieferte eine tiefer reichende Erklärung nach: "Die Vergänglichkeit unserer Werke ist eine Hommage an alles, wofür wir Liebe und Zärtlichkeit empfinden", sagte Jeanne-Claude. "Wir lieben ja die Kindheit, weil wir wissen, dass sie nicht ewig dauert, wir lieben unser Leben, weil es kurz ist. Genauso geht es uns mit unserer Kunst." Der selbe existenzielle Ansatz klang auch in einer Entgegnung auf die Frage nach dem Lieblingswerk an: "Wieviele Kinder haben Sie? Zwei? Nun: welches lieben Sie mehr?"


Literaturhinweise:
Die Christo-Website: www.christojeanneclaude.net

Fussnoten:
(1) Siehe zum selben Thema den "ETH Life"-Bericht "Gewobene Welt" vom 10. März 2006: www.ethlife.ethz.ch/articles/campuslife/christoJCl.html



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